Licthbild-Bühne (July 1912)

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Seite 16 L • B • B No. 30 lung von den organisationslustigen Kino¬ schauspielern, die jetzt eine Berufsge¬ nossenschaft von vorläufig 103 Mit¬ gliedern gründeten, ausgesprochen. Die Filmfabriken hatten ihre Regis¬ seure zu dieser Versammlung entsandt. Diese erklärten, daß die Forderungen der Kinomimen eigentlich schon längst erfüllt sind. Die Gage für Statisterie beträgt gewöhnlich pro Tag 5 Mk., für kleine Rolle 6—10 Mk. und für große 10—30 Mk. Die ganze Organisation der Kino¬ schauspieler ist für die Allgemeinheit unserer Branche nur von geringem In¬ teresse. Die ca. 500 Kinoschauspieler werden durch Gewaltsmaßregeln nichts erreichen können. Sache der Regisseure ist es, neben menschenwürdiger Be¬ handlung eine den heutigen sozialen Verhältnissen entsprechende Entloh¬ nung zu gewährleisten. Die Not der Schauspieler war schon vor der Kinematographie eine große; wir sind willens, sie zu mildern, streiten aber den Schauspielern das Recht ab, an den vermeintlichen Riesengewinnen der Filmproduktion entsprechend parti¬ zipieren zu wollen. Harry Waiden in Alt-Heidelberg. ■■ ■ " ie wir schon vor längerer Zeit be- W richten konnten, wird Harry Waiden, der Lieblingsschau- • ■ • »I Spieler der Damen, demnächst im Film vor das große Publikum treten. Von den verschiedensten illustrierten Zeitungen sind mit Rücksicht auf den Hauptdarsteller in den Films Szenen bildlich wiedergegeben worden. Wir sind heute schon in der Lage, auf die erste Novität vorher eingehen zu können. Der erste zur Ausgabe ge¬ langende Film erscheint unter dem Titel „Alt-Heidelberg, du feine“. Der Zuschauer sieht sich zu Beginn des Films in die Aula des Gymnasiums versetzt, von dem Harry scheidet, um die Universität in Heidelberg zu be¬ ziehen. Nach einem rührenden Ab¬ schied vom Elternhause sehen wir Harry im Zug in den Bahnhof von Heidelberg einfahren, wo er von frö- lichen auf dem Bahnsteig anwesenden Studenten zum Fuchs gekeilt wird. Bald entspinnt sich zwischen Harry und dem liebreizenden Töchterchen des Hauses, in dem der junge Student Woh¬ nung genommen hat, ein inniges Liebes¬ verhältnis. Herrlich ist eine Fahrt, welche das junge Paar mittels der Zahnradbahn auf den Schloßberg in Heidelberg unter¬ nimmt. Der Zuschauer begleitet die beiden jungen Leute auf dieser Fahrt in die steile Höhe und auf einem Spaziergang durch die herrlichen Alleen des Schlo߬ gartens und hat Gelegenheit, die wun¬ derbaren Reste dieses herrlichen Kunstwerks der Renaissance, des impo- sentesten und schönsten mittelalter¬ lichsten Bauwerks, zu besichtigen. Auf dem schönsten Punkte des Schloßbergs, von welchen aus man einen herrlichen Ausblick auf das weite Neckartal bis hinab zum fernen Rhein genießt, finden sich die Lippen der bei¬ den Liebenden zum ersten Kuß. Wir begleiten den jungen Studenten auch auf seine erste Mensur, die in allen Teilen getreu wiedergegeben worden ist, unter Mithilfe einer schlagenden Berliner Studentenverbindung, die ihr echtes Paukzeug für den Zweck der kinematographischen Aufnahmen herge¬ liehen hatten. Interessieren wird es, daß bei der Aufnahme dieser Mensur sd peinlich genau alle Sitten und Ge¬ bräuche der Studenten befolgt worden sind, daß das echte Paukzeug den bei früheren Mensuren in sich aufgenom¬ menen roten Lebenssaft infolge der im Aufnahmeatelier herrschenden großen Hitze wieder auszuschwitzen begann, so daß nach Beendigung dieser Aufnahme die Körper von wirklichem Blut troffen. Nach Beendigung seiner Studien finden wir Harry als Angestellten eines großen Eisengußwerkes Norddeutsch¬ lands, wir sehen ihn alle Phasen des in¬ teressanten Betriebes praktisch durch¬ machen: glühendes Eisen schmieden, mit den modernsten Werkzeugmaschi¬ nen umgehen, wir sehen ihn den gewal¬ tigen Kran dirigieren, der tausende von Zentnern hebt und wir sehen ihn schließlich sogar glühendes flüssiges Eisen dem gewaltigen Schmelzofen ent¬ heben und in die selbst verfaßte Form gießen. Diese hochinteressante Auf¬ nahme wurde in einem der größten Eisengußwerke Norddeutschlands ge¬ macht und ist das Realischtiste, das überhaupt im Film bisher gezeigt wor¬ den ist. Wiederholt schwebte der Schauspieler Harry Waiden bei dieser Aufnahme in größter Lebensgefahr. Leiter des chemischen Laborato¬ riums geworden, gelingt es Harry Wai¬ den, eine bedeutsame Erfindung zu machen, durch die er sich das höchste Vertrauen und schließlich die Hand der Tochter seines Chefs erringt. Auf dem Ball, auf welchem die Ver¬ lobung erfolgt, bewundern wir Harry Waiden, der ja wegen seiner Tanzkunst berühmt ist, als Tänzer. Außer Harry Waiden treten auf diesem Ball noch an¬ dere bedeutende Charaktertänzer auf. Einige Jahre später finden wir Harry mit seiner Gattin auf der Durchreise von Monte Carlo nach Berlin wieder in Heidelberg. Das Ehepaar hat sich nichts mehr zu sagen. Es war nicht Liebe, sondern Ehrgeiz, der Harry zu seiner Heirat bestimmt hatte. Wieder wandert Harry auf den herr¬ lichen Schloßberg, diesmal allein. Als er dort angelangt ist, wo er einstmals den ersten Kuß mit der Jugendgeliebten tauschte, taucht die Erinnerung an ver¬ gangene Zeiten mächtig in ihm auf. Im Geiste sieht er sich wieder als jungen Studenten mit Band und Mütze, der das geliebte Mädchen in seinen Armen hält. Das Rauschen des Neckars zu seinen Füßen weckt Harry aus seinen Träu¬ men. Tiefer Schmerz erfüllt ihn über das verlorene Jugendglück. Zum Zweck dieser mit großen Un¬ kosten verbundenen Aufnahmen hatte sich Herr Direktor Pinschewer mit Herrn Harry Waiden mit einem Schau¬ spielerensemble u. a. nach Heidelberg selbst begeben. Auch die seitens der Königlichen Eisenbahndirektion gütigst erteilte Er¬ laubnis zur Benutzung eines Bahnsteigs hat mit dazu beigetragen, ein möglichst