Licthbild-Bühne (November 1912)

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No. 46 L • B • B Seite 57 es, daß sich im ,.Hamburger Fremden¬ blatt“ eine Stimme aus dem Publikum vernehmen läßt, die für uns eine Lanze bricht. — Die Einsendung lautet: Das Kino wird soviel mit dem Theater verglichen, wozu eigentlich keine direkte Veranlassung vorliegt. Wenn man ins Theater geht, so will man sich eben an der schönen Dich¬ tung, also an Worten erfreuen. Das Kino ist doch ganz anderer Art. Ich gehe wöchentlich durchschnittlich zwei¬ mal ins Kino, suche mir natürlich nach Möglichkeit die guten Sachen aus. Die zwei- und dreiaktigen Dramen sind aber jetzt bei weitem nicht so schrecklich, wie sie geschildert werden; wenn man sich die meist guten Sachen der Nor¬ dischen Filmcompagnie, ferner Gau¬ mont und dergl. Firmen ansieht, so nimmt man in vielen Fällen davon mehr mit, als von einem modernen Theater¬ stück, während man im letzteren profane, tote Kulissen zu sehen be¬ kommt, so werden im Kino Naturauf¬ nahmen gezeigt, nicht nur in den be¬ sonders zu diesem Zweck entstandenen Films, sondern auch in den guten Dramen, die ganz hervorragend sind und allein schon das sehr billige Ein¬ trittsgeld doppelt bezahlt machen. Ich möchte wohl behaupten, daß die Leute, die sich in solch schroffer Weise gegen das Kino aussprechen, noch viel zu wenig dagewesen sind, um sich ein richtiges Urteil bilden zu können. Ge¬ wiß sieht man ja manches Schlechte, aber werden im Theater nicht auch Sachen gegeben, die an Qualität sehr viel zu wünschen übrig lassen? Leider sind die Reklamen (Aushängeplakate) der Kinos vielfach ja gruseliger und entstellter, als der betr. Film selbst, doch muß man hierbei in Betracht ziehen, daß das Kino hauptsächlich von der breiten Masse besucht wird und diese wohl in den meisten Fällen durch solche Reklamen angespornt werden soll. Der Herr, der von einer Reklame Asta Nielsen spricht, sollte sich nur erst einmal den Film „Die Kinder des Generals“ ansehen. Dann wird er viel¬ leicht anderer Meinung werden. Man soll eben jedem das Seine lassen; die, die das Kino hassen, brauchen ja nicht liinzugehen, und solche, die das Kino besuchen, reißen gewiß nicht über das Theater her; jedenfalls kommt der Kinobesucher reichlich auf seine Kosten, und zu Verrohungen gibt wohl manches Theaterstück mehr Veran¬ lassung, als ein von guten ersten Kräften inszenierter Kinoroman. Last not least — scheint der Haß gegen das Kino zum Teil nur daraus hervorzu¬ gehen, daß irgendwelche geschäft¬ lichen Interessen, infolge des stetig wachsenden Zuspruchs der Kinos, ge¬ schädigt v/erden könnten. Die Pariser Schneider gegen die Kino- Aufnahmen ihrer Modelle. Die Pariser Couture und Mode hat wohl schon längere Zeit das „Kinema“ als Reklame auch für sich zunutze ge¬ macht. Der Kinematograph war da¬ mals in Paris noch nicht so verbreitet und daher doch ein „mondaines“ Schau¬ stellen. Zu jener Zeit haben ange¬ sehene Häuser von Weltruf ihre Schöpfungen dem Film anvertraut, um dann erst einem gewählten Kreise, später der weiteren Oeffentlichkeit Szenen aus den Salons, auch solche hinter den Kulissen, und ganze Mode¬ revuen vorzuführen. Die Zeit hat sich geändert, und heute ist der Kino, speziell in Paris, ein überaus populäres Volksvergnügen geworden, und daher ist das Interesse der Couturiers für den Film erloschen. Wenn daher jetzt noch die großen Film¬ fabrikanten mit zähem Eifer die Schnei¬ derkönige bestürmen, so gibt es meist eine Abweisung. Der Kinobesitzer wird wohl meist „sein“ Publikum befrie¬ digen, es sogar mit den großen Namen anlocken, aber dem Modellkünstler er¬ wächst bei diesem Publikum, das die Preise der Rue de la Paix nicht zahlen kann, keine Kundschaft. Jetzt ist es al¬ so die Filmfabrik, die zahlen muß, wenn auch nicht mit zu hohen Summen, sondern fast nur soviel, um die Un¬ kosten des Modellhauses zu decken. Für kleinere Sterne, die noch wenig in der Allgemeinheit geleuchtet haben und insbesondere für die Warenhäuser ist jedoch der Kino eine ausgezeichnete, wertvolle Reklame. Galeries Lafayette zeigt auf dem Film Moderevuen, und dem naiven, wie auch dem blasierten Zuschauer entfährt dabei ein Wort der Bewunderung, und die Kauflust für das Haus ist gesteigert. So manche Mo¬ distin hat schon auf diese Weise einen großen Teil ihrer Kundschaft erworben. Die Vielseitigkeit der Pariser Kinos bringt es mit sich, daß in jedem Pro¬ gramm auch der Mode in irgendeiner Form gehuldigt wird. Wenn nicht die Toilettenwunder der letzten Rennen vorgeführt werden, dann wird eben der dezenten Reklame ein Dienst erwiesen, und die Modelle einer Couturiere oder Modistin, die nach Ruhm durstet, er¬ scheinen in bunter Reihenfolge, von schönen Mannequins vorgeführt, auf der Leinwand. Kinopianisten-Wettbewerb. Anläßlich der Londoner Kinoaus¬ stellung wird auch ein Wettbewerb von Kinopianisten veranstaltet und es kom¬ men Preise an die besten Filmillustra¬ toren zur Verteilung. Es wird sich hier¬ bei um ganz neue, noch nirgends ge¬ zeigte Films aller Art handeln, die als Neuheiten von den Fabrikanten zu diesem Zwecke dem Spender der Preise „The Bioscope“ überlassen wer¬ den. Daß die Ausstellung besuchende Publikum soll entweder selbst ein Ur¬ teil abgeben oder anwesend sein, wenn die Jury ihre Arbeit verrichten wird. Man ist sich darüber klar, daß die Films, deren musikalische Begleitung am Klavier improvisiert werden soll, allen Bewerbern zugleich einmal vor¬ geführt wird. Ueber die Art des Wett¬ bewerbs selbst ist man sich jedoch nicht einig. Eigentlich müßte jeder Preisbewerber sofort bei den zweiten Vorführungen das Bild illustrieren, in diesem Falle aber müßten so viele Positive des Films vorgeführt werden, als Bewerber vorhanden sind und jeden in einem abgesonderten Raume sofort seine Kunst und Kenntnis hören lassen. Wie aber dann Publikum und Jury urteilen sollen, ist schwer ergründbar. Man wird daher wohl oder übel zu dem Mittel greifen müssen, ein Positiv so oft hintereinander vorzuführen, falls sich Bewerber finden und deren Reihenfolge durch das Los bestimmen, dabei aber dafür Sorge zu tragen haben, daß kein Pianist den Vortrag der anderen höre. Immerhin sind die durch das Los später an die Reihe Kommen¬ den in dem Vorteil, mehr Zeit zu haben, ihr Spiel sich geistig zurecht zu legen. Dafür werden sie in dem Nach¬ teil sein, daß das Interesse von Publi¬ kum und Jury bei der oftmaligen Wiederholung des Films abflauen muß. Wahrscheinlich wird ein Mittelweg ge¬ wählt werden: jeder Petent hat sofort nach den ersten Vorführungen die Be¬ gleitung auf Papier zu entwerfen und der Jury einzuhändigen. Bei dem Vor¬ trag vor dem Publikum an verschie¬ denen Tagen wird sich dann der Pianist streng an diese Aufzeichnung halten müssen. Arme Jury, wenn die Beteiligung eine sehr zahlreiche sein wird. Praktischer Kinoautomat. Eine amerikanische Erfindung: also unverbürgte Richtigkeit. Danach kann ein Geldspind derart mit einem Alarm¬ werk, aber auch mit einem Kinemato- graphen ausgerüstet werden, daß bei jeder unbefugten Oeffnung der Türe, bei Einbruch, bei Arbeit mit Saugge¬ bläse automatisch eine Aufnahme des Verbrechers erfolgt. Im Innern des Spindes entzündet sich eine kleine elektrische Lampe vor dem unbe¬ lichteten Film und Objektiv, daß die Gesichtszüge des Eindringlings photo¬ graphiert. Der Abdruck soll ein sehr schwacher sein, der Polizei jedoch zur Verfolgung und Identifizierung genügen. Neu ist, daß nicht der zu Photogra¬ phierende, sondern der Film Licht er¬ halten soll!!