Licthbild-Bühne (November 1912)

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Seite 14 L ■ B ■ B No. 40 Kinoarbeit des Kultusministeriums. fÜÜStil we * Fil m P r °j e ktionseinrichtungen wurden seitens eines Mäzens _dem Kultusministerium zur Ver¬ fügung gestellt, die eine kam in das wissenschaftliche Theater ,,Urania“ in der Taubenstraße, die andere ist zu Wanderzwecken in Berliner Schulen bestimmt. Für diese Wandervorführun¬ gen werden jetzt Programme zusammen¬ gestellt, die an drei Abenden dem Leh¬ rerkollegium vorgeführt werden. Der erste Abend fand, wie unsere Leser wissen, im Oktober statt, über den zwei¬ ten Abend, der am 13. d. Mts., in der Alten Urania in der Invalidenstraße ab¬ gehalten wurde, berichten wir an an¬ derer Stelle dieser Nummer, der dritte Abend soll anfangs Dezember ebenda stattfinden. In aller Stille sorgte aber das Kul¬ tusministerium auch für die richtige Ver¬ wendung des in der Taubenstraße stabil verbleibenden Kinematographen. Trotz¬ dem hier wissenschaftliche Kinovorfüh¬ rungen an der Tagesordnung sind, wurde emsig an der Zusammenstellung von Neuem gearbeitet, und ebenfalls am 13. d. Mts. dieses Neue den Gästen des Kul¬ tusministeriums in der ,,Urania" vorge¬ führt. Das Programm bestand aus dem ersten Vortrag eines Zyklus, der den Titel: „Die Weltmacht des Eisens“ führt. Konstruktions-Ingenieur Kessler an der Königlichen Hochschule in Char¬ lottenburg hat, nach diesem ersten Vor¬ trag zu schließen, (der Zyklus gelangt gegen Eintritt in der Urania zur Vor¬ führung), eine äußerst mühsame Arbeit mit viel Verständnis, Mühe, Lust und Liebe bewältigt. Galt es doch in erster Reihe, die umfangreiche Materie syste¬ matisch zu ordnen, sie populär zu fassen, die zu illustrierenden Momente richtig zu wählen und die meisten Projektions¬ bilder erst zu schaffen. Das Hauptaugen¬ merk legte er darauf, schematische Dar¬ stellungen neben farbigen und schwar¬ zen Diapositiven und Films zur Projek¬ tion zu bringen. Im ersten Vortrag be¬ handelte er die Gewinnung und Verar¬ beitung des Eisenerzes, die Arbeit der Hochöfen, die Herstellung von Stahl und die Arbeit in den Walzwerken, ein trockenes Thema, das er aber dennoch mit gesundem Humor zu würzen ver¬ stand. Was an Zahlenmaterial, an ziffernmäßigen Vergleichen, an Stamm¬ baum — und anderen Chronologien dem Geiste sonst nur schwer haften bleibt, die auf der Wand im Lichtbilde gezeig¬ ten, vom Vortragenden selbst angefer¬ tigten Schemen und Normen bringen es uns „spielend“ bei. Die Diapositive waren von ersten Künstlern angefertigt worden, die kinematographischen Auf¬ nahmen, darunter schwierige und auch lebensgefährliche Innenaufnahmen aus den Krupp’schen Werken aller Art, wurden unter Leitung des Vortragenden im Aufträge der „Urania" von der Neuen Photographischen Gesellschaft angefer¬ tigt, oder vom Ingenieur Uhlig der Sie¬ mens - Schuckert - Werke zu diesem Zwecke überlassen. Mit Genugtuung kann konstatiert werden, daß sie das Beste in derartigen Aufnahmen bieten. Der Deutsche Michel und Uncle Sam. in politisch’ Lied: ein garstig Lied? Und dennoch ist es po¬ litisch, wenn der deutsche Kino¬ besitzer Vergleiche zieht mit seinem Kollegen im Auslande. Tut er dies, so fängt er mit Amerika an, denn da sind die „steinreichen" Kinematographenbe- sitzer zu Hause. Die waren einst eben¬ so arme Teufel, wie jene deutschen An¬ fänger, die vor 15 Jahren sich der Kine¬ matographie als etwas Neues in die Arme warfen. Dort wie hier war „fah¬ rend’ Volk“, war der Schausteller zu Beginn der Förderer des Kinos. Aber ebensowenig, wie die Dresdener Vogel¬ wiese, das Münchener Oktoberfest, der Hamburger Dom zu vergleichen sind mit den „fairs“ amerikanischer Riesenstädte, so kann auch mit dem Anfang des Wan¬ derkinos hier wie dort kein Gleichnis gezogen werden. Gemeinsam ist der Zug nach der Neuerung, die Sucht, ein gutes Nickelgeschäft zu machen, das Auf¬ geben alter Beschäftigung der „leben¬ den“ Photographie zu Leibe. Weder am Kontinent, noch über dem großen Teich ahnte man deren wahre Zukunft. Offen und ehrlich gesagt: vielleicht gerade jene Elemente, die als Schau¬ steller auf keinen grünen Zweig kom¬ men konnten, warfen sich zuerst auf die Kinematographie. An dieser ist von dem damaligen Zuzug bei uns etwas haf¬ ten geblieben, während in Amerika die Purifizierung vor sich ging. Aus nicht gerade den besten Kreisen rekrutier¬ ten sich damals die Kinobesitzer und während heute noch der Kinobetrei¬ bende bei uns nicht immer stolz auf alle seine Kollegen sein kann, ist das Gros der amerikanischen „Kinofritzen" zum geachteten Bürger, zum nützlichen Ge¬ meindemitglied avanciert; er ist Jemand, er zählt mit, vor allem ist er Kaufmann im besten Sinne des Wortes! Wir sind Gewerbetreibende, Steuerobjekte, eine gemischte Klasse, die als besondere Ge¬ meinschaft keine Anerkennung findet, wir sind nach dem Ausspruch der Kino¬ feinde Jugendverderber, Verbrechen¬ züchter, stehen unter Polizeiaufsicht, sind an Händen und Füßen gefesselt. Im Lande der Freiheit kann der an uns für sich gefährdeten Moral das Kino nichts anhaben, daher konnte es sich entwickeln und entfalten und damit stieg schritthaltend das Ansehen der Kinobesitzer. Drüben spricht Geld das größte Machtwort, unbekümmert dar¬ um, woher es kam, wie es erworben war. Um so beschämender ist es für uns, daß der ehrlich erworbene Wohlstand und Reichtum dort zu sozialer Stellung und Ansehen verhilft, bei uns Neid und Scheelsucht, Kampf auf allen Linien, Drangsalierung von jeder Seite, Ein¬ schränkung unserer Entwicklung her- vorruft. Im Lande der Geldsucher fand die neue Erwerbsquelle anderen Bo¬ den: Geld verdienen hieß die Losung, ohne zu ahnen, daß man auch Kultur¬ träger, Fortschrittskämpfei war. Und