Licthbild-Bühne (July 1912)

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Seite 28 L ■ B • B No. 27 Kinematographische Schulvorstellungen in Magdeburg. In dem Bemühen, den Kinemato- graphen dem Unterrichte nutzbar zu machen, veranstaltete die kinemato¬ graphische Kommission des Magdeburger Lehrer- und Lehrerinnenvereins in der Woche vom 24. bis 29. Juni im Lichtschau¬ spielhaus-Panorama Schulvorstellungen. Man hatte das Programm unter den ein¬ heitlichen Gesichtspunkt „Das Meer“ ge¬ stellt. ln die Eisgebiete der Ostsee führte das erste Bild. Man schaute die festgefrorenen Schiffe mit ihren vereisten Wanten und verfolgte die Tätigkeit der Eisbrecher, die den Postdampfern der Linie Stettin-Riga die Fahrtrinne öffneten. Einen Kabliaufang an Bord eines Fisch¬ kutters zeigte ein anderes Bild. Staunens¬ wert war der ungeheure Reichtum an Fischen, der mit dem Schleppnetze auf voller Fahrt den Meereswogen entrissen wurde. Mehrere Films aus der Ozeano¬ graphie führten in das verborgene Leben der Meerestiere ein. Was sonst nur dem Auge des Naturforschers Vorbehalten blieb, konnte hier ein jeder mühelos be¬ obachten. Die verschiedensten Arten der Wassertierchen, die in den Meeresalgen ihr Dasein fristen, erschienen auf dem Zauberschirme der weißen Wand in viel¬ facher Vergrößerung. Auch die Medusen des Mittelmeeres, dieser gallertartigen pilzförmigen Meeresbewohner, die mit ihren langen Fangfäden die zu ihrer Er¬ nährung nötigen Lebewesen ergreifen, er¬ regten allgemeines Interesse, ln gleichem Maße fesselte eine treffliche Aufnahme des Einsiedlerkrebses, dieses eigenartigen Bewohners der Meerestiefe, der halb Krusten-, halb Weichtier ist und sich darum zum Schutze gegen die Feinde eine leere Muschel als Wohnung sucht und sie mit sich herumträgt. Durch ihre groteske Körperform fiel die achtarmige Tintenschnecke auf, deren große Arten auch dem Menschen gefährlich werden. Mit ihren langen Fangarmen umklammert sie die Beute und saugt sich mit ihren unzähligen Saugnäpfen fest. Einen herr¬ lichen Anblick gewährten lebende Bilder vom Schwarzen Meere im Sturm und vom tobenden Meere an der spanischen Küste, dessen wildaufwogende Brandung in der Farbenpracht der Morgen- und Abend¬ beleuchtung erschien. Den Schluß der interessanten Darbietungen bildete der Stapellauf des Riesendampfers „Imperator“ in Gegenwart des Kaisers. Man erblickte die ungeheuren Gerüste, zwischen denen der Schiffsrumpf auf dem „Helling“ er¬ baut wurde. Stolz glitt nach der Taufe der gewaltige Schiffskoloß in die Fluten. So mächtig war der Druck des Riesen- schiffes auf die Ablaufbahn, daß dieselbe beim Hinabgleiten in Brand geriet. Mit gespanntester Aufmerksamkeit folgten die Schüler und Schülerinnen, die von ihren Lehrern schulenweise hin¬ geführt wurden, den lebenswahren Vor¬ gängen auf der weißen Wand. Um den Kindern die Bilder zum rechten Ver¬ ständnis zu bringen, hatte meist in den Schulen eine eingehende Vorbesprechung des Programms stattgefunden, teils wurden auch die Erläuterungen während der Vor¬ führungen gegeben. Die Films (geliefert von dem Filmverleihinstitut MaxLoeser, Cöln) zeichneten sich durch gute Aufnahme und Klarheit aus. Sicherlich* werden nach dieser Vorstellung die Kinder einen tieferen Eindruck vom Leben in und auf dem Meere erhalten haben, als es ein noch so eingehender Vortrag vermag. Zu wünschen wäre, daß derartig^ Vorstellungen — vielleicht mit ergänzendem Vortrag auch den Er¬ wachsenen geboten würden. Es steht außer Frage, daß in den Kreisen der Ge¬ bildeten und solcher, die ein Verlangen nach Weiterbildung haben, ein Bedürfnis nach einer solchen Betätigung des Kine- matographen vorhanden ist. Das haben die allerseits mit lebhaftem Beifall auf¬ genommenen Vorführungen unleugbar er¬ wiesen, daß der Kinematograph .m un¬ übertreffliches Bildungs- und Belehrungs¬ mittel zu sein vermag. — Ein Teil der Einnahme wurde der Vereinigung für Ferienkolonien zugewiesen. Die Reform in der Branche. Die neuen Projekte, die zur Zeit zur Schaffung einer gesünderen Praxis innerhalb der Kinematographie besprochen und vorbereitet werden, sind noch nicht so weit gediehen, um die Sache in der Oeffentlichkeit zu besprechen. In der ver¬ flossenen Woche haben Konferenzen der Fabrikanten stattgefunden, in denen über die neuen Projekte eingehend beraten wurde. Ebenso haben die Verleiher eine Konferenz gehabt, in der dem Vernehmen nach die Gründung einer Zentrale zur Wahrnehmung der Interessen der Ver¬ leiher begründet wurde. Mit dem Aus¬ bau derselben ist ein Berliner Verleiher beauftragt worden. Näheres über beide Projekte sind wir heute noch nicht in der Lage, der Oeffentlichkeit zu über¬ geben. Symphonie-Konzert in einem Kinematographen-Theater. So oft wir leider gezwungen sind, über ungerechte Anfeindungen berichten zu müssen, die unsere kurzsichtigen Feinde gegen uns ausspielen, so selten im Gegensatz dazu haben wir aber auch Gelegenheit, über erfreuliche Großtaten innerhalb unserer Theaterpraxis berichten zu können, denn der harte Erwerbs¬ kampf zwingt uns, die Ideale zurück- drängen zu müssen. Mit ganz außer¬ ordentlicher Freude konstatieren wir an dieser Stelle, daß eine solche Großtat in Mannheim zu verzeichnen ist. Dem dortigen Saalbau - Theater (Filiale der Aktien-Gesellschaft für Kinematographie und Film-Verleih, Straßburg) arrangierte Herr Direktor Karl Knietzsch ein Symphonie-Konzert mit der 50 Mann verstärkten Hauskapelle des Saalbau- Theaters. 1. Trauermarsch aus der 3. Symphonie (ereica) op. 55 Es-dur L. von Beethoven. 2. Peer Gynt-Suite 2 . . . Grieg. a) Der Brautraub. —Ingrids Klage. b) Arabischer Tanz. c) Peer Gynts Heimkehr. - Stürmischer Abend an der Küste. d) Solvejgs Lied. 3. Aus „Parsifal“ . . . R. Wagner. a) Karfreitagszauber. b) Abendmahlsszenen. 4. Vortrag über die „Symphonie in C-dur mit L. von Beethovens Namen überliefert“ Herr Direktor Karl Knietzsch. Hierauf: Symphonie in C-dur. 5. Ouvertüre zu „Die Vehmrichter“ Berliez. Dieses künstlerische Ereignis hat in den Mannheimer Tageszeitungen außer¬ ordentlich lobende Kritiken gezeitigt, von denen wir die des „Neuen Mann¬ heimer Volksblatts“ hier zuerst ab- drucken. „Mit dem durch die hiesige Grena¬ dierkapelle auf 50 Mann verstärkten Saalbauorchester eröffnete Herr Direktor Karl Knietzsch im Saalbautheater den Reigen seiner musikalischen Dar¬ bietungen. Die Veranstaltung stand in qualitativer wie in quantitativer Hinsicht auf vornehmen, künstlerischen Niveau. Mit den düstern Akkorden von Beethovens Trauermarsch aus der 3. Symphonie (ereica) op. 55 in Es- dur begann das Konzert. Darauf kam Grieg mit einem seiner unbekannten Orchesterwerke, der Peer Gynt-Suite 2, zum Wort, dessen wechselnde Stim¬ mungen, der stürmische Brautraub, die schwermütige Klage Ingrids, der graziöse Tanz Anitras und das von tiefer Melancholie durchwehte Lied Selvejgs gut getroffen wurden. Recht glücklich gelang auch die Wiedergabe der bekanntenBruchstücke „Karfreitags¬ zauber“ und „Abendmahlsszene“ aus Wagners „Parsifal“. Die wunderbaren Kantilenen und die feierlichen Accord- felgen wurden sehr wirkungsvoll ge¬ spielt und dadurch die andachtsvolle, ernste Stimmung des Bühnenweih¬ festspiels festgehalten. Großes Inter¬ esse brachte man der mit Beethovens Namen überlieferten Symphonie in C-dur entgegen, deren Wiedergabe Herr Direktor Knietzsch durch eine