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Seite 36 L • B ■ B Nr. 45 Allerlei. Inhibierte Schülervorstellungen. Die „Zentralstelle für wissenschaft¬ liche und Schulkinematographie" ver¬ anstaltete am 4. d. Mts. in Kliemts Fest¬ sälen einen kinematographischen Vor¬ trag „Der Rhein von der Quelle bis zur Mündung", zu dem, zum Teile unter Leitung ihrer Lehrer, mehr als tausend Kinder der Gemeindeschulen erschienen waren. Der Vortrag ist von früher her bekannt und fand $dn Beifall der Ju¬ gendschar. Derselbe sollte am 5. d. M. in den Pharussälen in der Müllerstraße und am 6. d. M. im Saale der Brauerei Friedrichshain und an den folgenden Tagen in je einem ausgewählten Saale in allen Stadtteilen Berlins wiederholt werden. Die von der Polizei erteilte Bewilligung wurde auf Betreiben der Berliner Kinobesitzer, die eine Depu¬ tation zum Polizeipräsidium entsendet hatten, in letzter Stunde an beiden Ta¬ gen rückgängig gemacht, weil in den Pharussälen noch gebaut wird, im Fried¬ richshain die Stühle nicht festgemacht, kein besonderer Vorführungsraum er¬ richtet waren. Infolgedessen hat die „Zentralstelle" auch in den übrigen Lo¬ kalitäten die Abhaltung der Verträge eingestellt, bis sie von der Polizei¬ behörde die neuerliche Genehmigung erwirkt haben wird. Ausländische Berichterstattung. „Kinematograph und Lautern Week- ly" schreiben unter dem 24. Oktober 1. Js. an leitender Stelle: „Zahlreiche Fragen wurden an mich gerichtet über das Gebahren der Deutschen Konven¬ tion, über die vor 14 Tagen hier aus¬ führlich berichtet wurde. Die Dinge spielen sich zumeist so ab, wie ich vor¬ aussagte und die Lage wird täglich ver¬ wickelter. Tatsächlich bedauern die Verleiher, die sich der Konvention an¬ schlossen, daß sie dies getan haben. Die strengen Zahlungsbedingungen zwingen eine Anzahl kleiner Verleiher, ihr Geschäft aufzugeben. Die Theater¬ besitzer weigern sich, den neuen Tarif anzuerkennen und das Publikum muß inzwischen mit alten Programmen vor¬ lieb nehmen. Die letzte Nachricht lau¬ tet, daß außer Pathe auch andere Fabri¬ kanten selbst verleihen wollen. Jeden¬ falls sieht es derzeit im Vaterland düster aus, die allgemeine Meinung in Berlin lautet, daß die ganze Konvention binnen kurzem eingehen wird." Eine historische Filmaufnahme. Im Mittelpunkt des reichen Auffüh¬ rungsprogramms des Jubiläumsfestes des Vereins Berliner Presse stand das Lichtbild einer Polonaise vom 35. Ball¬ fest des Vereins vor anderthalb Jahr¬ zehnten. Eine Reihe bekannter Ge¬ stalten sah man da auf tauchen; manche von ihnen waren auch jetzt zugegen, und ihr Erscheinen auf der Leinwand wurde mit Jubel begrüßt; andere sind schon dahingegangen, und ihr natur¬ wahres Bild weckte wehmütige Erinne¬ rungen. Es war eine eigenartig schöne Bereicherung des Festes, dieser lebens¬ volle Blick in die Vergangenheit; die Firma Meßters Projektion hatte die da¬ mals gemachte Aufnahme zur Verfü¬ gung gestellt. Kinofeuer in Bergedorf. Zur Eröffnung seines modernen Kinos hatte Herr W. Kuntz, der Besitzer des alten Hansakinos, die Vertreter der städtischen Behörden und der Schulen eingeladen, um damit zu zeigen, daß er sein Unternehmen in den Dienst der künstlerischen und wissenschaftlichen Bildung und der edlen Unterhaltung zu stellen bereit sei. Als abends dasselbe Programm bei ausverkauftem Hause wiederholt wurde, entstand im Ma¬ schinenraum Feuer, von dem eine Stich¬ flamme in den oberen Teil des Zu¬ schauerraumes schlug. Das rief große Bestürzung im Publikum hervor. Die drei Ausgänge ließen aber eine sehr schnelle Räumung des Saales zu. Der Feuerwehr gelang es auch schnell, das Feuer zu löschen. Mehrere wertvolle Films sind verbrannt und die Maschinen des Operationsraums zerstört. Aeroplan und Kino. Flog da ein englischer Aeroplan von einer Stadt über die umliegenden Ort¬ schaften in nicht allzu großer Höhe hin¬ weg und sein Lenker warf von oben herab durch die Lüfte den verwundert nach ihm blickenden Bewohnern Bot¬ schaften zu. Neugierig strömten sie herbei und fanden — Reklamezettel eines Kinotheaters der Nachbarstadt. Gewiß der erste Fall, daß sich das Kino des Luftseglers zur Propaganda bedient. Zigaretten und Kino. Das Rauchverbot hat die Zigarette aus unseren Kinos verbannt, sonst hätte wohl bald ein amerikanisches Manöver bei uns Nachahmung gefunden, das im übrigen auch jenseits des Ozeans auf keinen fruchtbaren Boden fiel. Eine Zigarettenfabrik kam auf die nahe¬ liegende Idee, ihren Packungen Kupons beizulegen, für die man an den Kino¬ kassen Eintrittsbillets erhalten sollte, oder die bei den besseren Plätzen als ä Conto Zahlung an Geldesstatt ange¬ nommen würden. Dem Kinobesitzer wollte dann die Gesellschaft diese Ku¬ pons in bar, sogar mit einem Aufschlag, vergüten. Ein einfaches Mittel, die Zigarettenraucher zum Kaufe ihrer Marken zu verleiten. Doch zur Ehre unserer Branche sei es gesagt, der Ver¬ such wurde im Keime erstickt, sonst könnte man es erleben, statt Rabatt¬ marken Kinoanweisungen zu erhalten, Buch- und Papierhandlungen würden den Schulkindern Kinobillets als Drauf¬ gabe verehren und das Trinkgeldwesen wäre mit einem Schlage abgeschafft: dem Herrn Ober oder dem Hotelportier wird eine Einlaßkarte für das nächste Kino in die Hand gedrückt. Anderer¬ seits bedauert es vielleicht mancher Kinomann, daß die Sache sich nicht ein¬ bürgert; er könnte seine Stromrechnung oder die Filmmiete mit Billets für sein Theater bezahlen und brauchte dann nicht seine größte Sorgfalt den Kassen¬ rapporten zu widmen. Das Kino-Instrument. Dieweil ein Orchester den Begeben¬ heiten des Films nicht zu folgen ver¬ mag, Harmonium und Klavier aber zu wenig erscheinen, mußte der amerika¬ nische „Photospieler" erfunden werden von einem — Deutschen. Dies Instru¬ ment ersetzt ein Orchester und kann von einem Musiker gespielt werden, trotzdem es, nicht größer wie ein ge¬ wöhnliches Klavier, ein komplettes Piano, 65 Baß-, 65 Cello-, 65 gedeckte, 65 offene Diapason-, 65 Bourdon-, 65 Saxophon-, 65 Violin-, 65 Clarinett-, 65 Flöten-, 65 Trombon- und 65 Trom¬ peten-,.Orgelpfeifen" hat, aber auch die menschliche Stimme in Tönen, die Autohupe, die Zither, die Zymbel, das Xylophon, die Trommel, die Pauke, Schlittenschellen, Kastagnetten und Schnarre, Orchester-, Telephon- und Tür-, sowie Turm-Glocken, Gang, Wind. Sturm, Regen, Donner wiedergeben kann. Zudem kann das Ganze automa¬ tisch betrieben werden wie ein mecha¬ nisches Orchestrion. Was ein „gewöhn¬ licher Photospieler" kostet, vermögen wir nicht zu sagen; im Mozarttheater in Los Angelos wurde einer für 42 000 Mk aufgestellt, ohne daß deshalb die dorti¬ gen Orchesterdirigenten nach einem amerikanischen Freienwalde flüchten mußten. Fusionen von Filmverleihern. Die bekannten Verleihfirmen Gel- bert - Dresden, Wolfram - Dresden, Hansen-Hamburg und Berliner Kino- und Film - Handels-Gesellschaft Berlin haben sich zu einem gemeinschaftlichen Betrieb des Verleihgeschäfts zusammen- getan. Der Zweck dieses Zusammen¬ schlusses ist vor allem die bessere Aus¬ nutzung der Leihprogramme durch Aus¬ tausch einzelner stilliegender Wochen. Damit wäre für diesen Konzern ein Modus geschaffen, der das Uebel end¬ lich an der Wurzel packt. Nur allein Verlust infolge unbenutzter Wochen¬ programme ist der Krebsschaden im Verleihen. Wir wünschen, daß man allerseits in Verleiherkreisen solchen Fusionen mehr Interesse entgegenbringt und die Anregung zu weiterem Zu¬ sammenschluß gibt.