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No. 27 L - B - B Seite 15 man war sich allgemein der Schwierig¬ keit einer solchen Attacke mit großem Aufgebot in diesem Gelände bewußt. Es ging aber auch hier alles glatt von statten, bis schließlich nach der Auf¬ nahme eines Kampfes auf weitem Felde und des Todes Theodor Körners etc. die Arbeit gegen 6 Uhr abgebrochen werden mußte. In der heutigen Zeit, in der soviel gegen den Kinematographen hergezogen und über den unsittlichen Wert der Lichtbildkunst geschrieben wird, ist es umsomehranzuerkennen, daß die Deutsche Mutoscope- und Biograph-Gesellschaft diese Opfer nicht gescheut hat. Der Film wird sicherlich mit dazu beitragen, aus dem Lager der Kinofeinde Anhänger zu uns hinüberzuziehen und besonders in Schulkreisen als Anschauungsmittel Inter¬ esse hervorrufen. Die Leitung des ganzen Unternehmens lag in der Hand des Herrn Direktor v. Woringen und des Oberregisseurs Porten. Man mußte tatsächlich bewundern, wie die Leitung mit größter Ruhe, Sach¬ kenntnis und Umsichtigkeit die unge¬ schulten Mitwirkenden zu dirigieren ver¬ stand und mit welcher Natürlichkeit die ganzen szenischen Darstellungen durch¬ geführt wurden. Für die zu dieser Auf¬ nahme geladenen Gäste war der Tag der Filmaufnahme „Theodor Körner“ ein schöner interessanter Ausflug ins frische Grün, zumal Herr Direktor v. Woringen in der liebenswürdigsten Weise sich seiner Gäste annahm, wofür ihm be¬ sonders noch hier unser Dank aus¬ gesprochen sei. Ausbeutung der Kino-Schauspieler. in bekanntes Berliner Wochen¬ blatt, die „Große Glocke“, die bisher dem Kinematograph im allgemeinen sehr sympathisch gegenüberstand, brachte in letzter Nummer einen Artikel mit obiger Ueber- schrift, dem wir fast vollinhaltlich zu¬ stimmen müssen und deshalb zur Be¬ herzigung für die Leiter der deutschen Filmfabriken hier ungekürzt zum Abdruck bringen. Der Verfasser schreibt: Die Kinematographie und mit ihr naturgemäß die Filmindustrie haben in den letzten Jahren durch den rapiden Zuwachs der Kinotheater einen unge¬ ahnten Aufschwung genommen. Dadurch werden für die Filmaufnahmen unzählig viele schauspielerische Kräfte gebraucht. Die Filmindustrie hat es verstanden, sich schnell sehr viele große Künstler zu er¬ obern und ihren Zwecken dienstbar zu machen. Selbstverständlich müssen diese Stars auch hoch bezahlt werden. Das Gros der vielen tausend Films aber wird mit Hilfe von Schauspielern und Schauspielerinnen hergestellt, die weit¬ aus weniger verdienen, und wenn man bedenkt, was durch die Kinoindustrie den Unternehmern in die Taschen fließt, so muß man baß erstaunen über die „Gagen“, die jene vielen Filmdarsteller beziehen. Millionen setzen die Kinos um, nahezu ebenso gestaltet sich der Absatz der Filmfabriken, und die Schau¬ spieler gehen fast leer aus in sehr vielen Filmgesellschaften. Neben solchen, die ihre Darsteller durchaus angemessen honorieren, gibt es solche, bei denen man ohne Uebertreibung direkt von einem Ausbeutungssystem sprechen kann. Um das zu beurteilen, will ich dem Leser eine knappe, treffende Gegenüber¬ stellung unterbreiten. Laut polizeilicher Vorschriften gehen die meisten Auf¬ nahmen außerhalb des Weichbildes der Stadt Berlin vor sich. Das bedingt für die darstellenden Künstler erstens einen großen Zeitverlust, und zweitens ansehn¬ liche Beträge an Fahrgeld, drittens aber noch die Notwendigkeit, sich bei länger dauernden Films außer dem Hause zu beköstigen. Rechnet man Hinfahrt, Rückfahrt und Aufnahme eines verhältnis¬ mäßig kurzen Films, so ergibt das mindestens sechs Stunden, ln An¬ betracht der begreiflichen Anstrengung und Arbeitslast, die solche Aufnahme erfordert, kann man es wohl verstehen, wenn damit die Leistung eines ganzen Tages erschöpft ist. Für diese Arbeit erhalten nun die Schauspieler und Schau¬ spielerinnen die Stargage von 5 Mark (schreibe 5 Mark) allerdings auf einmal und in bar ausgezahlt. Rechnet man 40 Pfennige für Fahrt, und nur eine Mark für Tageskost, so verbleibt ein Rest von 3,60 Mark. Bei diesen Spesen muß der Betreffende aber sehr be¬ scheiden leben, tut er das nicht, so bringt er überhaupt keinen Ueberschuß mit nach Hause. Bedenkt man nun, daß nicht einmal alle Tage Aufnahmen stattfinden, so wird man alsbald klar über die Lage der Kinoschauspieler sein. Es sind ja zumeist Leute, die zurzeit außer regulärem Engagement an einer Bühne sind. Das wissen natürlich die Filmunternehmer und beuten so die auf die wenigen Groschen angewiesenen Darsteller aus. Ich betone wiederholt, daß man auch hier nicht verallgemeinern darf, denn es gibt sehr rühmliche Aus¬ nahmen. Bei den systematischen Aus¬ beutern aber kommt zu dieser rigorosen Art der Bezahlung auch noch die alles zu wünschen übrig lassende miserable Behandlung. Die sogenannten „Re¬ gisseure“ dieser Vampyre sind in den vielen Fällen ausgediente Zirkusartisten oft sogar Leute, deren früherer Lauf — der ja an sich sehr ehrenwert gewesen sein mag - sie noch weniger mit Schauspielkunst in Berührung gebracht hatte. Von diesen Menschen müssen sich nun reife Schauspieler für fünf Mark alles mögliche und unmögliche bieten lassen. Und das ist nicht der kleinste Uebelstand in diesem Fache. Wenn sich ein Theaterdirektor nicht durchaus angemessen benimmt, strikte nach den bestehenden gesetzlichen Be¬ stimmungen handeln würde, so wäre bald die zuständige Behörde hinter ihm her. Für die Kinoschauspieler einzelner Filmfabriken scheint es aber keinen ge¬ setzlichen Schutz zu geben, sie sind allen Unbilden eines schlechtbezahlten, beinahe demütigenden Berufes ausge¬ setzt. Sollte es nicht angebracht sein, daß sich die Theaterpolizei neben der Filmzensur auch einmal um die Lage vieler Kinodarsteller kümmert? — Der Zweck dieser Zeilen ist, die hier herr¬ schenden Mißstände auszurotten, und wenn jene Fabriken, die mit diesen Aus¬ führungen getroffen werden sollten, sich