Licthbild-Bühne (September 1912)

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Seite 24 L ■ B • B No. 36 i)®®®®®©®®®®®®®®®®®®®®®®®®®! Schuld und Sühne (Die ToOcsIahrf) D®®®®®@®®®®®®®®®®®@®®®©! wandte man sich dem Gebrauche von Strom mit hoher Spannung zu, der Kon¬ strukteur Tesba baute besondere Lam¬ pen für diesen Zweck, während man jetzt schon Lampen jeder Volt- und Amperefähigkeit verwendet. Der Strom wird durch eine mit hoher elektrischer Spannung getränkte Sole geführt, indem zwei Drahtspulen, ohne sie zu berühren, darum gewickelt werden, die mit der Lampenröhre verbunden sind. Die Diffe¬ renz in der Voltanzahl und die Leucht¬ kraft der Lampe regeln die Distanz zwi¬ schen den beiden Spulen. Das „kalte“ Licht der Projektion be¬ ruht daher auf dem Prinzipe, eine Lampe für geringe Voltzahl zu verwenden und diese mit Volts zu überlasten. Diese Ueberlastung ist eine sehr bedeutende, aber stets nur von außerordentlich kur¬ zer Dauer und die Beharrlichkeit der Netzhaut muß dazu dienen, die Wir¬ kung eines starken Lichtes zu schaffen. Bei Kinovorführungen mit solchem „kal¬ tem“ Licht hat man die Blende fort¬ gelassen, anstatt das Objektiv während des Wechsels der einzelnen Filmbilder zu verdecken, wird das Licht unter¬ brochen. Um dies zu ermöglichen, ist eine Konstruktion nötig, die darin be¬ steht, daß während des Kurbeins oder des Drehens des Apparates durch Mo¬ tor ein Stab mitgedreht wird, der zwei Kupferzweige hat, die voneinander getrennt sind und gleichen Abstand ha¬ ben. Das Licht entsteht jedesmal, wenn die Lampe mit diesen Kupfer¬ streifen Kontakt hat, sobald dieser Kontakt zu Ende ist, erlischt das Licht. Aus dieser Erfahrung gehen zwei wichtige Dinge hervor erstens, daß der Lichtbogen, wenn er momentan unterbrochen und sofort wieder unter Strom gesetzt wird, betreffs seiner Lichtstärke nicht leidet und daß der so oft als Grundbedingung hingestellte konstante Strom für Projektionen fiktiv ist; es genügt auch hierin, das Auge zu täuschen. Durch das Unterbrechen wird nebenbei auch an Strom gespart, die Dauerhaftigkeit der Lampe verlän¬ gert, die Hitze auf ein Minimum redu¬ ziert, während man bisher der Meinung war, der unterbrochene Lichtbogen be¬ dürfe zu seinem Wiedererstehen die gleiche Zeit, wie beim Anbrennen der Lampe, wobei man das richtige Glühen der Kohlen erst abwarten muß. Da¬ durch, daß der Strom jedesmal nur einen sehr kurzen Druck ausübt, wird die Heizkraft der Strahlen stark beein¬ trächtigt, denn von Kontakt zu Kontakt entsteht immer wieder Licht, aber es fehlt die Zeit, die Wärmestrahlen sich voll entwickeln zu lassen. Was das Licht selbst betrifft, so ist der Grund¬ satz kein neuer mehr, daß die Licht¬ strahlen, die zusammen in die Zeit der Lichtschwingungen der Netzhaut fallen, als Gesamtresultat ein grelleres Licht ergeben. Nehmen wir an, die Wirkung auf die Netzhaut benötige 1 Hundertstel Sekunde, bis sie sich dem Nerv und Hirn mitteilt, so werden deren Ur¬ sachen, die selbst nur 1 Tausendstel Se¬ kunde dauern, zehnfach verstärkt emp¬ funden und zwar statt 10 Erregern nur einer. Wenn man sieht, wie diese Art „kalter" Projektion gar nichts gemein hat mit dem Moorelicht oder mit dem elektrischen Felde zugeführten Gasen, so ist die Hoffnung berechtigt, es wer¬ den bald Mittel und Wege gefunden sein, ein billiges, dem jetzigen eben¬ bürtiges Licht zu haben, bei dem die Wärmestrahlen fast gar nicht zur Gel¬ tung kommen. Hierzu bedarf man kei¬ ner neuen physikalischen Gesetze, keiner chemischen Zutaten oder Pro¬ zesse, es ist nur die Frage einer neu¬ artigen Lampenkonstruktion, die nicht mehr lange auf sich warten lassen kann. Das Prinzip ist gelöst, nun heißt es, dieses für die Praxis auf das beste zu verwerten. Der Chicagoer Kongreß HH er längste Film kann nicht so- D viel Arbeit geben, wie meine Aufgabe, Ihnen über den Kon- , . .. greß zu berichten. Bände voll könnte die „L. B. B.“ drucken, und noch wäre kein überflüssiges Wort zu lesen. Die Chicagoer Tagespresse brachte seitenlange Berichte und eine Seite ent¬ hält hier mehr wie eine Sonntagsnum¬ mer der Berliner Blätter. Unter der Redaktion von Joe Brandt erschien kürzlich eine Kongreßzeitung voll von Neuigkeiten aus den Verhandlungen des Kongresses. Und Joe Brandt als ge¬ wiegter Annoncenmann schreibt im (Von unserem Spezial-Berichterstatter.) Lapidarstil. Und nun soll ich in einem Briefe das alles mit einbeziehen? Erfolg auf der ganzen Linie, das ist das Fazit der grandiosen Veranstaltung. Mein deutsches Herz zuckte immer krampfhaft zusammen bei dem mich stetig verfolgenden Gedanken: warum können die deutschen Kinomänner nichts dergleichen zusammenbringen. Hier konnte man in einem Tage mehr lernen, was Konkurrent und doch wah¬ rer Berufsgenosse zu sein heißt, als bei uns in einer Saison, oder auch, wie Fabrikant, Verleiher und Theaterbe¬ sitzer zugleich einem Doppelziele zu¬ streben: möglichst viel Geld zu machen und die Branche gemeinsam hoch zu heben, denn nur dies bringt Geld ein. Und tobt der Kampf von Trust und Antitrust auch derart, daß deren Man¬ nen sich belagern, überrumpeln, be¬ kämpfen und — verprügeln, sie tun es im Interesse der eigenen Tasche, aber sie zerren nie die Branche in den Kot. Von der Idee, für den Beruf die Sonder¬ interessen hintanzustellen, war hier je¬ der Kongreßteilnehmer durchdrungen; dies wurde nicht als Schlagwort betont, um dahinter eigene Wege zu wandeln, dies wurde nicht erwähnt, aber be-