Licthbild-Bühne (June 1912)

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Seite 10 L - B ■ B No. 25 S®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®® ®®®®®®®@®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®®i jedenfalls in seinen knappen Freiviertel¬ stunden sorgsam studiert hat, denn er doziert folgendermaßen: ,,Die kinematographischen Unterneh¬ mungen zeigten ursprünglich nur Auf¬ nahmen von Naturschönheiten. Damals waren sie eine unbedenkliche, ja be¬ grüßenswerte Ausnützung der neusten photographischen Errungenschaften, so¬ lange sie, ihrer historischen Entwicklung entsprechend, auf den Ersatz der alten plastischen Panoramen, des Mutoskops und des Stereoskops, sich beschränkten. Sie haben sich heute unter geschickter, manchmal raffinierter Ausnützung der neusten technischen Errungenschaften durch die Vorführung von Handlungen und Begebenheiten aller Art eines Teiles der dramatischen Kunst bemächtigt. Die kinematographisch vorgeführten lebenden Bilder beschränken sich nach dem heutigen Stand der Technik auf gedrängteste, laut¬ lose Durchführung einer Handlung. Rein bildlich werden Kämpfe und Konflikte dargestellt. Diese Bilder können nur vermittels des Auges auf den Zuschauer wirken, das die Beweggründe für die einzelne Handlung aus eigner Phantasie sich erklären kann. Es ist ihm da der weiteste Spielraum gelassen. Die dra¬ matische Kunst, die Einheit aller freien und unfreien Kräfte, die die Wirkung der Dichtkunst auf das Gemüt und die Ein¬ bildungskraft, der bildenden Kunst für das Auge und der Musik für das Ohr in sich vereinigt, läßt alle handelnden Personen im gesprochenen und gesungenen Wort die Werke ihres Willens erläutern. Der Zuschauer ist Teilnehmer aller Empfindungen, der Beweggründe des Tun und Lassens, des Wiederstreites von Gefühlen und Pflichten, alles Dinge, die der Kinematograph der sinnfälligen Illusion überläßt.“ Wir aber sagen darauf: Das ist ja gerade der Wert des Kinematographen. Die mühelose Einwirkung war tief, das Auge verlangt keine anstrengende Ge¬ hirnarbeit für den im Tagesfrohndienst Schaffenden, der Abends mühelos Be¬ lehrung, Erholung und Zerstreuung sucht. Die literarischen Werte, die. von der Bühne von heute ausströmen, sind an¬ erkanntermaßen so geringe, daß darin der Hauptgrund des Niedergangs der Sprechbühne zu finden ist. Der Ver¬ fasser kommt aber als Laie zu einer gerade entgegengesetzten Ansicht, denn er schreibt: „Hierin liegen auch die Auswüchse und Schäden des Kinematographen be¬ gründet. Moralisch unbegreifliche, ja abstoßende Szenen, wie sie in vielen Kunstwerken des klassischen und modernen D/amas auf dem Theater zur Darstellung ge¬ bracht wurden: Gattenmord, Raub, ehe¬ liche Untreue, erotische Liebe bei Ge¬ schwistern usw. verlieren bei der Vor¬ führung eines wahren Kunstwerkes auf dem Theater ihre bei bildlicher Dar¬ stellung mögliche schädliche Wirkung, da im Verlaufe des Dramas die Charakter¬ eigenschaften, die Beweggründe und die Buße der handelnden Personen für ihre Auflehnung gegen die Allgemeinheit und die sittliche Weltordnung den Zuschauer durch des Dichters Worte vermittelt werden.“ Dem Herrn Rechtsanwalt, der aller¬ dings in BUhnendingen nicht sattelfest zu sein braucht, müssen wir belehren, daß pantomimische Darstellungen eben¬ falls Ausdrucksmittel für Gedanken sind. Gattenmord, Raub, eheliche Untreue, exotische Liebe usw. haben also nicht nur auf der Sprechbühne ihre Heimats¬ berechtigung, sondern auch bei uns. Im Gegenteil: wir behaupten, daß das lebende Bild mildert, die lebendige Dar¬ stellung dagegen vergröbert. Nun bekommt der Kinematograph noch seinen weiteren Teil ab, denn er darf natürlich als Theaterkonkurrent über¬ haupt kein gutes Haar besitzen; dies S3gt die Denkschrift u. a. in folgendem: „Die rein äußerliche Darstellung von Handlungen im Kinematographen erregt lediglich die Sensationslust des Zu¬ schauers, ohne nach dem Beispiel des Dramas die innere Teilnahme an den Gemütsregungen der Handelnden auszu¬ lösen. Der Zuschauer sieht nur den Effekt, nicht den Affekt, sein sittliches Empfinden wird nicht veredelt, sondern verflacht und womöglich verroht. Die knappe Vorführung von Handlungen und Begebenheiten ohne jede innere Begrün¬ dung führt aber auch bei sittlich ein¬ wandfreien kinematographischen Bildern PLANIAWERKE Aktien-Gessllsdiaft für Kohlenfabrikation Neue Adresse: Fernspr. Amt Zentrom 11586 n. 11587 BERLIN NW. 7, Dorotheenstraße 30 Fernspr Amt Zentrum H586 ii. 1587 ' — i Spezial'KotilenstiHe ■ — > für » » Kinematographen und Effektbeleuchtung. « « lüü ondor-Film Ges. m. b. H. BERLIN SW. 48, Friedrichstraße 235 Telefon Nollendorf 450. oi oi oi Telegramme Kondorfilm. Wirkliche Sorgenbrecher sind unsere gemischten Programme mit Schlager. » Sie madien den Preis - wir tun den Rest. «