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Seite 6 L • B • B No. 35 „fachmännisch“ den Brand zu besich¬ tigen. Die dünne Rabitzwand entsprach damals den behördlichen Anforde¬ rungen, denn sie gilt als feuersicher, wenn sie auch nicht feuerfest ist. Jetzt wird fachmännisch erklärt, daß das Ex¬ plodieren einer Spiritusflasche oder dei Brand eines Weihnachtsbaumes schon genügen würde, um eine solche Rabitz¬ wand durchzudrücken. Wenn jetzt die Fachleute durch die Besichtigung des Brandherdes ver¬ suchen, etwas zu lernen, so wird das Er¬ gebnis auf alle Fälle sein, daß neue, möglichst teuer zu erfüllende verschärfte baupolizeiliche Bestimmungen ausge¬ heckt werden. Wir von der Kinemato¬ graphie haben aber gelernt, daß es mit der baufachmännischen Wissenschaft dieser Sachverständigen und Gesetzes¬ macher nicht weit her sein kann, denn sonst hätte man damals nicht zum vor¬ geschriebenen eisernen Vorhang die Rabitzwand darüber gestattet und da¬ durch den beabsichtigten Zweck, ein Uebergreifen des Feuers auf den Zu¬ schauerraum zu verhindern, wieder illu¬ sorisch gemacht. Dieselben behördlichen Organe aber, die so eklatant ihren Dilettantismus be¬ wiesen haben, sind auch zum persön¬ lichen Schutze des Kinematographen- publikums tätig. Dieselben behördlichen Organe haben uns bisher mit einer Fülle von Vorschriften bedacht, die oft das Gegenteil von dem darstellen, was der Nachbarstaat für verordnungsrichtig be¬ funden hat. Speziell die Apparate-Fabri- kanten, die ihre Maschinen nach allen Orten Deutschlands verkaufen, können ein Lied davon singen, wie buntscheckig die einzelnen Feuerschutz-Vorschriften sind. Unser Projektions-Apparat ist jetzt mit so viel Feuerschutzvorrichtun¬ gen versehen, daß man sich wundern mußte, weshalb es vorher ohne diese nicht täglich gebrannt hat. Wir haben am Apparat und in der Wand insgesamt 8 Klappen, die „im Falle eines Falles“ im Moment klappen sollen. Früher war die Feuerschutztrommel brandverhin¬ dernd, jetzt wurde sie verworfen, weil sie brandfördernd' wirkt. Die Gesamtsumme aller Einzelbe¬ stimmungen ergibt als Fazit, daß sie nur als tastende, dilettantenhafte, unfach¬ männische Versuche zu gelten haben. Der lehrhafte Fall im „Theater des Westens“ wird als Vorläufer eines lehr¬ haften Falles bei uns in der Kinotheater- Praxis zu betrachten sein. Auch bei uns wird das kommende Schuldbeispiel, trotzdem wir es wirklich nicht herbei¬ sehnen, den „fachmännischen“ Behör¬ den beweisen, daß die Ursache eines eventuellen Kinobrandes vielleicht ganz wo anders liegt, als bei den schützenden 8 Klappen, doppeltem Lampenkasten, Vexiertrittbrett für die Vorführer-Beine usw. Das Schminken der Filmdarsteller. chauspieler beherrschen das Ge¬ biet der Darstellung vor der Ka¬ mera des Kinematographen und umsomehr muß es Wunder neh¬ men, daß man auf Films gar so häufig „verschmierte“ Gesichter oder auffällige Spuren der Perrücken bemerkt. Die Künstler, die gewiß im Schminken und in der Maske die nötige Routine be¬ sitzen, vergessen, daß Details, die im Rampenlicht vorteilhaft wirken, bei der Projektion entsetzlich werden, denn das Objektiv zerlegt, oft auch mit Ueber- treibung, diese Details. Die Mimen tun daher am besten, die bei der Aufnahme natürlich bleiben, wie sie auch natürlich spielen sollen, der Erfolg wird stets ein größerer sein, weil er der Wirklichkeit entspricht. Zu dieser Schlußfolgerung kommt auch E. Kreß in seinen Konferenzen über die Kinematographie. Es dürfte für so manchen aus unserer Branche von Interesse sein, namentlich wenn* man Laien bei Aufnahmen beschäftigt, zu wissen, wie es die Schauspieler am besten machen, schon aus dem Grunde, weil es auf dem Film einen auffallenden Kontrast geben würde, wären die Schau¬ spieler geschminkt und die Laien nicht. Weder die Dekorationen, noch die Ko¬ stüme, noch die Schminke des Theaters eignen sich zur Kinoaufnahme. Die De¬ kors sollen grau getönt, die Kostüme in einfachen, photographisch rein schwarz oder weiß wirkenden Farben gehalten sein. Bei der Schminke darf man z. B. nicht übersehen, daß rot, rosa, hellblond in der Projektion schwarz er¬ scheinen. Blau und violett dagegen sieht man auf den Bildern weiß, Bei gel¬ ben oder grünen Stoffen werden keine Kontraste, keinfe Details zur Geltung kommen. Weiße Toiletten dürfen nicht bei zu scharfem elektrischem Lichte auf¬ genommen werden. Dasselbe gilt vom weißgeschminkten Clown, von den Pierettes. Bleiweißfarben würden die besten Resultate ergeben, schaden aber den Darstellern, sind daher nicht zu ver¬ wenden. Jedes Schminken, das die Züge her¬ vorhebt, zu sehr ausprägt, ist zu ver¬ meiden. Der Fettgehalt der aufzutragen¬ den Farbe muß sich darnach richten, ob die Haut trocken oder geschmeidig ist. Für die dünnere Haut ist eine aus Rosenwasser, Glycerin und Wismut¬ nitrat zusammengesetzte Flüssigkeit zu empfehlen, doch darf das Nitrat nicht zu gelb sein. Mit dieser Flüssigkeit ist das ganze Gesicht, die Ohren inbegriffen, zu be¬ netzen, nach dem Trocknen bürstet man mit einer sehr weichen Bürste. Kein Rot verwenden, schwarz nur chinesische Tusche oder gebrannten Gewürznagel. Puder muß Talg, Amydon oder Kaolin enthalten. Es ist nicht nötig, vor dem Aufträgen Kakaobutter zu verwenden. Das Weiß darf dadurch weder rosig, noch bräun¬ lich werden. Um den Augenbrauen und Wimpern Dichtheit zu geben, trage man Fettschminke etwas angewärmt auf. Lippen nicht rot schminken, noch weni¬ ger die Nase oder die anliegenden Augenwinkel, wie dies beim Theater üblich ist. Ebenso ist das Röten der Nasenlöcher, Gehörmuscheln zu meiden. Die besten Erfolge, wenn schon ge¬ schminkt sein soll, ergeben die grauen Schminken, ein Gemisch der schwarzen und weißen. Gar vielerlei ist in einer solchen grauen Fettschminke enthalten: weißes Wachs, Vaseline, Lanolin, Wis¬ mut, Talg, Kaolin, Fischbeinweiß und