We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
Seite 8 L • B ■ B No. 27 Die Kinematographie von Maschinenbewegungen. Original-technische Hinweise von Hans Bourquin. (Nachdruck verboten.) -- ' ie kinematographischen Dar- D Stellungen sind längst über das Niveau des nurUnterhaltendenhin- . ■ =. [ ausgewachsen. Kunst und Wissen¬ schaft haben den Film in ihren Dienst gestellt, und auch der Techniker bedient sich heut gern und zweckmäßig der kinematographischen Darstellung, wenn er den Gang einer Maschine zeigen will, ohne in der Lage zu sein, den Apparat selbst vor dem Auge des Zuschauers spielen zu lassen. So wurde kürzlich von einer inter¬ essanten Verwendung des Films zur Dar¬ stellung maschineller Prozesse erzählt, welche die praktischen Amerikaner sich ausgedacht haben. Reflektiert dort z. B. auf einer abgelegenen Farm jemand auf eine landwirtschaftliche Maschine, so ist es für ihn natürlich meist nicht leicht, diese vor dem Kauf zu besichtigen. Die Maschine heranzuschaffen würde große Kosten verursachen, oder es müßte der Kauflustige vielleicht eine lange Reise dorthin unternehmen, wo der Apparat fabriziert wird. Da hilft denn der Kine- matograph. Der Farmer läßt den be¬ treffenden Vertreter kommen; dieser bringt einen Film und natürlich den kinemato¬ graphischen Apparat mit, und nun mag die Maschine im lebenden Bilde ihre Vorzüge spielen lassen, um dem vielleicht noch schwankenden Reflektanten den Entschluß zu erleichtern. Ueberhaupt werden auch technische Lehrstätten immer mehr kinematische Darstellungen in den Kreis ihrer Unter¬ richtsmittel zu stellen haben. Es ist an sich der Gedanke ja nicht neu, Kine- matogramme dort vorzuführen: es sei aber auch an dieser Stelle darauf hin¬ gewiesen, daß in der Kinematographie wirklich eines der besten Anschauungs- mittel gegeben ist, das kaum durch etwas anderes ersetzt werden kann wenigstens wo es sich darum handelt, das Spiel von Bewegungen klar zu legen. Abbildungen genügen dazu kaum, weil sie tot er¬ scheinen, und bewegliche Modelle sind zumeist nicht allen Hörern gleichzeitig so zur Anschauung zu bringen, daß der Vortrag durch eine im ganzen Hörsaal gleichmäßig sich vollziehende Illustrierung unterstützt würde. Ja, es können selbst Originale sozusagen sehr unzulängliche Anschauungsmittel ihrer selbst sein. Man denke beispielsweise an das Werk einer Taschenuhr, welches durch künstliche Anschauungsmittel viel deutlicher ge¬ macht werden kann, als wenn man es gewißermaßen an der Quelle selbst studiert. ln bezug auf die Kinematographie von Maschinenbewegungen müssen aber verschiedenePunkte berücksichtigt werden, und unsere kleine Plauderei will ver¬ suchen, sie ein wenig klar zu legen. Sehen wir uns zuerst allerhand Verhält¬ nisse an, bei welchem die Zeit eine Rolle spielt. Bei allen Aufnahmen von Bewegungen, welche dem Beschauer deutlich vor Augen geführt werden sollen, wird es vor allem darauf ankommen, daß die be¬ treffende Maschine ganz langsam läuft. Sodann ist es nötig, daß pro Sekunde eine reichliche Anzahl von Aufnahmen gewonnen werde. Wir würden darum empfehlen, ihren Betrag nicht unter 20 bleiben zu lassen. Die Aufnahme¬ vorgänge innerhalb der betreffenden Sekundenbruchteile selbst müssen dann wieder so kurz gehalten werden, als es nur irgend für ein Zustandekommen der Lichtwirkung nötig ist, damit die Auf¬ nahmen möglichst wenig verwischt er¬ scheinen. Nehmen wir z. B. an, daß ein Rad kinematographiert werden soll. Wir er¬ teilen ihm zu diesem Zwecke eine so geringe Bewegung, daß es erst in der Zeit von 10 Sekunden eine Umdrehung ausführt, ln dieser Zeit mögen 200 Auf¬ nahmen gemacht werden, und es ist Kreuzkohle Spezialkohlenstifte f. Kinemato- j graphen und Scheinwerfer 45 ► Heid de Co., Neustadt / ^ a. Haardt, B. 42. jfi vorzügliche Qualität-enorm l dann das Rad bei einer Umdrehung in 200 verschiedenen Phasen zu sehen, welche sich vor dem Auge in ebenfalls 10 Sekunden entwickeln, wenn man, was zunächst das Natürliche ist, die sekund¬ liche Bilderzahl bei Aufnahme und Wiedergabe übereinstimmen läßt. Auf diese Weise würde die Bewegung sehr deutlich erkennbar werden und der Beschauer könnte sie gründlich studieren. Allerdings kann es oft etwas umständ¬ lich sein, die betreffende Maschine so langsam laufen zu lassen, als für das Zustandekommen eines guten Films not¬ wendig erscheint. Aber man darf hier eine kleine Mühewaltung eben nicht scheuen. Man wird sich verschieden be¬ helfen können. Manche Maschinerien werden sich mit der Hand in ein lang¬ sames Tempo versetzen lassen, und bei größeren Kraftmaschinen mag man die Aufnahme vornehmen, wenn sie unbe¬ lastet auslaufen. Die Bewegung nimmt nach einiger Zeit die gewünschte Lang¬ samkeit an, und die Beharrung ist groß genug, daß sich das Tempo während einiger Umläufe der Räder nicht wesent¬ lich ändert, sodaß bei der Wiedergabe nicht der Eindruck einer gedämpften Be¬ wegung hervorgerufen wird. Sehr unnatürliche Kinematogramme können übrigens entstehen, wenn bei den einzelnen Aufnahmen der bewegte Körper sich in einer ungünstigen Phase befindet. Was wir meinen, wird an einem einfachen Beispiel klar werden. Ein Rad habe sechs Speichen und mache in der Sekunde, unser Gebot der Lang¬ samkeit nicht achtend, drei Umdrehungen. Jede Speiche legt also dann sekundlich 1080 Grad zurück, und sie braucht daher den achtzehnten Teil einer Sekunde, um an die Stelle zu rücken, an welcher sich ihre Vorgängerin befand, welche 60 Grad von ihr abstehi. Nehmen wir nun an, daß in der Sekunde nur 18 Aufnahmen gemacht werden, so müssen, da doch eine Speiche der anderen gleicht, lauter gleiche Bilder entstehen, und bei der Reproduktion wird das Rad keine Be¬ wegung ausführen, sondern es muß stehen bleiben und sich lediglich durch eine gewisse, vielleicht unvermeidlich ge¬ bliebene Verwaschung der bewegten