Licthbild-Bühne (November 1912)

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Seite 56 L • B • B No. 45 dem Gedächtnis der entschwundenen Tage ein Glas und flieht die laute Gesellschaft. Sie flieht in die Berge, in den Wald, gelangt von einem wilden Fieber gepackt an den See und endlich zurück in die Gärten. Im großen Treib¬ hause der Gärtnerei findet sie wieder die Stelle, an der Erichs Vater das Glück ihrer ersten Liebe so grausam zerstört hat. Der Duft der Blumen, die mondhelle Nacht, die Wucht der Erinnerungen beraubt sie aller Be¬ sinnung. Vom Wahnsinn ergriffen, stürzt sie sich in die Blumen und fällt bewußtlos zu Boden. Am andern Morgen findet der Gärtner unter Blumen begraben die Tochter des Fischers. Hans Paschke '3D Co., Berlin SW. 48, Friedrichstr. 235. Der Weihnachtsschmaus beim Sheriff. Broncho Billy, ein notorischer Verbrecher, lebt noch immer auf freiem Fuße und die Be¬ hörden haben schon längst alle Hoffnung auf¬ gegeben, diesen Mann zu fangen. Sie lassen jetzt an vielen Orten Bekanntmachungen an¬ bringen, in denen ihm Straflosigkeit für seine Verbrechen zugesichert wird, falls er sich binnen 7 Tagen dem Sheriff stellt. Broncho Billy liest die Bekanntmachungen und freut sich im Stillen darüber. Es ist gerade Weihnachten und er weiß genau, daß die Postkutsche zu dieser Zeit mit großen Wertsachen die einsame Landstraße passieren muß. Auf derselben Post¬ kutsche, die er zu berauben beschlossen hat, befindet sich ein weiblicher Passagier, die Tochter des Sheriffs von Rattlesnake. Unge¬ fähr ein oder zwei Meilen von dem Punkt ent¬ fernt. den sich der Verbrecher zu dem Ueber- fall erwählt hat, befindet sich ein Gasthaus, vor dem der Postkutscher Halt macht, um sei¬ nem alten Freunde eine fröhliche Weihnacht zu wünschen. Durch den Revolverschuß eines Be¬ trunkenen erschreckt, gehen die Pferde durch und Broncho Billy, der dies sieht, gibt seine räuberische Absicht auf, galoppiert hinterher und rettet das Leben des sich auf dem Wagen befindlichen Mädchens. Später wird er von den Eltern desselben eingeladen, mit ihnen zu¬ sammen Weihnachten zu feiern, was er auch nach langem Zögern akzeptiert. Nachdem sich die Gesellschaft zum Weihnachtsschmaus zu Tisch gesetzt hat, steht Broncho auf, übergibt dem Sheriff seinen Revolver und erklärt, daß er in Zukunft ein besseres Leben führen will. Meßters Projektion G. m. b. H., Berlin SW., Blücherstr. 32. Jung und Alt. In einem großen Handelshause arbeitet der Chef seit langen Jahren mit seinem alten Buch¬ halter zusammen. Die treuen Dienste, die der Letztere dem Geschäft geleistet hat, brachten ihn auch dem Chef persönlich näher, so daß sich im Laufe der Jahre ein fast freundliches Verhältnis herausgebildet hatte. Der Sohn des Chefs liebt die Tochter des Buchhalters, ohne daß die beiden Väter eine Ahnung davon hatten. Doch eines Tages sagt der Sohn dem Mädchen, daß nun alle Heimlichkeit ein Ende haben soll und daß er mit seinem Vater sprechen wolle. Der alte Herr ist sehr erstaunt, gibt aber seine Einwilligung, obgleich er für seinen Sohn eine reiche Frau gewünscht hatte. Aus¬ schlaggebend war für ihn die innige Liebe seines Sohnes zu dem Mädchen, und dann ge¬ dachte er auch dadurch den Buchhalter, der durch seine Erfahrenheit und Umsicht dem Ge¬ schäft schon so große Dienste geleistet hatte, dauernd an seine Firma zu fesseln. Der Buch¬ halter fühlte sich geehrt und beglückt. Das Mädchen war froh, den Mann ihrer Wahl zu bekommen — kurz, es herrschte eitel Freude. Da kam ein unerwarteter Schicksalsschlag. Der Chef wurde krank, starb in kurzer Zeit und nun sollte der Sohn den Platz des Verstorbenen ausfüllen und die Leitung des Geschäfts über¬ nehmen. Von nun an sitzen sich Schwieger¬ sohn und Schwiegervater gegenüber. Sie ver¬ stehen sich nicht. Der Junge trifft geschäft¬ liche Maßnahmen, die der Alte für unmöglich hält, es kommt zu Auseinandersetzungen und dann zu offenen Konflikten. — Zudem gerät der junge Mann noch in schlechte Gesellschaft, er bummelt, vergeudet viel Geld, macht die Be¬ kanntschaft zweifelhafter Damen, vernach¬ lässigt seine Braut und sein Geschäft, und der Alte ist machtlos, da alle Ermahnungen und Vorhaltungen nichts nützen. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, bis der Alte die Stätte seines langjährigen Wirkens verläßt. Der Junge ist froh, den lästigen Aufpasser los zu sein und benutzt gleich diese Gelegenheit, seiner Braut den Verlobungsring zurückzu¬ schicken. Nun erst gibt er sich ganz seinem leichtsinnigen Lebenswandel hin und nach einem Jahr ist das einst so blühende Geschäft ruiniert. In seiner Verzweiflung stürmt er auf die Straße, planlos irrt er umher, da begegnet ihm sein einstiger Schwiegervater. — „Der könnte mir vielleicht noch helfen", denkt er, wagt es aber nicht, ihn anzusprechen. Doch der Gedanke läßt ihn jetzt nicht mehr los und schweren Herzens entschließt er sich zu dem Schritt, den Alten aufzusuchen. Vater und Tochter sind nicht wenig erstaunt, als der Junge bei ihnen eintritt. Er bittet um die Hilfe des Alten, doch dieser lehnt es rundweg ab, auch nur einen Schritt für ihn zu tun. Da bittet die Tochter, und der Alte läßt sich erweichen. Der Junge will seiner ehemaligen Braut für ihre Fürsprache danken und reicht ihr die Hand, doch stolz wendet sie sich von ihm ab. Nach kurzer Zeit gelingt es dem alten Buch¬ halter dank seiner Kenntnis des Geschäfts und seiner Arbeitskraft, die Krisis zu vermeiden, und nun kennt die Dankbarkeit des zur Ver¬ nunft Gekommenen keine Grenzen. Mit be¬ wegten Worten bittet er nochmals seine ehe¬ malige Braut um Verzeihung, doch sie ist zu tief gekränkt, um so leichten Herzens verzeihen zu können. Eines Tages will sie ihren Vater vom Bureau abholen, als sie auf ihn wartet, kommt ein Arbeiter, der wegen Trunkenheit entlassen werden soll. Er will seinen Lohn aus¬ gezahlt haben, verlangt aber mehr Geld, als er zu beanspruchen hat, gerät deswegen mit dem Chef in Streit, in dessen Verlauf der Trunkenbold mit erhobenem Messer auf den Chef zustürzt. Die Tochter des Buchhalters sieht das, springt hinzu und fängt mit ihrer Hand den Messerstich auf, wobei sie leicht verwundet wird. Hieraus ersieht der Chef \ oller Freude, daß seine ehemalige Braut ihn doch noch liebt; er verbindet ihre Hand mit dem Taschentuch, sagt ihr, jetzt hülfe ihr kein Leugnen mehr, denn nur um ihn zu retten, habe sie sich in die Gefahr begeben, also liebt sie ihn noch immer. Sie leugnet nicht mehr, und bald liegen sich die Liebenden in den Armen. Der erstaunte Vater kommt hinzu und segnet das Paar. Deutsche Kinematographen-Gesellschait Cöln a. Rh. Ariadne. (Ein Lebensbild aus der Künstler¬ welt.) Irgendwo im Bohemeland haust ein lustiger Maler mit seinem Modell „Nim". Kärg¬ lich ist's, was sie zu brocken haben, aber die Stimmung bleibt deshalb stets fidel. Eines Tages entdeckt Nini auf einem Zeitungsblatt, das sie an Stelle eines Tischtuches bei ihrer frugalen Mahlzeit verwendet hatte, eine An¬ nonce, die ein Preisausschreiben enthielt. Die Akademie der Künste veranstaltete die alljähr¬ liche Konkurrenz um die große goldene Me¬ daille. Nini überredet ihren Malersmann dazu, sich an der Konkurrenz zu beteiligen, und Ro¬ bert, der Maler, malt Nini als „Ariadne". Nie ging es so lustig im kleinen Atelier zu, als in dieser Zeit fieberhaften Schaffens. Da endlich nahte der Tag der Preisverteilung. Als die, Freunde ihn umringen und beglückwünschen zu der großen goldenen Medaille, die man ihm für sein Gemälde zugesprochen hatte, schmiegt sich Nini überselig an ihren Freund, denn nun ist das Glück ihrer Ehe auf lange Zeit hinaus gesichert. Die Gallerie kauft das Bild für 50 000 Mk. an und der Dachstubenmaler Robert Adler ist nun ein berühmter Mann. Nini und Robert haben sich ein behagliches Nestchen eingerichtet, in dem sie gern und häufig Gäste empfangen. Die „Ariadne" in der Gallerie kennt alle Welt und zum großen Leid¬ wesen von Nini wird sie allenthalben als das Modell zu diesem Gemälde erkannt. Ein junger Kavalier, der ihr den Hof macht, überzeugt sie davon, daß dieses Gemälde sie in den Augen der Gesellschaft, der sie jetzt angehört, dis¬ kreditiert. Eines Tages, gelegentlich eines Empfanges in ihrem Heim, wird sie von einer älteren Kunstfreundin mit den Worten begrüßt: „Also so sehen Sie in Kleidern aus! Ohne Kleider kenne ich Sie von der Gallerie." Dies bringt den Becher ihrer Aergernis zum Ueber- schäumen. Stürmisch verlangt sie von ihrem Gatten die Entfernung des Bildes aus dem Mu¬ seum, und als Robert dies für unmöglich hält, erklärt sie ihm kategorisch: „Ich lasse mich von Dir scheiden, wenn das Bild nicht entfernt wird." Robert liebt seine Frau innig, dennoch ist es ihm unmöglich, ihrem Verlangen nachzu¬ kommen, Nini, von den bösen Einflüsterungen eines unheilvollen Freundes betört, läßt sich in der Tat scheiden und zieht in ein Hotel, wo sie nach wie vor ihren neuen Freund empfängt. Dieser junge Mann ist ein smarter Amerikaner, dem eigentlich mehr an dem Bild „Ariadne" ge¬ legen ist, als an dem lebenden Urbild dieses Gemäldes. Trotzdem weiß er, daß eines ohne das andere nicht zu erreichen ist. So hat er denn seinen Einfluß auf die junge Frau benutzt, um diese mit ihrem Gatten zu entzweien und so auf Umwegen zu seinem Ziel, dem Gemälde zu gelangen. Eines Tages besucht Robert Adler seine geschiedene Frau im Hotel. „Bringe mir Ariadne und ich kehre zurück", ruft sie ihm entgegen, und der unglückliche Mann eilt zum Direktor der Gallerie, der aber leider seinem Wunsche nicht willfahren kann. Aus Liebe läßt er sich zu einer Tat hinreißen, die für'ihn verhängnisvoll wird. Er schleicht sich in die Gallerie ein und schneidet sein Bild „Ariadne aus dem Rahmen, um es seiner Frau ins Hotel zu bringen. „In zwei Stunden bin ich bei Dir lautet ihr Bescheid. Ueberglücklich geht der Maler in sein einsames Heim, um dieses zum Empfang seiner zurückkehrenden Gattin vorzu- bereiten. Während er sein Heim für Nini schmückt, verläßt diese mit einem anderen das Land. Er hat den Tisch mit soviel Liebe gedeckt, ihre Lieblingsblumen in verschwenderischster Fülle im ganzen Zimmer verstreut und sitzt nun, Sehnsucht im Herzen, auf sie harrend, an dem Tisch, an dem sie so oft durch ihr mun¬ teres Geplauder ihn aufgeheitert hat; aber Stunde auf Stunde verrinnt, ohne daß Nini zu¬ rückkehrt. Da klingelt es. Es ist die Polizei, die ihn wegen Bilderdiebstahls verhaftet. Die Tat wird vor Gericht als eine Rohheit charak¬ terisiert, und Robert Adler wird mit 2 Jahren Gefängnis bestraft. Nini und „ihr Freund" sind inzwischen nach Amerika übersiedelt. Eines Tages verschwand der Kavalier Ninis und nahm die Ariadne mit. Er verkaufte sie an einen reichen Amerikaner und sie wurde später in Millionen von Kopien in aller Welt verkauft Aus allen Himmeln gestürzt, ergab sieh Nini dem Trunk. Mit Sekt und Likör fing es an, und mit Fusel hörte es auf. So sank sie von Stufe zu Stufe. Der große Künstler Robert Adler, der einst vom Staat die goldene Me¬ daille erhalten hatte, fungierte im Gefängnis als Stubenmaler. Nach 2 Jahren kehrte Nini aus Amerika zurück. Erster Kajüte war sie hinge¬ fahren, als Abwaschfrau im Zwischendeck kehrte sie zurück. Aber auch der große Künstler Robert Adler konnte sich nicht menr zum Herrn über sein verpfuschtes Leben machen. Auch er suchte im Alkohol seinen