Licthbild-Bühne (November 1912)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Seite 50 L • B - B No. 46 keit ab. Auf ihm waren alle Phasen des großen Werkes moderner Ingenieur¬ kunst dargestellt, das auf dem Isthmus ■von Panama seiner Vollendung ent¬ gegengeht. Mit Naturtreue sah man die großartigen Sprengarbeiten und die un¬ geheuren Baggermaschinen, die Millio¬ nen von Kubikmeter Erdreich beför¬ derten. Ein englischer Zensor für Kinemato- graphen. Herr G. A. Redford, der so lange Zeit hindurch der englischen Theaterzensur angehörte .wurde zum englischen Zen¬ sor für Kinematographen mit einem Jahreseinkommen von 20 000 Mark er¬ nannt. Es handelt sich in diesem Falle um keine amtliche Stellung, sondern so¬ zusagen um eine Privatbehörde, eine Art freiwilliger Zensur, die sich die Ver¬ einigung der Filmfabrikanten selbst auf¬ erlegt. Die genannte Organisation hat den Gegenstand bereits seit geraumer Zeit ernstlich erwogen. Den Zensor für Kinematographen wird ein Stab von sechs Beamten unterstützen. Die Zen¬ sur wird in Zukunft zwischen Vorstel¬ lungen für Erwachsene und solchen für Kinder unterscheiden. Die Mitarbeit der einzelnen Kinematographentheater wird durch deren Bereitwilligkeit ge¬ sichert, in ihrem Lokal eine Kund¬ machung anzubringen, daß die gezeigten Films die Zensur passiert haben. Der Zensor trägt außerdem für die Anferti¬ gung einer Liste Sorge, die alle Film» verzeichnet, die die Zensur passiert haben. Die Zensur für Kinemato¬ graphen wird zu Weihnachten oder spä¬ testens mit Beginn des nächsten Jahres in Kraft treten. In den Vereinigten Staaten besteht bereits seit geraumer Zeit eine derartige Zensur. Die Grund¬ sätze, die dieselbe verfolgt, nehmen sich in ihrer Kasuistik seltsam aus. So zum Beispiel muß ein Einbrecher, der mittels eines bestimmten Verfahrens einen Kassenschrank öffnet, dem Publikum während dieser Operation den Rücken zukehren, damit der Trick des Ein¬ brechers nicht etwa populär wird und zur Nachahmung aufmuntert. Die eng¬ lische Zensur wird besonders darauf Ge¬ wicht legen, daß Mord, Selbstmord und plötzlicher Tod nicht zur Darstellung gelangen. Liebesszenen bedenklicher Natur, und schließlich Darstellungen, die ans Obcöne streifen, sollen gleichfalls vermieden werden. Auch Kämpfe zwischen Tieren, wie Hahnenkämpfe, Hundekämpfe und Stiergefechte, sind von der Darstellung ausgeschlossen. Biblische Szenen, besonders diejenigen, die sich aufs Neue Testament beziehen, und Darstellungen von regierenden Fürsten, Ministern und Richtern sollen nach Möglichkeit vermieden werden, so¬ weit komische und lächerliche Szenen in Betracht kommen, so daß von allen behördlichen Organen nur der Schutz¬ mann als komische Figur übrig bleibt. Schulkinematograph in Erfurt. Gelegentlich einer in Erfurt kürzlich abgehaltenen Kreislehrerkonferenz hielt Rektor Zeug-Erfurt einen Vortrag über: ,,Der Kinematograph als Schädiger und Helfer in Erziehung und Unterricht“. Die Frage: ,.Woher kommt die große Zugkraft der Kinotheater?“ faßte der Redner in folgenden Sätzen als Antwort zusammen: 1. Die Kinos bieten große Anschaulichkeit in der Darstellung; 2. Die Darbietungen sind immer recht viel¬ seitig (Humoristisches, Dramatisches, Naturaufnahmen, Darstellungen von Kriminalromanen wechseln in bunter Reihenfolge miteinander ab); 3. Der Be¬ sucher ist an keine Zeit gebunden; 4. Die Kinotheater sind anderen Theatern gegenüber billig; 5. Es können Kinder und Erwachsene, also Familien, zu gleicher Zeit an den Vorstellungen teil¬ nehmen; 6. Die äußere Aufmachung (Portiers, Vorhallen, Logen, gepolsterte Sitze usw.) — Die schweren Schädigun¬ gen auf Herz und Gemüt der Schul¬ kinder durch die heutigen öffentlichen Kinematographen können durch Schaf¬ fung eines Schulkinematographen ver¬ mieden werden. In Erfurt wird die Schulbehörde in einer Schule demnächst einen Schulkinematographen einrichten, in dem Geschichtliches, Natur- und Erd¬ kunde zur Behandlung kommen soll. Man hofft, mit dieser künftigen Einrich¬ tung eine Besserung der heutigen kine- matographischen Darbietungen für die Jugend herbeizuführen. Die Taufe des „Kinokindes“. Beim Kino verbinden sich Romantik und Sensation nicht nur im bildlichen, sondern auch im wirklichen Leben. Bei dem Gastwirt K. in der Scholvinstraße in Hannover wurde ein neugeborenes dralles Mädchen gefunden, dessen Mut¬ ter, ein Dienstmädchen, spurlos ver¬ schwunden ist. In dem K.schen Restau¬ rant verkehrt der Verein der Kino-An¬ gestellten, und einer derselben, ein seit fünf Jahren in kinderloser Ehe lebender Herr, nahm die Kleine zu sich als eigen. Als man im Verein, wo der Vorfall leb¬ haft interessierte, auf die Taufe zu sprechen kam, wurde halb im Scherz der Vorschlag gemacht, die Berliner Kino-Schauspielerin Henny Porten, die ,,Duse“ ihres Faches, als Patin für den Findling zu bitten. Man glaubte nicht, daß sie kommen würde. Aber man hatte sich geirrt; die Romantik des Falles veranlaßte die Dame, zuzusagen, und in der alten Kreuzkirche fand dieser Tage die Taufe statt, die zu einer Sen¬ sation wurde. Schon die Ankunft Henny Portens am Bahnhof, und ihr Empfang durch den Verein verursachte großes Aufsehen. Und — echt amerikanisch! — der Kinematograph machte sich die Sache zunutze. Die ganze Sache wurde kineinatographisch aufgenommen: das Absteigen der Dame im Hotel Bristol, die Autofahrt zur Kirche, wo ein großes Publikum, darunter viele Damen der besseren Kreise, sich eingefunden hat¬ ten, die Rückfahrt zum K.schen Restau¬ rant, das bekränzt war und wo ein. so¬ lennes Tauf-Festessen stattfand, sowie der Täufling und die Adoptiveltern. Vergessen sei nicht, daß die Patin ein reiches Geschenk mitgebracht hatte. — Man sieht, der Kinematograph ist auf der Höhe der Situation, Eine Stimme aus dem Publikum. Speziell in Hamburg wird jetzt öffentlich stark über den Kinemato¬ graph zu Gericht gesessen und seine Darbietungen als volksvergiftender Schund bezeichnet. Wohltuend wirkt