Licthbild-Bühne (October 1912)

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Seite 54 L . B ■ B No. 41 Jeffrie, ein sehr reicher Amerikaner, sitzt am Nebentische. Als Amerikaner hat er na¬ türlich auch einen Spleen. Mit unverschämter Beharrlichkeit betrachtet er Frau Mercier, über deren Schönheit er betroffen ist. Mit dem charakteristischen Cynismus dieser Geld¬ fürsten, vor denen alles sich neigen muß oder sich vielmehr zu neigen scheint, richtet er so¬ fort ein Billett an Frau Maria und teilt ihr den Eindruck mit, den sie auf ihn hervorge¬ bracht hat. Vollkommen verliebt, stellt er Frau Mercier sein Alles zur Verfügung zur Erfüllung jeder Annehmlichkeit und all ihrer Wünsche. Diese ist sehr entrüstet bei der Lektüre dieser Erklärung. Sie kehrt in ihr Hotel zurück und beweist dort ihrem Manne, indem sie ihn an ihr Herz zieht, daß ihre Liebe erhaben über niedere Versprechungen und leeren Berech¬ nungen ist. Am nächsten Morgen begegnen sich die beiden Freundinnen von neuem. Der Lärm aus den Spielsälen dringt bis zu ihnen. Sie gehen dem Schall nach und sind schon mitten unter den Spielern. Die Leidenschaft bemächtigt sich dieser beiden Gemüter, der Wille verläßt sie. Da ist die Roulette, die sie in ihren Kreis zieht, die in ihrem tollen Lauf das Glück, die Wohlhabenheit, die Ruhe und selbst das Leben vernichtet. Dieser Anblick fesselt Frau Mercier und ihre Freundin. Sie zögert, aber die Versuchung ist stärker. ,,Wenn wir das Glück versuchten?" flüstert sie, und Frau Mercier setzt auf die kleinen Karrees mit den unscheinbaren Zahlen all ihr Geld, das sie bei sich hat. Dann ergreift sie eine aufregende Hoffnung und eine vernich¬ tende Erwartung. Das Glück geht und kommt wieder wie eine unheilbare Woge und die Un¬ glückliche ist erschöpft. Der Tod geht vorbei und streift mit seinen schwarzen Flügeln sie, die jetzt die Gefangene des Spieldämons ist. Es ist beendet, der erste Schritt zum Ver¬ hängnis ist getan. Nichts kann jetzt hier diese Unglückliche von ihrem Wege zum Abgrund abbringen. Dort ist sie, gebrochen durch diesen ersten Mißerfolg. Aber die Spielsünde be¬ herrscht jetzt diese unglückliche Seele; sie will trotz allem spielen. Ein schrecklicher Gedanke kommt ihr; und zuerst stößt sie ihn zurück, dann verweilt sie dabei mit bangem Zagen. „Wenn ich das Geld nehme, das meinem Mann anvertraut ist?". Dieses Geld ist indessen die Ehre des Mannes, den sie liebt. Eines Menschen arbeits¬ reiches und ehrenhaftes Leben wird dadurch vernichtet. Was liegt daran? Sie ist selbst nur ein Spielzeug in den Händen des Spielteufels, der sie beherrscht- s - Wie traumbefangen geht sie nach dem Ho¬ tel. — Mit unendlicher Vorsicht nähert sie sich ihrem Zimmer. Sie tritt ein. Bald berührt sie das Geld, welches sie sofort mit fieberhafter Hand an sich zieht. Das Verbrechen ist begangen. Wie im Traum geht sie zum Spieltisch zu¬ rück, und dort spielt sie, spielt mit der höchsten Hoffnung zu siegen, so lange, bis die schreck¬ liche Wirklichkeit vor ihren entsetzten Augen erscheint. Sie hat keinen Heller mehr, alles ist verloren. Herr Mercier hat das Verschwinden des Geldes bemerkt und die Aufregung seiner Frau läßt ihn sofort die beschämende W'ahrheit er¬ raten. Dort sitzt er, vollständig vernichtet, ge¬ beugt und von der Verzweiflung übermannt. Die furchtbaren Folgen dieser einen unglück¬ seligen Stunde zeigen sich seinen Augen. Da das Geld verloren, ist auch seine Ehre, seine Zukunft dahin. Vielleicht winkt ihm sogar das Gefängnis. Da steht seine Frau, bleich, nieder¬ geschlagen, und auch vor ihren Augen steigt die verhängnisvolle schreckliche Wahrheit auf. Noch zuletzt kommt ihr ein Gedanke, die ein¬ zige Hofffnung auf Rettung. Sie wird ihrem Gatten die Ehre, die sie ihm geraubt, wieder¬ geben. Am Boden liegend, schmerzzerrissen, zeigt sich ihren Augen ein zusammengefalteter Brief. Das ist der Brief des reichen Ameri¬ kaners und die Versprechungen Jeffries tauchen in ihrem Geiste wieder auf. Und in der träumerischen und schweren Sommersnacht vollendet sich das schreckliche Opfer! Frau Mercier hat die Ehre ihres Gatten vor den Augen der Welt wieder hergestellt. Jetzt bleibt ihr nur noch eins, zu sterben, — und dort von dieser Terrasse, wo die Ver¬ suchung sie zuerst gelockt hat, stürzt sie sich ins Meer, welches sie mit seinen alles ver¬ schlingenden Wogen umspült. Mercier hat die Summe. Er kann Bra- chard das wertvolle Dokument aushändigen. Die Ehre ist gerettet und seine Gedanken eilen zu ihr, die dort auf den Klippen liegt, umbran¬ det von den Fluten. Einsam mit seinem toben¬ den Schmerze steht er auf der Terrasse des Kasinos-ein dunkles Leuchten überfliegt seine verwüsteten Züge-Ich komme- Maria-für immer-und er überspringt das Gitter der Terrasse, um im Jenseits sicn wieder mit ihr zu vereinigen, die ihm der Spiel¬ teufel geraubt — -- Und auf den Klippen liegen jetzt zwei Leichen, und eine stärkere Woge wird zur Tiefe des Ozeans diese beiden unglücklichen Seelen entführen. Und dort oben mit aller Pracht leuchten die Lampen. — Und die Roulette dreht sich, immer neue Opfer in ihren Strudel ziehend. Eiko-Film-G. m. b. H., Berlin SW. 48. Friedrichstraße 224. Die Tochter des Schmugglers. © Camilla, die Tochter Michello Pidollis, des Wirtes, erfährt durch einen Zufall, daß ihr Va¬ ter einer berüchtigten Schmiigg- lerbande angehört. Eines Tages wird sie Zeugin einer Unter¬ redung zwischen dem Ober¬ grenzer Antonio und seinem Untergebenen, dem Ersterer den Auftrag erteilt, die Schmugg¬ ler scharf zu beobachten, und sie beschließt, auf alle Fälle den Vater zu retten. Der Ober¬ grenzer ist seit langer Zeit bemüht, Camilla in seine Netze zu locken, doch stets hat sie sich seinen Nachstellungen gegenüber abweisend verhalten. Es ist ihr jedoch nunmehr sofort klar, daß nur dann die Aufmerksamkeit An¬ tonios von den Schmugglern abgelenkt und der Paß während der Nacht für den Vater frei wird, wenn sie seinen Bitten nachgibt. Zur Nachtzeit schleicht sie sich in Antonios Haus und auf ihren Rat gibt dieser seinem Untergebenen den Befehl, das Wirtshaus zu beobachten, da sonst¬ wo schwerlich sich etwas ereignen werde. Auf diese Weise ist der Paß für die Schmuggler frei geworden und es gelingt ihnen, ihre Ware über die Grenze zu schaffen. Allein Camillas nächt¬ licher Weg blieb nicht unbemerkt. Guiseppe, einer der Schmuggler, der schon lange für Ca¬ milla eine heiße Liebe empfindet, ist ihr nach¬ geschlichen, und er ist jz s auch, der dem Vater Mitteilung von seiner Beobachtung macht. In¬ zwischen ist Antonio gewahr geworden, daß Camilla ihn überlistet hat. Wutschnaubend will er sich auf sie, die ihm hohnvoll lachend in die Augen blickt, stürzen, doch er besinnt sich eines Besseren, schwingt sich auf sein Pferd und jagt mit dem Grenzer hinter den noch in der Ferne sichtbaren Schmugglern her. Bald darauf kommt es zu einem Zusammenstoß der Beamten mit den Schmugglern in der Nähe des Wirtshauses. Camilla, die in das Haus ihres Vaters zurückgekehrt ist, eilt, durch den Lärm angelockt, herbei und als der Vater ihrer an¬ sichtig wird, verliert alle Fassung. Er be¬ schimpft sie auf das Schmählichste, zieht in seiner Wut den Revolver und gibt einen Schuß auf das Mädchen ab. Noch hat Camilla die Kraft, den Beweggrund ihres Handelns zu er¬ klären, dann sinkt sie tot zu Boden. Guiseppe kommt herzu, und als Michello ihn sieht, springt er auf, packt ihn bei den Schultern und ruft ihm zu: Du bist der Mörder meines Kindes, denn Du hast mich auf den Weg des Verbrechens gebracht! Die hinzugekommenen Beamten trennen die beiden wütenden Männer, und 1 Michello und Guiseppe, als Anführer der Schmugglerbande, werden verhaftet und abge¬ führt. Die Liebe siegt. Ein herrlicher Sommertag. Max Neumann hat es hinausgelockt an den kleinen idyllisch gelegenen See, um dort seinen Studien obzu¬ liegen und sein seit langem begonnenes Ge¬ mälde zur Vollendung zu bringen. Ganz ver¬ tieft in seine Arbeit, bemerkt er nicht, daß er beobachtet wird. Ilse, die einzige Tochter des Industriellen Herter, macht mit ihrer Gouver¬ nante ihren gewohnten Morgenspaziergang, und dieser führt sie an den See, der sich an den Garten der väterlichen Besitzung anschließt. Voll Nfeugier betrachtet sie den Maler, der ihrer plötzlich gewähr wird und ein Blick in die hellen Augensterne dfes reizenden Mädcheris belehrt ihn, daß er sein Herz an sie verlöret! hat. Auch Ilses Herzchen schlägt schneller, als sie dem heißen Blicke des Malers begegnet, und nur widerwillig läßt sie sich von der ge¬ strengen Gouvernante mit fortziehen, nicht ohne aber vorher mit dem Maler ein Rendez¬ vous für den nächsten Tag verabredet zu haben. Die jungen Leute treffen sich auch richtig, und da sie sich allein glauben, finden sich auch bald ihre Lippen zum ersten süßen Kusse. Doch das Unheil schreitet schnell! Der alte Herter ist in Geldkalamitäten. Er muß eine Hypothek beschaffen, und da er niemand an¬ ders weiß, wendet er sich an einen jungen Ka¬ pitalisten, der ihm auch Hilfe verspricht* wenn er bei Ilse ein Wort für ihn einiegen will. Herter, erfreut, seine Angelegenheiten ordnen zu können, sagt auch freudig zu. Doch bei Ilse stößt er auf energischen Widerstand, und als der Freier plötzlich erscheint, antwortet sie ihm mit einem entschiedenen „Nein!" Kein Zu¬ reden des Vaters hilft, nein, Ilse bekennt offen, daß sie den mittellosen Maler liebt und nur ihm angehören will. Am anderen Abend wird Ilse Zeugin eines Gespräches zwischen dem ab¬ gewiesenen Freier und ihrem Vater. Man will sie auf einige Zeit vom Hause entfernen, da¬ mit sie den Maler vergesse. Entsetzt vernimmt Ilse von den Plänen, die da hinter ihrem Rücken geschmiedet werden und sie benachrichtigt so¬ fort Max, daß sie ihn sofort sprechen müsse, und zwar solle er sie nachts unter ihrem Fenster erwarten. Max ist auch pünktlich zur Stelle und Ilse will zu ihm hinuntereilen, doch o Schrecken! Alle Türen sind verschlossen Es bleibt kein anderer Ausweg, als eine Leiter anzulegen und so in den Garten zu gelangen. Gedacht, getan! Und schon nach wenigen Mi¬ nuten liegt Ilse ihrem geliebten Maler im Arm. Sie teilt ihm ihre Wahrnehmung mit und beide beschließen, zu fliehen. Sie eilen nach dem kleinen Gasthofe, in dem Max logiert und dort bleibt nun Ilse trotz ihres Sträubens über Nacht, gesichert durch eine „spanische Wand", die Max schnell hergerichtet hat. Inzwischen ist in der Nähe der Herterschen Villa ein Ein¬ bruch verübt worden und man ist dem Diebe auf den Sohlen. In wilder Jagd geht es hinter dem Verbrecher her. Dieser gelangt in den Herterschen Garten und sieht zu seiner Freude die angelegte Leiter. Mit wenigen Sätzen ist er hinauf. Er zieht die Leiter ins Zimmer und macht es sich auf Ilses weichem Bettchen be¬ quem. Am anderen Morgen begibt sich die Gouvernante in das Zimmer ihres Zöglings, um Ilse zu wecken. Zu ihrem Entsetzen sieht sie den Strolch in den weißen Kissen liegen. Der Vater wird herbeigerufen und die Zofe ge¬ steht, daß sie den Postillon d'amour fungiert habe. Es bleibt nichts weiter übrig, als den Flüchtigen nachzueilen. Fort geht es im Auto in sausendem Tempo, Inzwischen hat Max das