Licthbild-Bühne (June 1912)

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Seite 18 L • B • B No. 23 alle einzelnen Antworten geht ein unbe¬ dingter Zug der absoluten Bejahung, eine fast glühende Anerkennung des Wertes der Erfindung. Naturgemäß ist es auch, daß auch aus unserem eigenen Lager heraus zu der aufgerollten Frage Stellung genommen wurde. — Die „Frankfurter Zeitung“ er¬ hielt von der Projections-Actien-Gesell- schaft „Union“ folgende Ausführungen übersandt: „Der unstreitig überraschend hohe Aufschwung, den die Kinobranche in den letzten 5 Jahren genommen hat, hat der Presse Anlaß gegeben, sich mit dem Thema „Theater und Kine¬ matographie“, „Schule und Kinemato¬ graphie“ recht eingehend zu beschäfti¬ gen, und es ist offenbar das gute Recht der Oeffentlichkeit, eine Er¬ scheinung, die nicht ohne starken Einfluß wohl auf alle Schichten der Bevölkerung geblieben ist, kritisch zu beleuchten. Da Ihr Artikel lediglich die Materie „Theater und Kinemato¬ graphie“ behandelt, können wir uns in unserer Darstellung lediglich auf diesen Stoff beschränken. Der Herr Artikelschreiber baut seine Aus¬ führungen auf der Basis auf, daß das „Kino als eine ernste Gefahr, als eine die Entwickelung des Theaters ver¬ hängnisvoll beeinflussende Konkurrenz anzusehen ist“ und gibt als Beweis die rechnerische Erwägung, daß im letzten Jahre 22 Theater in Deutsch¬ land und 29 Theater in Oesterreich ihren Konkurs erklären mußten. Nehmen wir zunächst einmal an, daß diese Voraussetzung - die, flüchtig betrachtet, anscheinend starke Beweis¬ kraft besitzt - richtig ist, so ist da¬ mit lediglich der Beweis für die wirt¬ schaftliche Konkurrenz erbracht, das heißt, um dieses Zahlenexperiment sinngemäß im Worte zu übertragen: das Kino hat klipp und klar bewiesen, daß im Jahre 1911 in Deutschland 22 Theater, in Oesterreich 29 Theater — nicht mehr lebensfähig waren. Denn, wären sie es gewesen, dann wäre die hundertfach grössere Anzahl von Kinos nicht imstande gewesen, sie „zugrunde zu richten“. Würden wir aber selbst dem Herrn Artikel¬ schreiber die Möglichkeit zugeben, daß ohne das Entstehen des Kinos jene 22 und 29 Theater ihre Pforten nicht geschlossen hätten, wo liegt dann das Recht, dem neuen Unternehmen einen Vorwurf aus seiner Konkurrenz zu konstruieren? Wenn A seit hundert Jahren ein Warengeschäft betreibt und B und C durch irgendwelche Momente dem Bedürfnisse des Kaufpublikums mehr entgegenkommen, welche Zeitung in aller Welt sähe sich durch den Ruin des A veranlaßt, den Kampfruf „Nieder mit B und C“ anzustimmen. Sie werden nun entgegnen, in diesem Falle liege kein öffentliches Interesse vor. A habe sich selbst zu schützen und könne er das nicht, so müsse er, so bedauerlich das ist, zugrunde gehen. Die Kunst zu schützen, die sich selbst nicht schützen kann, dazu ist die Presse der berufene Vertreter. Diese Erwiderung würde jedoch hinfällig, wenn Sie sich z. B. an die Stellungnahme der Ihnen nahestehenden Kreise zum Thema „Warenhaussteuer“ erinnern. Als damals die Regierung die heute von ihnen verlretenen Grund¬ sätze des Schutzes des Kleinkaufmanns und Gewerbetreibenden vertrat, sahen Sie selbst in dieser Maßnahme gegen die Warenhäuser eine Einschränkung des freien Wettbewerbes, eine Erdrosse¬ lung. Warum bekennt man sich im Konkurrenzkampf Kino kontra Theater zu anderen Grundsätzen? Doch wir möchten nicht zu weit abschweifen, wir brauchen es nicht, denn wir glauben, Ihnen beweisen zu können, daß diejenige Basis, auf der die Fol¬ gerungen des Herrn Artikelverfassers aufgebaut sind, einer falschen Voraus¬ setzung entspricht. Er gibt dem Kino die Schuld, daß die Theater leer stehen und in Konkurs gehen und ver¬ gißt, daß das Kino überhaupt noch nicht existierte, als-die Theater schon leer standen und in Konkurs gingen. Sie werden als Kenner der Verhältnisse zugeben, daß wir eine Theaternot in dem von Ihnen ange¬ deuteten Sinne mindestens schon seit zehn, seit fünfzehn Jahren haben und nicht nur in geringem Umfang, sondern vor acht Jahren genau so umfangreich, wie im letzten. Das Kino, „diese wirt¬ schaftliche Gefahr für das Theater“ hat überhaupt noch nicht existiert oder trug noch den Charakter der Me߬ platzbude, und die Theaternot war da, war so groß, daß die weitaus größte Zahl der Theater durch hohe staat¬ liche und städtische Subventionen mit Mühe in einem Stadium ökonomischen Vegetierens existieren konnte. Welche Ursachen den wirtschaftlichen Nieder¬ gang des Theaters begründeu, das zu untersuchen ist nicht unsere Sache; wohl aber ist es unsere Aufgabe, hier festzustellen, daß wir das Kino in seiner heutigen Gestalt erst seit knapp 4 Jahren haben, daß es also unmöglich die Ursache des seit 15 Jahren bestehen¬ den finanziellen Krachs des ernsten Theaters sein kann, ganz abgesehen davon, daß es selbst in diesem Falle dadurch am treffendsten — seine Existenzberechtigung illustriert hätte. Das Kino besteht und prosperiert. Das Theater zeigt seit Jahren, daß es es sich in einer Epoche wirtschaftlichen Niederganges befindet. Die Folge aus dieser Erkenntnis ist unseres Erachtens nicht: nun muß das Kino geknebelt werden, sondern: dann muß das Theater gebessert werden, und nach dieser Richtung hin steht es uns nicht an regenerierend zu wirken. Der zwe'te Hauptvorwurf, den der Herr Artikelschreiber dem Kino macht, ist „die Pflege eines niedrigen Ge- schmakniveaus, wodurch der ursprüng¬ lich neutrale Geschmack allmählich in Ungeschmack verwandelt werde“. Zu¬ nächst wird sich auch hier über die be¬ stimmte Voraussetzung des „ursprünglich neutralen Geschmacks“ streiten lassen, da das Kino seine Bilder doch nicht Kindern von 3 Jahren aufwärts zeigt, deren Geschmack vielleicht noch „neu¬ tral“ ist und dementsprechend zu bilden wäre, sondern seine Darbietungen Erwachsenen präsentiert, deren Ge¬ schmack mehr oder weniger guter Richtung doch irgendwie bereits ge¬ bildet, also nicht mehr neutral ist. Der Herr Verfasser würdigt an dieser Stelle objektiv die Momente, die zugunsten des Kinos sprechen. Wir könnten dem in diesem Sinne von ihm aufgeführten Material noch eine ganze Anzahl weiterer Daten hinzufügen, die auf dieses Plus¬ konto zu buchensind, möchtenaber, daes uns hier lediglich um eine ernste sachliche Darstellung handelt, den An¬ schein vermeiden, als ob wir die Ge¬ legenheit zu einem reklamehaften Selbstlob ausnützten. Im Zusammen¬ hänge damit spricht der Herr Artikel¬ schreiber den Wunsch aus, der Kine- matograph müsse, anstatt des Vielerlei, das Wissen über begrenzte Gebiete gründlicher gestalten. Wir wissen nicht, inwieweit der Herr Artikel¬ schreiber außer seinen Fachkenntnissen noch Spezialgebiete aus dem täglichen Leben beherrscht; das eine wissen wir aber, daß bis zum Entstehen des Kinos kein Mensch durch irgend eine andere Institution oder Methode so fesselnd und anschaulich über Spezial¬ gebiete informiert wurde, daß nie¬ mandem in dieser bequemen, klaren Form Gelegenheit gegeben war, rasch große Industrien in lebendiger Tätig- ondor-Film Ges. m. b. H. 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