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Seite 36 L • B ■ B No. 41 Grundstücks Schweidnitzer Straße 31 errichtet hat. Das in Eisenbeton aus¬ geführte Theater-Gebäude, das mit allen modern-technischen Neueinrich¬ tungen, die dem Besucher eines solchen Unternehmens angenehm und wohl¬ tuend auffallen, seien erwähnt, die vor¬ zügliche Ventilation, die in der Weise geschieht, daß die Luft aus dem Freien durch einen Saugmotor in einen Keller¬ raum geführt, und nach ihrer Reinigung und Erwärmung von hier aus in die Theaterräume geleitet wird, sodann der Wechsel von Licht und Dunkelheit, der nicht wie bei anderen Etablissements plötzlich und in einer das Auge schmer¬ zenden Weise erfolgt, sondern nach und nach. Ebenso ist die Einrichtung, daß die Nummer des in Aufführung be¬ griffenen Stückes mittels Transparents angezeigt wird, eine höfliche Aufmerk¬ samkeit den Besuchern gegenüber, die unseres Wissens bisher hier in Breslau in einem Kino noch nicht geübt wurde. Das Programm, dessen Sensation der Film: ,,Im goldenen Käfig“, der Roman einer Tanzdiva in 3 Akten, mit der Sa- haret als Hauptdarstellerin ist, (für die Darstellung soll die weltbekannte Prima ballerina die Kleinigkeit von 60 000 Fr. erhalten haben), erinnert an die Auf¬ machung einer modernen Tageszeitung: Als erstes eine Art kleine Chronik, eine Rundschau über die neuesten Ereignisse in der Politik, vom Kriegsschauplatz, Luftfahrt usw., dann folgt ein feuilleto- nistischer und unterhaltender Teil, der natürlich einen breiten Raum einnimmt, schließlich etwas Wissenschaftliches und Belehrendes. Die dem Publikum vorge¬ führten Aufnahmen sind sämtlich sehr scharf und fast flimmerfrei. Der Inhalt des Dramas: „Im goldenen Käfig“, dessen Aufführung etwa zwei Stunden dauert, ist außerordentlich packend und fand allgemeinen Beifall. Den Schluß der Vorstellung bildeten einzelne Szenen aus dem feierlichen Akte der Amtseinführung unseres neuen Ober¬ bürgermeisters Matting, die eigens für die „Kammer-Lichtspiele“ hergestellt worden sind. Direktor Sage hat sein Unternehmen mit dieser ersten Auf¬ führung in bester Weise beim Breslauer Publikum eingeführt. Erste internationale Kinoausstellung in Wien. Die unter der Förderung des Reichs¬ verbandes der Kinematographen-Be- sitzer und des Bundes der Kino- Industriellen stehende Erste internatio¬ nale Kinoausstellung, die vom 18. bis 24. d. Mts. in den Gartenbausälen statt¬ finden wird, dürfte, nach dem bisherigen Verlaufe der Vorarbeiten zu schließen, sich zu einer der interessantesten und originellsten Fachausstellungen gestal¬ ten, Die Ausstellung, deren Ehren¬ präsidium der Minister des Innern Dr. Freiherr v. Heinold, der Statthalter von Niederösterreich Dr. Frhr. v. Bienerth und der Bürgermeister der Stadt Wien Dr. Josef Neumayer übernommen ha¬ ben, wird einmal der Oeffentlichkeit ein fassendes Bild der fashionablen Ent¬ wicklung der Kinematographie bieten. Die Bureaus der Ausstellungsleitung be¬ finden sich 6. Bez., Gumpendorferstraße 24, „Kinematographische Rundschau“. kostet das Abonnement pro Quartal auf die „Lichtbild-Bühne“ Bisher ersch. Nummern liefern wir gern nach. Verlag der „Lichtbild - Bühne“, Berlin SO. 16 , Michaelkirchstr. 17 . ®®®®®@®®®®®®@® Kino-Vortrag von Professor Schaum in Leipzig. Wie wir bereits in voriger Nummer der „L. B. B.“ kurz vermeldeten, hielt Herr Professor Schaum in Leipzig einen Vortrag über das Thema: „Die ge¬ schichtliche Entwickelung des Kinema- tographen“. Außer den Mitgliedern des „Vereins zur Hebung des Kinemato- graphenwesens“ war auch Polizeirat Weiß, Dezernent für das Kinowesen, er¬ schienen. — Wie die Bücher der Gegen¬ wart und Zukunft nicht nur Gutes, son¬ dern auch Schädliches übermitteln, be¬ merkte der Redner einleitend, so mache sich leider auch in der Lichtbildkunst der Schund breit. Deshalb muß Hand in Hand mit dem Kampf gegen die Schundliteratur auch der Kampf gegen den Schund im Kinematographenwesen gehen. In seiner programmatischen Ein¬ führung in das Wesen und die Ge¬ schichte der Lichtbildkunst behandelte Professor Schaum zunächst die physio¬ logischen und psychologischen Grund¬ lagen, zeigte dann, wie 1832 Plateau und 1839 Horner die kontinuierliche Be¬ wegung festzuhalten suchten, bis mit der Erfindung der Photographie durch Da- guerre diese an die Stelle der alten Hilfsmittel rückte. Die erste tatsäch¬ liche Serienaufnahme machte ein kali¬ fornischer Züchter am Pferde, doch ist das Jahr 1874 als eigentliches Geburts¬ jahr der Kinematographie anzusehen. In diesem Jahre wurde nämlich die erste moderne Aufnahme gemacht, und zwar durch den Astronom Jansen. Dann zeigte der Redner, wie nach den schon 1851 von Talbot gemachten Vor¬ schlägen durch Verwendung elektri¬ schen Funkenlichtes die Zahl der Auf¬ nahmen gewachsen ist. Machte man in den Anfangsstadien 20—30, so ist es in unseren Tagen möglich, 5000 Aufnah¬ men in der Sekunde zu machen. Mit diesem Ergebnis ist es möglich gewor¬ den, die Bewegungsphasen des fliegen¬ den Geschosses, des Vogel- und In¬ sektenfluges auf die Platte zu bannen. So wird also die Kinematographie — besonders in Verbindung mit dem Mi¬ kroskop und Röntgenapparat — ein wichtiges Hilfmittel der Wissenschaft. Am Schlüsse des Abends wurden Films gezeigt, die der Wissenschaft dienen und von seltener Schönheit waren, Die Kinosteuer in Münster i. W. Die Stadtverordneten beschäftigten sich in ihrer letzten Sitzung mit der Be¬ ratung des Entwurfes einer Ordnung über die Erhebung einer Karten- und Lustbarkeitssteuer. Danach soll der Weg der bisherigen reinen Lustbar¬ keitssteuer, der sogenannten Pausch¬ steuer, verlassen werden. Als Karten¬ steuer sind bei allen Lustbarkeiten mit Ausnahme der Kinematographentheater 5 Pfg. für je 50 Pfg. Eintrittsgeld vor¬ gesehen. Bei den Kinematographen- theatern ist die Kartensteuer auf 10 Pfg. für jede angefangene halbe Mark fest¬ gesetzt. Neu eingeführt werden soll die Besteuerung der Rad- und Motorrennen sowie der luftsportlichen Veranstaltun¬ gen mit 30 Mk. für jeden Tag und die Besteuerung der Fastnachtssitzungen mit 10 Mk. demnächst in zweiter Lesung zu beraten. Das Berliner Passage-Theater als Kino. Direktor Rosenfeld vom Passage- theater beabsichtigt lt. Berliner Tage¬ blatt, den großen Saal des Theaters, in dem vorläufig noch Varietevorstellun- gen stattfinden, an die Kinemakolor- gesellschaft zu verpachten. Die jähr¬ liche Pachtsumme soll hunderttausend Mark betragen.