Licthbild-Bühne (July 1912)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 28 L • B - B Seite 11 sich auf den Boden des Gesetzes stellen werden, das für eine Präventivzensur keinerlei Handhabe bietet und noch viel weniger für einen Zwang zur Vorfüh¬ rung in einem städtischen Prüfungs¬ institut. Die Kinobesitzer nehmen diesen Standpunkt ein, weil sie, die schon an Mieten, Steuern, Umlagen, Sporteln etc. sehr große Summen aufbringen müssen, nicht einsehen, auf Grund welchen Rechts sie gezwungen werden könnten, mit ihren teuer bezahlten Angestellten die Geschäfte des Stadtpolizeiamtes zu besorgen. Die Kinobesitzer brauchen ihre Angestellten notwendig zum Be¬ trieb ihrer eigenen Geschäfte und sind nicht bei jedem zweimal wöchentlich er¬ folgenden Programmwechsel in der Lage, ihre Theater so lange zu schließen, bis ihre Angestellten, deren Tätigkeit bei der Polizei bei der großen Anzahl der zu prüfenden Films sich auf viele Stunden erstrecken müßte, wieder abkömmlich sind. Ein weiterer Grund für die Kino¬ besitzer, von dem Film-Prüfungsinstitut abzusehen, liegt darin, daß durch das Aufhören der Stuttgarter Filmzentrale und die Weigerung der Fabrikanten, die Films hier noch einmal vorführen zu lassen, die Kinobesitzer, die ursprüng¬ lich damit rechneten, daß diese Vorfüh¬ rung hauptsächlich durch die Filmzen¬ trale und die Reisenden der Filmfabri¬ ken besorgt würde, nunmehr selbst mit ihren Angestellten tagelang auf dem Stadtpolizeiamt zubringen müßten, wo¬ runter ihre Erwerbstätigkeit empfind¬ lich zu leiden hätte. Die Kinotheater sind heute ein fest gegründeter, daseinsberechtigter Zweig des Erwerbslebens, in dem hohe Werte investiert sind, und es werden die Kino¬ besitzer eine Beschränkung der Ge¬ werbefreiheit, auf welche der Antrag des Herrn Polizeidirektors offenbar ab¬ zielt, keinesfalls geduldig hinnehmen. Ehrerbietigst Der Vorstand des Vereins der Württem- bergischen Kinematographenbesitzer. Wilhelm Nagel, 1. Vorstand. Ewald Wiebelhaus, 2. Vorstand. Rechtsanwalt Walter Loewen- stein II, Vereinssyndikus. * * * Wir selbst können nur wünschen, daß dieser Eingabe die gebührende Be¬ achtung in behördlichen Kreisen findet, denn jegliche Spezial-Kinderzensur ist von allergrößtem Schaden für die Ge¬ samtbranche. Wissenschaftliche Kinematographie. us dem Spielzeug, genannt La- terna magica, formte die Wissen¬ schaft das Scioptikon, das gar bald als Doppelapparat den An¬ forderungen nicht mehr genügte. Pro¬ jektionen nach der Methode von Ives oder von Joly, zuletzt von Prof. Miethe brachten farbige Diapositivbilder, un¬ durchsichtige Bilder wurden projiziert, die Röntgenstrahlen durchleuchteten Körper und Leinwand, man baute stere¬ oskopische Bildwerfer, projizierte wis¬ senschaftliche Versuche, gelangte end¬ lich zu mikroskopischen Projektionen — immer mit feststehenden „toten“ Bil¬ dern, bis der Kinematograph das Leben wiedergeben konnte, so wie es ist. Nun wurde fast dieselbe Stufenleiter erklommen. Der körperliche Eindruck der lebenden Photographie sollte stere¬ oskopisch vermehrt werden, was für den einzelnen Beschauer gelang; die Farbenkinematographie ist durch das System Urban-Smith „Kinemacolor“ und durch den Doppelapparat von Friese- Green vorwärts gebracht worden, Eijk- mann und Köhler widmeten sich der Röntgenkinematographie. Die Frage der mikroskopischen Kinematographie muß eine aktuelle genannt werden, kurz, wir haben vollgültige Beweise, daß die wissenschaftliche Kinematographie bald Allgemeingut werden dürfte. Es gibt kein Gebiet der Wissen¬ schaft, auf dem der Kinematograph entbehrlich sein wird. Physik und