Licthbild-Bühne (July 1912)

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Seite 34 L ■ B • B No. 27 Ein Wanderkino in Müttersholz im Elsaß verbrannt. Eine Benzinexplosion entstand am 10. Juni in dem Gefährt eines wandern¬ den Kinematographen - Besitzers. Der Mann wollte nach seinem im Betriebe be¬ findlichen Motor sehen. Dabei kam er mit dem Lichte dem Benzinbehälter zu nahe. Es erfolgte eine schwache Explosion und der Mann, sein Wagen und Motor standen augenblicklich in Flammen. Mit bren¬ nenden Kleidern stürzte der Bedauerns¬ werte auf die Straße. Seine Frau, die ihm nacheilte, wurde ebenfalls von den Flammen ergriffen und erlitt bedeutende Verletzungen, während die des Mannes nicht so schwerer Natur sind, denn es gelang ihm, sie im Straßenstaub zu er¬ sticken. Der wandernde Geschäftsbetrieb ging vollständig in Flammen auf. Aufnahme der Passionsspiele in Jerusalem. Vor einigen Tagen hat eine große amerikanische Künstlergesellschaft Jeru¬ salem verlassen nach einem zwei¬ monatigem Aufenthalt. Sie kam im Auf¬ träge eines New Yorker Kinematographen- Instituts, das dadurch ein französisches ähnliches Unternehmen aus dem Felde schlagen will, daß es die Aufnahmen zur Darstellung der Leidensgeschichte Christi in Jerusalem selbst veranstaltet an denselben Orten und fast mit der¬ selben Umwelt in Trachten und Volks¬ typen wie in jener Zeit. Die Aufnahmen fanden deshalb statt am Fuße des Oel- berges, in der Nähe des Davidsturmes, am Damaskustor, und da beim Heiligen Grabe und auf der Kalvaria so etwas nicht gestattet wt-den konnte, fand die Kreuzigungsnachbildung in einem Ge¬ lände sechs Kilometer nördlich von Jerusalem statt, wo man die Boden¬ verhältnisse denen des alten Kalvaria- hügels als ziemlich ähnlich betrachtete. Die Unkosten müssen groß sein. Mohammedaner, Juden und Christen be¬ trachten mit sehr mißtrauischen Augen solche ihnen unbegreifliche Vorstellungen, zumeist in voller Oeffentlichkeit. Aber der rollende Dollar hat die meisten Be¬ denken überwunden. Am Tage vor der Abreise sollen am sogenannten Stephans¬ tor der feierliche Einzug Jesu in die Stadt dargestellt und aufgenommen werden. Die Zahl der Neugierigen war sehr groß wegen der Nähe der Stadt. Da aber inmitten der Eingeborenen in Turban, Fes und orientalischer alltäg¬ licher Gewandung auch ganz modern gekleidete Herren und Damen erschienen mit aufgespannten Sonnenschirmen und dergleichen, konnte die Aufnahme nicht geschehen ohne deren Entfernung. Die gutbezahlte Polizei sollte das bewerk» stelligen, fand aber Widerstand, weil Wege und Tore für alle seien. Die Polizei ging nun mit Knütteln vor (!), aber es entstand, wie die Kölner Volks¬ zeitung berichtet, ein so heilloser Wirr¬ warr, daß die Gesellschaft von der Auf¬ nahme abstehen mußte. Am Tage der Abreise soll sie aber noch in Jaffa un¬ weit des Hafens einen großen Fischzug an der Meeresküste dargestellt haben. Um die Künstler sich jedesmal in die verschiedenen darzustellenden Rollen einleben und die passendste Bekleidung, Stellung, Qesichtsausdruck usw. wählen zu lassen, wurde vorher deutlich und langsam allen die darzustellende Hand¬ lung aus der Heiligen Schrift vorgelesen und dann eine Reihe von großen Bildern vorgelegt, in welchen die berühmtesten Künstler das betreffende Ereignis in Farben darstellen. □ Gerichtliches □ Eine Betrugsaffaire in Kattowitz. Angeklagt war der Bureauvorsteher A. Nitsche. Im „Weltspiegel“ war im vorigen Jahr Herr Eckreich Geschäfts¬ führer. Der Angeklagte, der am „Welt¬ spiegel“ finanziell beteiligt ist, suchte den Eckreich auf alleWeise herauszudrücken, da dies nicht anders ging, sollte das Unter¬ nehmen in eine Genossenschaft umge¬ wandelt werden, und dann war Eckreich überflüssig. Eckreich arbeitete im „Welt¬ spiegel“ mit Wechseln, und so stellte er einen über 370 Mk. und einen über 150Mk. aus. Beide Wechsel brachte Nitsche unter. Am Fälligkeitstage löste sie Eckreich nicht ein und die deutsche Volksbank belastete mit dem gesamten Betrage den Nitsche, der ein Guthaben bei der Bank hat. Es war zwischen Eckreich und Nitsche vereinbart worden, daß in „schweren Zeiten“ im „Weltspiegel“ die Wechsel von Nitsche solange prolongiert werden sollten, bis es Eckreich möglich war, nach und nach die Betrage abzu¬ zahlen. Für die zwei eingeklagten Wechsel, die für Rechnung des Nitsche in der Volksbank lagen, stellte Eckreich einen Prolongationswechsel aus, der mit den Gerichts- und sonstigen Kosten auf 547 Mk. lautete. Eckreich übersandte den Prolongationswechsel mit dem Er¬ suchen, Nitsche solle die alten Wechsel durch den neuen einlösen. Nitsche ver¬ sprach dies, aber er zog die alten Wechsel nicht aus dem Verkehr und be¬ hielt den Prolongationswechsel bei sich. Im Gegenteil, er setzte den Prolongations¬ wechsel vom August 1911 um und nun wurde gegen Eckreich auch der prolon¬ gierte Wechsel eingeklagt, so daß Wechsel auf die doppelte Höhe der tatsächlichen Schuld im Verkehr waren. In der zweiten Wechselklage wurde zwar behauptet, daß Nitsche für den Prolongationswechsel Valuta bekommen habe, das wurde aber von Eckreich bestritten, es soll vielmehr nur Mache gewesen sein, um ihn, den Eckreich, aus dem Geschäfte zu bringen. Die alten Wechsel wurden erst im Sep¬ tember auf das Kontokorrent des Nitsche bei der Deutschen Volksbank gebucht und so aus dem Verkehr gezogen. In dem Vorgehen erblickte das Gericht einen Betrug und verurteilte Nitsche zu 150 Mk. Geldstrafe. □ Literatur □ Annuaire de „Cinema“ heißt das französische Kinojahrbuch, das regelmäßig von Charles Mendel in Paris herausgegeben wird. Das stattliche Buch der diesjährigen neuen Ausgabe 1912 ist ein Nachschlagewerk für alles Interessante unserer Branche in Frank¬ reich und im Ausland. Es bringt die kompletten Adressen der Fabrikanten, Händler und Theater, das Marken¬ verzeichnis, ein Verzeichnis der Opera¬ teure, behördliche Vorschriften, Statuten der Vereinigungen, alphabetisches Sach¬ register mit kurzen Erläuterungen für Operateure etc. etc., kurz ein Werk zum Nutzen der Branche, zur Ehre des Herausgebers. Berichtigung. In voriger Nummer brachten wir eine uns von anscheinend unterrichteter Seite eingesandte Notiz, daß die Firma Film¬ zentrale Pallas, Charlottenstraße 19, ihren Betrieb im Oktober nach Koch¬ straße 14 verlegen wird. Der Inhaber der Firma Herr A. Mintus, schreibt uns dazu, mit der Bitte um Veröffentlichung Folgendes: „Ich denke gar nicht daran, mein unter der alten Adresse bestens bekanntes Geschäft, welches ich eben erst, eine günstige Gelegenheit wahrnehmend, im selben Hause in bedeutend größere Räume verlegt habe, an anderer Stelle aufzumachen. Die irreführende Notiz ist Ihnen jedenfalls von einem seitherigen Angestellten eingesandt worden, welcher zu einer erst im Entstehen begriffenen Konkurrenzfirma übergeht, und wohl meint, ob solch krummen Wegen einen Teil meiner jetzigen oder zukünftigen Kundschaft von mir abzuziehen. Gelingen dürfte es ihm ja nicht, denn jeder Ge¬ schäftsmann wird Leute, welche der¬ artige unlautere Manöver nötig haben, um Boden zu gewinnen, richtig bewerten und demgegenüber die Verbindung mit einer gut eingeführten, reellen Firma zu schätzen wissen.“