Licthbild-Bühne (November 1912)

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Seite 48 L • B ■ B No. 45 Max Linder verunglückt (?). Deutsche Zeitungen wissen aus Ma¬ drid zu berichten, daß dort der bekannte Kinoschauspieler Max Linder bei einer Aufnahme eines Films schwer verun¬ glückt ist, so daß er nach Aussage der Aerzte auf lange Zeit seinem Berufe entzogen sein wird; er mußte seine Ver¬ träge mit der Firma Pathe freres lösen. (Wir geben diese Nachricht mit allem Vorbehalt wieder. Die Red.) Kinovortag in Hameln. Im „Verein für Kunst und Wissen¬ schaft“ hielt am 24. Oktober im „Mono¬ pol“ vor zahlreichem Publikum Profes¬ sor Wempe aus Oldenburg einen Vor¬ trag über das Thema „Der Kinemato- graph im Dienste der Wissenschaft“. Die neugierige Regierung. Breslauer Zeitungen entnehmen wir folgendes: „Wiewohl der bildende Wert der Kinematographen anerkannt wer¬ den muß, kann der Besuch kinemato- graphischer Vorführungen doch Ge¬ fahren für die Wohlfahrt der Jugend in geistiger, sittlicher und körperlicher Hinsicht im Gefolge haben, und diesen Gefahren zu begegnen, ist auch Sache der Jugenderziehung. Darum haben die Volksschulleiter in nächster Zeit der Kgl. Regierung zu berichten, ob sie bei der Schul- und schulentlassenen Jugend Schädigungen beobachtet haben, die von den bezeichneten Vorführungen ausgehen; ferner, ob und in welcher Weise und mit welchem Erfolge solchen Gefahren entgegengearbeitet wird bzw. werden kann.“ — Was wird das Er¬ gebnis dieser Erhebungen sein? Wei¬ tere Beschränkungen des Kinemato- graphenbetriebes. Ultramontane Films. Als die München-Gladbacher syste¬ matisch für die von ihrer Film-Verleih¬ anstalt auf den Markt gebrachten Kino¬ films agitierten, wurde von der sozial¬ demokratischen Presse darauf hinge¬ wiesen, daß das Zentrum bestrebt sei, das Kino in den Dienst des Klerikalis¬ mus zu stellen. Darauf heulmeierte die schwarze Presse über die bösen Roten, die von „ultramontanen Films“ schrie¬ ben, obgleich es doch M.-Giadbach nur darauf ankomme, sittlich einwandfreie, parteipolitisch neutrale Films zu liefern. Daß diese Heulmeierei eitel Humbug war, wird bestätigt durch die Verhand¬ lungen des Verbandstages der katholi¬ schen Männer- und Jünglingsvereine Elsaß-Lothringens. Nach dem Bericht des „Elsässer“ vom 23. Oktober war ein besonderer München-Gladbacher Ab¬ gesandter, Keppi, erschienen, der über „Schmutz und Schund“ referierte. Im Anschluß an seinen Vortrag wurde vom Generalsekretär Oberle erklärt: „Solange wir auf die Films der an¬ deren Fabriken angewiesen, können wir nicht in jeder Beziehung einwand¬ freie Films liefern. Das wird aber bald anders werden. Es sind Verhandlungen im Gange, dahingehend, daß wir für unsere Richtung eine eigene Filmfabrik bekommen.“ Also doch echt ultramontane Films! Kino-Vorträge in Düsseldorf. Herr Geh. Schulrat Münch, der Di¬ rektor des Realgymnasiums in Darm¬ stadt, bekannt als eifriger Kämpfer für die weitere Ausbreitung der Kinemato¬ graphie, hielt hier einen Demon¬ strationsvortrag über „Der Kinemato- graph als Anschauungsmittel für den mathematischen Unterricht.“ Herr Th. H. Jansen, Dozent der „Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung“, sprach über das Thema: „Die Kinematographie und ihre Bedeu¬ tung für Schule und Volksbildung.“ — Daran anschließend fand eine rege Dis¬ kussion statt. Amerikanische Statistik. Ueber 24 000 km Film wurden im letzten Geschäftsjahr aus den Vereinig¬ ten Staaten exportiert, und 4500 km eingeführt. Die bis 30. Juni 1912 aus- gewanderten Films hatten eine Länge von 24 394 760 Metern und einen Wert von 28 623C00 Mk.; eingeführt wurden 4 350 950 Meter Positive im Werte von 3 465 348 Mark. Die Zunahme gegen 1911 beträgt bei der Ausfuhr 50 Proz. und mehr als das Doppelte von 1910. Hierbei sind etwa pwei Drittel Roh¬ films, also unbelichtete. Das Mittel zum Zweck. Eines Morgens erschien ein Mann in einer Filmfabrik und begehrte den Chef zu sprechen. Da dieser noch nicht an¬ wesend war, hieß man den Mann war¬ ten. Plötzlich begann dieser zu schwanken und bevor noch jemand bei¬ springen konnte, fiel er der Länge nach hin. Dabei streifte sein Kopf einen Ven¬ tilator, der ihm einen mächtigen Riß zu¬ fügte, so daß das Blut hervorquoll. Für einige Minuten blieb der Gefallene un¬ beweglich liegen. Man hob ihn auf, setzte ihn auf einen Stuhl, doch wieder fiel er in Ohnmacht. Nun brachte man ihn mittels Auto zur Unfallstation, wo er gelabt und verbunden wurde. Am nächsten Tag erhielt der Fabrikant einen Brief, in dem es hieß: „Mir wurde gestern bei Ihnen anscheinend unwohl. Ich sage „anscheinend“, denn das Ganze war mit Ausnahme meiner Wunde am Kopf „gemacht“. Ich fühlte mich nie wohler; trotzdem Sie dies für verrückt erklären werden. Ich habe Talent zum Kinomimen, doch kann ich trotz Cafe Trocadero und Agenten keine Beschäf¬ tigung finden. Darum habe ich den ge¬ wöhnlichen Weg verlassen und gestern bei Ihnen den vier, fünf Personen, die mir helfend beistanden, bewiesen, trotz der schmerzenden Kopfwunde eine Gratisprobe meiner Kunst geliefert, An Ihnen ist es nun, mich zu engagieren.“ Und so werden wir auf einem dem¬ nächst erscheinenden Film Augen¬ zeugen seiner Ohnmachtsanfälle sein! □ Technisch«. □ Von der Zellulose bis zum unverbrenn¬ baren Kino-Film. In einem umfassenden Vortrag über die ausgedehnte Verwendung der Zellu¬ lose für die mannigfachsten Industrie¬ erzeugnisse sprach am 19. Oktober im „Verein der österreichischen Chemiker“ in der Technischen Hochschule Prof. Dr. Feitier von der Exportakademie. Seine Ausführungen sollten sich nur auf die Herstellung und Verwendung des Zelluloids und seiner Ersatzstoffe be¬ ziehen. Sie wurden aber zu einer in¬ teressanten Uebersicht über die Wand¬ lungen, die der Zellstoff in den mannig¬ fachsten Industrien erfährt, die immer zahlreicher werden. Die ursprüngliche Form der Anwendung aus Stroh oder Holz gewonnenen Zellstoffes ist die zur Erzeugung von Massen, die sich zur Pappe und Papierfabrikation eignen. Durch Behandlung des Zellstoffes durch Säurebeimengungen entstehen korn¬ artige Massen, aus denen Kübel und anderes gemacht wird. Man gewinnt so auch das Pergamentpapier, das im Hausgebrauch und in der Industrie das tierische Pergament verdrängt hat. Der Zellstoff der Baumwolle, die mit Säure zu Schießbaumwolle umgewandelt ward, ist schließlich auch der Grund stoff für die Zelluloidindustrie. Die Roh zelluloidfabriken bedienen sich der in Alkoholätherlösungen aufgelösten Kol¬ lodiumwolle, um das Zelluloid erstehen zu lassen, das sich bildet, sobald Kampfer mit Nitrozellulose vermengt wird. Diese plastische Masse wurde zu einem vielseitig brauchbaren Material, das in einer großen Zahl von Gewerben aus Zelluloid, als Kunstseide usw. aus- gebreitete Anwendung fand. Seine Vorzüge vor anderen Stoffen sicherten ihm den vielseitigsten Gebrauch, aber sein Nachteil ist die hohe Feuergefähr¬ lichkeit, die wiederholt zu schweren Unglücksfällen geführt hat. Bekannt sind die großen Zelluloidbrände und die Feuerkatastrophen in Kinotheatern. Dennoch hat man bis heute noch nicht auf das Zelluloid verzichtet. Man suchte nach Ersatz, fand das aus dem Käse¬ stoff der Milch hergestellte Galalith, das feuersicher, aber nicht genügend bieg-