Licthbild-Bühne (November 1912)

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Seite 6 L ■ B • B No. 46 fälligkeit einer Zensur, die dem erwach¬ senen Menschen schließlich nur noch verflachte Kinokunst bieten möchte, ohne der Urteilsfähigkeit Erwachsener erst einen Spielraum zu gestatten. Da man jedoch im Agitations-Comi- tee sehr leicht zu einer einseitigen An¬ sicht kommen könnte, will man in dieser äußerst wichtigen Frage der Kritik der öffentlichen Meinung nicht entbehren und namhaften berufenen und kritisch veranlagten Persönlichkeiten Gelegen¬ heit geben, bereits gefallene Zensur¬ entscheidungen der Berliner Zensur¬ behörde nachzuprüfen. Es ist daher für die kommende Zeit eine Presse-Vor- stellung verbotener Films geplant, zu der nur bestimmte Persönlichkeiten im engsten Kreise Zutritt haben werden. Zur Vorführung werden Sujets gelangen, die nach Ansicht des Agitations-Comi- tees nicht verboten werden dürften und gelingt es so hoffentlich, diese Frage der Filmzensur auch einmal in der Tages¬ presse fruchtbringend zu erörtern. Aus der reichen Fülle der Arbeit, die von den einzelnen Dezernenten des Agitations-Comitees durch Zuhilfe¬ nahme geeigneter Kräfte geleistet wird, dürfte obiges Probe-Beispiel genügen, um zu beweisen, daß mit dem Agita- iions-Comitee eine Körperschaft ge¬ schaffen wurde, die, unbeeinflußt von irgendwelchen persönlichen Rücksicht¬ nahmen, im Interesse der Branche tätig ist, um den äußeren Feind auf der ganzen Linie in seine gebührenden Schranken zurückzuweisen und da zu bekämpfen, wo man sich Uebergriffe erlaubt. Kinemakolor im Passage-Theater, Berlin. H er verflossene Sommer brachte den Berlinern ein neues präg¬ nantes Wort: „Ki-Ko bei Kroll!“ — Im historisch-traditionellen Kroll- schen Theater, einem Königlichen Insti¬ tut, zog der Kinematograph ein. Die Geschäfte gingen nicht besonders, denn man rückte offiziell, wie ausdrücklich von der Direktion anläßlich einer Preß- notiz hervorgehoben wurde, sehr deut¬ lich von uns ab, da man naturfarbige lebende Photographien nach dem Prin¬ zip Urban-Smith nur schwer auf drama¬ tischem Gebiet anwenden kann, denn das Atelierlicht ist für Aufnahmen nicht kräftig genug. Ueber das Unzulängliche der Technik von Kinemakolor haben wir uns bereits geäußert. Die Direktion mußte auch inzwischen einsehen, daß man mit unnatürlichen Naturfarben das Publikum nicht auf die Dauer gewinnen kann, und so griff man denn zuletzt reu¬ mütig zum selbstgeschmähten poveren Kinematographen-Drama in schwarz- weiß-Manier, um dem Ki-Ko-Programm Farbe zu verleihen. Inzwischen ist die Sommer-Saison vorübergezogen, das Theater* hat noch mehr an Boden ver¬ loren, und auch die Spezialitäten-Bühne ,,Passage-Theater" Unter den Linden folgte dem Zuge der Zeit und schloß die Pforten. Jetzt hat sich Kinemakolor diese Stätte als Wirkungsfeld erkoren, und am letzten Montag fand die Eröffnung statt. Ein eingeladenes Premieren- Publikum füllte den etwa 500 Personen fassenden hübschen Theatersaal, auf dessen Bühne jetzt die Projektionsappa¬ rate stehen. Infolge des eintönigen, technisch un¬ vollkommenen und nicht genügend reichhaltigen Repertoirs kalkulierte man von vornherein sehr richtig, daß die naturfarbigen Bilder, denen be¬ kanntlich die dritte Grundfarbe fehlt, keine Gegenliebe beim Publikum finden und man hat sich demzufolge gleich von Anfang an mit dem sittenverderblichen gewöhnlichen Kinobild verschwägert. Das Programm bestand nämlich aus Ki- Ko- und Pathe-Bildem und wies folgen¬ den Text auf: Eröffnungs-Programm: 1. Jubel-Ouverture, Weber. 2. Zur Erntezeit, Kinemakolor. Ein Stimmungsbild, eine Aufnahme in den herrlichsten Farben der Na¬ tur. 3. Aus vergangenen Tagen, Drama¬ tische Szene. — Der alte Bildhauer Noel Steenens erzählt auf dem Fest¬ platze am Fuße eines von ihm ge¬ schaffenen Denkmals einem jungen Mädchen sein Lebensschicksal. 4. Das Leben in Holland, Kinemakolor Der Zuyder-See mit seinen mannig¬ faltigen Abwechslungen, z. B. die typischen Fischerjollen, den See durchziehend; der Hafen von Volen- dam. Holländische Frauen in ihrer Nationaltracht u. a. 5. Lehmanns Narrheiten, eine kinema- tographische Burleske. 6. Tulpenstudien, Kinemakolor. Ein lebendes Blumenmeer in einer nie gesehenen Buntheit und Größe. Das Entzücken eines jeden Natur¬ freundes erweckend. Es fehlt nur noch der Duft, um die Illusion voll¬ ständig zu machen. 7. Kino-Woche. Optische Berichterstattung. 8. Asiatische Vögel, Kinemakolor. Unser Bild zeigt die seltensten Ar¬ ten der asiatischen Vogelwelt in Na¬ turaufnahme. 9. Um Gretchens Hand, Eine Groteske, gespielt von dem Hofschauspieler L. Caralio. — In anmutender Szene zwischen zwei Nebenbuhlern wird G r etchen ihrem Retter verlobt. 10. Ruderregatta in Henley, Kinemako- lor. Eine herrliche Naturaufnahme der Ufer der Themse und der an¬ liegenden Ortschaften. Unnützerweise hat man auch noch zu jeder Piece die Musikstücke mit an¬ geführt, die die im übrigen treffliche Kapelle zu den Bildern spielt. Man wird von dieser Methode bald abkom- men. Die abwechselnde Folge beider kinematographischer Methoden zeigte auf das deutlichste das Unvollkommene der Kiko-Bilder und die vollendete 1 echnik der gewöhnlichen Kinofilms. Die farbigen Streifen an den Rändern von seitlich schnell sich bewegenden Objekten stören ungemein und irritieren die Augen des Beschauers. Das zu stark