Licthbild-Bühne (June 1912)

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No. 26 L • ß • ß Seite 15 über diejenigen Kinos anszusprechen, die sich dann den Wünschen der öffent¬ lichen Meinung nicht fügten. Der libe¬ rale Abgeordnete WetterlS bemerkt nicht ganz unrichtig, daß ein Boykott ganz ohne jeden Wert sei. Denn die Haupt¬ besucher der Kinos und unsere Jugend ließen sich überhaupt keine Vorschriften, was sie besuchen dürften oder nicht, machen. Nach einigen kurzen Repliken der Abgeordneten Müller und Emmel schließt die Debatte, und die Stimmen¬ zählung ergibt die Annahme des Kom¬ missions/orschlages, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Dagegen stimmten nur die Mehrheit der Sozialdemokraten, und ein Liberaler ent¬ hielt sich. Der Kampf geht weiter. ampf führt zum Fortschritt. Sind K Kinö und Schule wirklich noch feindliche Streiter? Als sie es waren, lag die Schuld an beiden, denn der Pädagoge muß die besten Mittel wählen und das Kino konnte ihn nicht überzeugen, daß es zu diesen gehöre. Heute anerkennt die gebildete Welt die Stärke des Kinematographen und macht nur gegen die Kinos, Er¬ werbsquellen mit oft verderblichem Ein¬ fluß Front. Für Schulmänner gäbe es nur ein Ideal: fort mit den Kinos aas dem Bereic : der Jugend und Kulti¬ vierung ihres Wesens in den Klassen- räumen. Turmhohe Hindernisse stehen der Verwirklichung dieses Zukunftsbildes noch im Wege. Der internationale Kinokongreß, der kürzlich in Paris tagte, beweist dies am besten. Die 3. Kommission hatte zur Frage der Kinos in den Schulen Stellung zu nehmen. Ihr Bericht schmeckt nach Wassersuppe, entbehrt jeden Gehalts. Er nennt die Frage sehr interessant, aber sehr verwickelt, mit dem Endzweck, dem Lehrer die Möglichkeit zu bieten, den Schülern anziehenderen und wirkungs¬ volleren Unterricht zu geben. Ueber Mittel und Wege hat aber ein Schleier gelegen, der auch in Paris nicht gelüftet wurde. Es mußte konstatiert werden, daß bisherige Versuche negative Resul¬ tate hatten. Weil eben alle Faktoren versagten. Weil ein Sprung gewagt werden sollte, statt eines schrittweisen Vordringens. Weil — das Kino, nicht die Geschäfte, sondern das Mittel, für Schulzwecke noch nicht reif war. Auch heute noch gibt es nur ein Tasten, vor allem in der Wahl der Stoffe. Einig sind wir alle, daß Reisebilder in Geographie und Etnographie wertvoll Kino und Schule. sind, die sogenannten klassischen und industriellen Aufnahmen aber versagten. Schülervorstellungen nicht im Lehrsaal schlugen fehl und können nicht den Beifall der Männer des Unterrichts finden, sie bleiben immer zu sehr Veranstaltung, Zerstreuung, Vergnügen, um als Lehr¬ oder Bildungsmittel durchgreifend wirken zu können. Ein „genehmigtes“ Pro¬ gramm, wie „In Rußland“, „Vögel daheim“, Kavallerieübung“, „Eine Alpen¬ tour“, „Ausbruch des Vesuv“, „Kupfer¬ minen“, „Jagd auf Eisbären“, dazwischen humoristische Aufnahmen, läßt nicht so viel Wissen in der Jugend aufkommen, wie es das Kino in der Schule er¬ reichen muß. Rühmend sei anerkannt, daß der Kongreß der schweren Aufgabe des Schulmannes gedachte, daß man ihm nur die Rolle des Konferenciers, des Bildererklärers zuweisen will. Wenn der Pädagoge sich damit nicht zu bescheiden vermag, so ist der Wunsch nur recht und billig, daß die Technik des Kinos dem Kinofachmann und nicht dem Lehrer Vorbehalten bleibe. Dennoch kam der Kongreß nicht über den „Wunsch“ hin¬ aus : eine Kommission, bestehend aus Kinounternehmern und Schulmännern möge Mittel und Wege finden, die Frage zu lösen. In erster Reihe sind die Kosten ein Hemmnis zur allgemeinen Einführung des Kinos in der Schule. Staat, Ge¬ meinden weichen dem Neuen begreiflich aus, denn das alte Konto weist noch zu viel im „Soll“ auf. Wo die Schule autonom verfügen könnte, ist die dispo¬ nible Summe ein Tropfen im Meere der Bedürfnisse. Es gibt nur einen Weg, den des privaten Eingreifens, in ge¬ wissem, hier zu berührenden Sinne, ondor-Film Ges. m. b. H. BERLIN SW. 48, Friedrichstraße 235 Taltfon Nollendorf 450. 010101 T*l*gr«mmc Kondorfilm. wenn die Schulmänner einig sind, wollen, wie man wollen soll und wenn sie die Kraft haben, die Privatinteressen für die Sache zu gewinnen. Wo ist der Filmfabrikant - er kann international oder Patriot sein, der Bilder für Unterrichtszwecke anfertigen würde? Koryphäen des Lehrwesens müssten für die wichtigsten Lehrgegen¬ stände Sujets ersinnen, gemeinschaftlich, einstimmig die „Textbücher“ zu diesen Aufnahmen ausarbeiten. Hier kann der Gelehrte volkstümlich sein bis zur äußersten Grenze, hier wird ihm der Philantrop helfen, die Psyche, die Seele des Kindes zu erobern, und erstklassige Libretti müßten geschaffen werden können. Nun käme der technische Be¬ rater und der Aufnahme-Operateur als Dritter im Bunde hinzu und der Fabri¬ kant schafft und „verlegt“ diese in allen Sprachen zu verstehenden Bildwerke. Der gegenwärtige Filmmarkt weist die weiteren Schritte. Das Leihsystem der Kinos hat die erste, zweite, dritte u. s. w. Woche geschaffen, die Schule wird daran festhalten müssen und Wanderzyklen der Sujets werden erstehen. Desgleichen hätten jene Schulen, die keine eigenen Apparate sich beschaffen können, Leih¬ maschinen zu benützen. Je nach der Dotation, die von einzelnen Unterrichts¬ anstalten für Kinozwecke geboten werden können, kämen die Wochenprogramme und eventuell die Leihapparate in Be¬ tracht, aber auch die kleinste Dorfschule, die ihr Scherflein beiträgt, käme in den Besitz eines Teiles, aber des gleich¬ wertigen Materials für diese Art An¬ schauungsunterricht. Die Basis der ganzen Organisation könnte eine auf diesem Ge¬ biete erprobte Kraft oder - altherge¬ brachter Sitte gemäß, ein Ausschuß - Wirkliche Sorgenbrecher sind unsere gemischten Programme mit .Schlager. » Sie machen den Preis - wir tun den Rest. «