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Seite 22 L • B ■ B No. 33 Fläche nötig ist, wenn eine einheit¬ liche Wirkung entstehen soll.“ In dieser Weise schreibt der Herr Professor 6 Feuilletonspalten voll, nichts ist ihm recht. Der Pianist ist ein musi¬ kalischer Handwerker, der auf einem verstimmten Klavier in roher Weise herumtrommelt, die Mimik der Schau¬ spieler ist übertrieben und doch unver¬ ständlich etc. etc., so daß selbst dem Unbefangensten bei dieser Fülle kunst¬ wissenschaftlicher Gemeinplätze die ju¬ ristische Frage aufstößt: ,,Cui bono“ — „Wer profitiert davon?" Denn den zu Anfang versprochenen Beweis der Un¬ kunst des Kinos hat der Herr Professor nur sehr mangelhaft geführt. Aber auch diese Frage ist leicht beantwortet. Der Herr Professor schreibt über das Thema „Theater und Kinematograph“: „Im gesprochenen Drama tritt uns die Sünde, das Laster, das Verbrechen in künstlerischer Form, d. h. psycho¬ logisch motiviert, durch die Worte, die Zeichnung der Charaktere, den Gang der Handlung erläutert und wahrscheinlich gemacht, vor Augen. Im Kinematographen dagegen gibt es keine psychologische Entwicklung, keine Seelenmalerei, also auch keine Motivierung der Abweichungen von Gesetz und Sitte. Für ihn ist eine Verführungsszene, ein Mord, eine Verfolgung, ein Diebstahl, eine Hin¬ richtung nichts als ein Bewegungs¬ vorgang, unverständlich, unmotiviert, roh und abstoßend. Ein Publikum, das sich an solche Darstellungen ge¬ wöhnt, muß notwendig den Sinn für feinere Motivierung, für tiefere Seelenschilderung, kurz für wahre Kunst verlieren. Man weiß, daß der Kino, dessen Erfolg wesentlich auf diesen sensationellen Films beruht, dem Theater sehr starke Konkurrenz macht, daß zum Beispiel allein in Deutschland schon über 20 Theater, in Oesterreich-Ungarn noch mehr, in¬ folge dieser Konkurrenz eingegangen oder in Kinotheater umgewandelt worden sind. Das bedeutet also einen Verlust an wahrer Kunst, an geistiger Kultur, den man nicht gleichgültig mit ansehen kann. Denn mögen diese kleinen eingegangenen Theater auch noch so minderwertig gewesen sein, sie waren eben als Theater doch un¬ endlich viel besser selbst als der beste Kino. Denn sie boten wenigstens die Möglichkeit künstlerischer Auffüh¬ rungen, die beim Kino zum mindesten, was die Gattung der „Dramen“ be¬ trifft, nicht vorhanden ist.“ „Ach so!“ sagt der Leser; „ach so!“ habe ich auch gesagt. Ja, ja, die bösen Kinos und die armen Theater-Direk¬ toren, diese ideal veranlagten Leute, die nur nach dem Höchsten in der Kunst streben. Oder irre ich mich? Sollte es auch Theater-Direktoren geben, welche anderen Idealen huldigen? Die viel¬ leicht gar sagen: „Das Ideal des Menschen ist . . . das Geld! Ein Lump, . . . wer kein Ideal hat!“ Operateur-Automat und Ein-Mann-Orchester. n " wei amerikanische Erfindungen Z sollen berufen sein, in der Kino¬ branche einen großen Um- ■ o«i Schwung hervorzurufen: derOpe- rateur-Automat und das Ein-Mann-Or- chester. Bei ersterem handelt es sich um keinen Automaten, bei dem man einen Groschen einwirft und dafür mit einem Handgriff — einen Operateur an¬ gelt, sondern um einen Apparat, der automatisch Kinovorführungen voll¬ bringt; bei letzterem um das sogenannte „Telharmonium“, bei dem ein Musiker durch Elektrizität dasselbe leistet, wie ein Orchester. Die Firma Liesegang in Düsseldorf fabriziert bekanntlich ein Seioptikon, das automatisch Diapositive wechselt und bei welchem der Rezitator seinen Vortrag halten und dank dieses Appa¬ rates sein eigener Operateur sein kann. Die Lampe steht durch eine elek¬ trische Leitung mit dem Vortragenden in Verbindung. Schaltet dieser den Kon¬ takt ein, so setzt sich der elektrische Motor in der Lampe in Bewegung und dieser bringt das Wechseln der Diaposi¬ tive zuwege. Kaum ist das neue Bild an Ort und Stelle vor dem Objektiv, so schaltet sich der Motor automatisch aus und tritt erst wieder in Tätigkeit, wenn der Vortagende den Kontakt aufs neue heisteilt. Schon bei diesem Apparat kann jede Sekunde ein Bilderwechsel erfolgen. Die Platten stecken in einem Stahl- oder Aluminium-Rahmen, die eine endlose Kette bilden, so daß die Vor¬ führung der Diapositive stets aufs neue ununterbrochen erfolgen kann. Die La¬ terne besitzt eine automatisch regulier¬ bare Bogenlampe und auch einen auto¬ matischen Objektivverschluß. Auf diesem Prinzip beruht der ame¬ rikanische Kinematograph,Automat. Die Filmrolle ist dadurch endlos gemacht, daß Anfang und Ende zusammengeklebt werden. Die Einschaltung des elektri¬ schen Stromes tritt in die elektrische Bogenlampe, die sich nicht nur automa¬ tisch reguliert, sondern erst nach ge¬ wissem Zeitraum, wenn die Lampe ein¬ reguliert wieder brennt, den Strom wei¬ ter gibt, so daß sich der Motor in Bewe¬ gung setzt. Der Film wird abgerollt, der Blender kreist vor dem Licht bei jedes¬ maligem Bilderwechsel und sobald ein Bild zu Ende ist, befindet sich in der Filmrolle schwarzer Blankfilm. Sobald dieser vor dem Objektiv erscheint, wird im Zuschauerraum der Kontakt zum Ki¬ nematograph unterbrochen. Dies ge¬ schieht durch Umdrehen eines Stöpsels, indem dadurch gleichzeitig die Saalbe¬ leuchtung eingeschaltet wird. Soll die Vorführung weiter gehen, so wird der Stöpsel wieder gedreht, die Saalbeleuchtung erlischt und die An¬ wesenden gewöhnen sich an das Dunkel, bis die Bogenlampe richtig brennt und der Kinematograph in Funktion tritt. fNELLY, die j,-- ? Tierbändigerin . n K