Licthbild-Bühne (October 1912)

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No. 40 L • B • B Seite 25 Die Kinder und das Kino. n einer Zeit, wo ein Teil der I Lehrerschaft von dem Kino emi¬ nente Gefahren für die Schul- ... kinder befürchtet und darum alle Hebel in Bewegung setzt, um das Kinogewerbe einzudämmen, in einer Zeit, wo aber auch aus Feinden des Kinos dessen Freunde werden, wollen wir auf einen Artikel hinweisen, den das bisher dem Kino nicht holde „American Journal“ veröffentlichte. Es führt den Titel: Zeiget den Kindern die wirkliche Welt“ und den Untertitel: „Das Kino, der große Lehrmeister der Zukunft“, und führt etwa folgendes aus: In der Welt des Unterrichts wird ohne Frage die lebende Photographie künftig ein größeres Werk verrichten, als alle geschriebenen Bücher in der langen Geschichte des Unterrichts voll¬ brachten. Was ist Unterricht? Die Wissenschaft, Kenntnisse, die der Leh¬ rer schon besitzt, auch anderen beizu¬ bringen. Neun Zehntel der Kenntnisse, die wirklich bedeutend sind, ist die Kenntnis der Dinge, die Kenntnis dessen, was gegenwärtig existiert und gesehen werden kann. Wer kann leugnen, daß wir das am besten kennen, was unsere Augen tatsächlich gesehen haben? Die lebende Photographie, die bald überall in Anwendung sein wird, und in wei¬ tester Ausdehnung ausschließlich bei dem Unterricht der Kinder, ermöglicht es dem Kinde, das zu sehen, womit man es bekannt machen will. Was wir sehen, bleibt für immer in dem Gedächtnis haften. Wir haben auf diesem Planet gelebt, unsere Augen ge¬ brauchend, als Menschen hunderte und tausende Jahre. Und die Tiere lernten und bildeten Eindrücke Millionen und Millionen Jahre, bevor der Mensch auf dem Globus erschien. Die Kunst des Lernens, Kenntnisse zu erlangen durch gesprochene oder geschriebene Worte, w urde erst vor nicht langer Zeit einge¬ führt. Es ist ein ungenügendes System und für das junge Kind außerordentlich anstrengend. Alle Kinder und ein großer Teil der Schüler scheuen und \erweigern instinktiv Wissen, das ihnen in geschriebener Form werden soll. Da¬ gegen sieht die ganze menschliche Rasse gern das Wissen, das durch Abbildungen kommt, und die jüngsten Kinder ver¬ langen nach Bilderbüchern. Ist das Bild bewegt, hat es Handlung, das seine Reellität hebt, so hat es absolute Unter¬ richtskraft. Wäre es nicht eine Unmöglichkeit, dem jungen Kinde mit geschriebenem oder gesprochenem Worte einen Begriff zu geben von den fremden Tieren, die auf der Erde existieren? Leset Bücher, haltet Vorlesungen 10 Jahre hindurch ohne Bilder, und der Kindesverstand wird am Ende dieser Zeit keine Ahnung von einem Elephanten, einer Gieraffe, einem Tiger oder einer Boa constructor haben. Führt das Kind in die Menagerie oder laßt es das farbige Bilderbuch studieren und die Tiere sehen, von die¬ sem Momente an wird der Charakter der fremden Geschöpfe ein Teil des absolu¬ ten Wissens im Kinde, ein Teil seines in¬ tellektuellen Besitzes sein. So wird es in Zukunft mit dem Unterricht jeder Art von Wissen sein. Erzählet doch dem Kinde von der wunderbaren Maschine, dem Hydroplan. Bei guter Beschreibung wird einiges In¬ teresse erweckt für eine Maschine, die in raschem Fluge über die Wogen des Gewässers dahingleitet, dann in die Luft sich erhebt und über dem Wasser fliegt. Doch auch da muß man, damit das Kind es verstehe, die Maschine mit einem fliegenden Fisch vergleichen oder mit Aehnlichem, von dem das Kind eine Ab¬ bildung gesehen hat. In Kinobildern sieht man heute den Hydroplan in Tätig¬ keit, das Kind wird Zeuge der wunder¬ vollen Wirksamkeit der eigentümlichen Maschine. Vor den Augen des Kindes wird auf der Leinwand der Hydroplan auf der Oberfläche des Wassers dahin¬ sausen und inmitten der Wogen in die Luft fliegen. Es sieht den Dampf der Maschine, es hört (wenn man es nach¬ macht) das natürliche Geräusch. Dies ist ein wunderbarer, herrlicher Weg, Kenntnisse zu übertragen, der Verstand erhält neue Wahrheiten kurz und bündig und behält sie für immer. Wie herrlich wird der Unterricht in Zukunft sein, wenn es ein Glück sein wird Kenntnisse zu besitzen und zu Ver¬ teilen. Wie schwer ist heutzutage Kin¬ dern Astronomie beizubringen! Durch Kinobilder lernt es dies schön und leicht. Auf der Leinwand erscheint die Feuer¬ kugel Sonne, umgeben von der Familie der Planeten, mit ihren Ringen, Monden und eigentümlichen Bewegungen. Flam¬ mende Kometen fliegen über die Wand, das Licht der Sterne auf ihrem Wege erlöschend. Das Entstehen und Ver¬ gehen, das tausende von Millionen Jah¬ ren benötigt, wird dem Kindesauge vor¬ geführt in Bildern, die von Gelehrten packend und fesselnd wahrheitsgetreu entworfen wurden. Wird Astronomie solcher Art gelehrt, wird das 15jährige Kind so vertraut mit dem wunderbaren Universum, mit dem großen Himmels¬ mechanismus sein, die allein nur die göttliche Macht illustrieren, wie heute mit seines Vaters Gewohnheiten oder mit den dumpfen Schulräumen. Gegner werden behaupten, man mache hierdurch den Unterricht zu leicht, und Wissen, so leicht und gefällig erworben, wird bald entschwunden sein. Von allen stupiden Dingen, daß un¬ wissende „Kindeseizieher“ sagen, ist dies das stupideste. Hat je ein Kind, das die Niagarafälle sah, je üiese wunder¬ bare Demonstration vergessen? Hat ein Kind, das von den Zambesifällen nur hörte, einen klaren Begriff dessen, was nur gehört, aber nicht gesehen wurde? Vergißt es die Majestät der Ausdehnung von Gebirgen, die es sah? Kann es die Bedeutung des Himalaja ahnen, wenn es davon nur hörte? Das Kind wird also Astronomie und Geographie, aber auch Geschichte unterrichten. Riesentiere aus prähistorischer Zeit wird man auf