Licthbild-Bühne (November 1912)

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Seite 16 L- B . B Nr. 46 gerade in den unter dem Sternenbanner Vereinigten Staaten kam die hehre Mission der Kinematographie zu aller¬ erst und gleich in — amerikanischen Dimensionen zur Geltung. Wohlgemerkt: aus der Branche heraus, denn sie be¬ sitzt volle Freiheit, genug Intelligenz und kämpft, wie alle, um das Recht des Stärkeren. Wir mußten uns die Schulmeisterei gefallen lassen, wir wer¬ den geduckt, uns werden nur gewinn¬ süchtige Motive zugesprochen, unsere Mission aber wollen sich andere Klassen aneignen. Einen einzigen Grund gibt es dafür, daß dies so kommen konnte: daß die Kinobesitzer aus allen Schichten der Be¬ völkerung zusammengewürfelt wurden Das gleiche galt einst von den Ameri¬ kanern, allein was dort dem einen recht war, blieb dem andern billig und heute ist der Durchschnitt der Kinobesitzer gebildet, vom Wert der Kinematographie durchdrungen, nicht für das Geschäft, sondern für seinen Beruf arbeitend, ein Vertreter der modernen Zivilisation, allen kommunalen Pflichten unterwor¬ fen, aber auch von den Ehren nicht ausgeschlossen, ein Diener des Kunstge¬ schmackes seines Publikums. Reichtum schändet nicht: im Auto fährt man vor seinem Kino vor, ob es ein Palast oder ein früherer Laden ist, man ist Mitglied gemeinnütziger Bestrebungen, in deren Dienst man auch sein Kino stellt; man behandelt ihn da als seines Gleichen, er führt das Wort und die Feder so gut, wie irgend wer, und gilt es den Kampf gegen Feinde, vertritt er die Branche würdig, mutig und — siegreich. Er ist sich allein seiner Verantwortlichkeit den Behörden und der Besucher gegen¬ über bewußt, sein Gefühl sagt ihm, was er zu tun und zu lassen hat und darnach betreibt er sein Geschäft. Und oft geht sein Beruf über die Stadt- und Land¬ grenzen hinaus. Dies ist der Wandel der Zeit in der kurzen Spanne von 15 Jahren! Man ist modern geworden: im Theatersaal, aber auch an der eigenen Person. Geduld, Tatkraft, Voraussicht, die Fähigkeit, sein Publikum richtig zu beurteilen, sei¬ ner Konkurrenz würdig zu begegnen schufen den Theaterbesitzer, der so ganz anders ist, wie jene Kinoeigen¬ tümer, die nur den Kassenrapport, die Vereinsmeierei, das Schieben und Drän-' gen in der Menge seiner Kollegen kennen. Während jene dem Grund¬ sätze huldigend: Einigkeit macht stark, sich organisierten, sind diese, wenn sie einer Korporation angehören, entweder apathisch oder auf den eignen Weih¬ rauch bedacht. Die National - Konvention (so heißt der Kongreß dort) von Chicago hat der Kinematographie große Perspektiven er¬ öffnet, trotzdem nur Kinobesitzer an demselben teilnahmen. Da waren fähige Männer von nachweislichen Verdiensten an der Arbeit für die Allgemeinheit, die auch Gfeldopfer für die gemeinsame Sache zu bringen wüßten. Und daher kommt es, daß die Theaterbesitzer in allen Fragen der Industrie tonangebend sind. Bei uns schließt man die Presse aus und gräbt sich damit selbst das Grab. Man will sich nicht in die Karten gucken lassen und scheut die Oeffent- lichkeit. Und wenn dann andere Fak¬ toren der Branche ihre Maßnahmen zur Gesundung der Branche erst als fait accompli bekanntmachen, dann ist der Theaterbesitzer ungehalten, daß man ihn nicht zu Rate gezogen. Der Deutsche hat noch nicht gelernt, vom Gebahren des Auslandes Nutzan¬ wendung zu ziehen. Vielleicht kommt diese Einsicht den Theaterbesitzern mit der europäischen internationalen Ver¬ einigung, die erst in Paris, dann in Wien angeregt wurde. Es ist aber gewiß nur zum Vorteil dieses Faktors unserer Branche, wenn er die Vorgänge seiner amerikanischen Berufskollegen nicht außer Acht läßt. Wie stehts mit der Konvention? | igentlich ist auf diese stereotype Frage, die uns von überall her entgegentönt, nichts neues zu vermelden. Noch immer tagen aller¬ orten täglich die Versammlungen, und auch die vielen intimen Besprechungen und inoffiziellen Besprechungen, die oft einen recht vertraulichen Charakter tragen, bringen wenig Klärung in die verworrene Situation, Immer noch tobt der Kampf unentwegt weiter, aber doch ist bei diesem Guerilla-Krieg schon eine gewisse Kampfesmüdigkeit zu verspüren. Im Grunde genommen hat die Partei der Konvention einen großen Sieg zu verzeichnen, denn die Firmen „Eiko-Film“ und „B.-B.-Films“ sind jetzt ebenfalls der Konvention beige¬ treten. War schon vor kurzer Zeit der Uebertritt von Paschke u. Co., Vertreter der Essanay-Films, bemerkenswert, so bedeutet dieser weitere Zuwachs der Konventionspartei, daß die ringfreien Firmen immer mehr herausfühlen, auf welch verlorenen Posten sie stehen. Unsere Ansicht war die richtige: die Branche hat nicht Platz für drei Grup¬ pen, sondern höchstens für zwei, und die paar letzten, noch außenstehenden Hartnäckigen werden wohl auch bald die sich stark gemauserte Konvention mit ihren heutigen Bedingungen als das kleinere Uebel empfinden, um die Exi¬ stenz einigermaßen erträglich zu ge¬ stalten. In einer der vielen Versammlungen hat man dem wichtigen Gedanken Aus¬ druck gegeben, daß die deutschen Fa¬ brikanten, da sie sich noch nicht die Weltmacht erobert haben, nur schwer mit der Konkurrenz mitkommen können und da bei diesen der Zoll usw. einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die Normierung des Preises ausmacht, so möchten die Deutschen dieses gern wettzumachen suchen durch den billige¬ ren Preis. Dieser des Nachdenkens werte Vorschlag präzisierte sich in der Form, daß auf ausländische Films bei Barzahlung fünf Prozent, auf deutsche Fabrikate aber zehn Prozent gewährt werden sollen. Die Konventionsleute neigen wohl ebenfalls dieser richtigen Methode zu, befürchten aber, und zwar mit Recht, daß nach einer selbst streng festgelegten Normierung von Rabattbe- willigungen wieder allmählich der alte und verwerfliche Zustand der Preis- schleuderei und der Prozent- und R a * batt-Misere Platz greift. Dies zu ver-