Licthbild-Bühne (November 1912)

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Seite 60 L • B • B No. 46 Kinovorführungen für die Oberlehrer, Die vom Preußischen Kultusministe¬ rium angeregte Idee, den Kinemato- graphen im Unterrichte der höheren Lehranstalten nach Möglichkeit zur An¬ wendung zu bringen, wird den Päda¬ gogen durch eigens in der alten Urania (Invalidenstraße) veranstaltete Vorfüh¬ rungen demonstriert. Am 13. d. Mts. fand der zweite Vortragsabend unter Leitung des Geheimrats Vogel statt und kamen Films der Gesellschaft für wissenschaftliche Films und Diapositive m. b. H., Berlin zur Vorführung. Das stark besetzte Auditorium be¬ kam kurz erläutert folgende Bilder zu sehen: Das Erblühen einer Victoria re¬ gia, Tierleben stehender Gewässer: Copepoden, Hydra, Volvox, Der Was¬ serkäufer und seine Larve, Aquarium¬ aufnahme (Haifischeier, Knurrhahn, Schildkröte), die Stechmücke, Moderne Bienenzucht, Eine Fahrt auf dem Ka- nala Grande durch Venedig, Vulkanische Erscheinungen am Aetna, Die sächsische Schweiz, Die Schlacht von Sedan (Tak¬ tischer Film). Das auf dem Programm verzeichnete Bild Zinngewinnung in Malakka kam nicht zur Vorführung. Der nächste dieser Abende findet am 3. Dezember statt und behalten wir uns sodann eine kritische Würdigung dieser Veranstal¬ tung vor, die, dies sei schon jetzt be¬ merkt, manche nützliche Anregung ge¬ boten hat, doch auch ganz anders in An¬ griff genommen und zur Ausführung ge¬ bracht werden sollte. Das Astoria-Lichtspielhaus in Leipzig, Das neue Theater an der Wind¬ mühlenstraße 31 ist am vergangenen Mittwoch abend vor einem nach andert¬ halb tausend Personen zählenden ge¬ ladenen Publikum, das zumeist in Ge¬ sellschaftstoilette erschienen war, mit einer Gala-Premieren-Vorstellung er¬ öffnet worden. Das Astoria-Licht¬ spielhaus ist für die Alt-Stadt Leipzig das erste Gebäude, das zu dem ausge¬ sprochenen Zwecke eines Kinemato- graphen-Theaters errichtet worden ist, und es verdient schon aus diesem Grunde eine besondere Beachtung. Dann aber auch wegen der großzügigen Anlage des gesamten Unternehmens und ferner wegen der vornehmen Ele¬ ganz, die in allem zutage tritt. Die Voranzeigen nannten das Haus eine Sehenswürdigkeit der Stadt Leipzig, und diese Voranzeigen haben nicht zu viel gesagt. Wir haben hier, was den Zuschauerraum anlangt, einen durchaus modernen Theaterbau vor uns, der mit den neuesten Errungenschaften der Technik ausgestattet und mit einem kostbaren Innengewand bekleidet ist. Wie die Bühne eingerichtet ist, und ob dabei vorgesehen wurde, diese Bühne eventuell auch zu anderen Zwecken als zu kinematographischen Vorfüh¬ rungen in Gebrauch zu nehmen, das entzieht sich unserer Kenntnis, da wir das Haus gestern abend zum ersten Male betraten, und die von einem schweren Bühnenportal umgebene weiße Leinmand für uns die Grenze unserer Bewegungsfreiheit bedeutete. Was wir aber bis dahin gesehen hatten, mußte unsere Anerkennung unumwun¬ den hervorrufen. In geschmackvollem Weiß, das nur von leichtem Gold durchzogen und das durch eine hübsche Deckenbeleuchtung bestrahlt wird, zeigt sich das Entree. Es führt direkt in den äußerst bequem eingerichteten riesigen Parkettraum, dessen Stuhl¬ reihen breite Gänge durchziehen. Zu beiden Seiten des Entrees vermitteln breite Treppen den Aufgang zum ersten Rang, der die hocheleganten Logen und hinter den Mittel-Logen die Sperrsitze enthält; während hinter den Seiten- Logen Wandelgänge dem Verkehr dienen. Die Farbe der Wände des Zu¬ schauerraumes ist ein vornehmes Dun¬ kelgrün, dem von den Seiten und von der Decke herab eine Fülle von Be¬ leuchtung zuteil wird. Die Beleuchtungs¬ effekte, die sich hier zeigen, sind eine Sehenswürdigkeit für sich. Die Erbauer und Besitzer dieses neuesten Leipziger Theaterbaues sind die Herren Friedrich & Jahn in Leipzig. Die Pläne lieferte Professor Max Bösenberg-Leipzig und der Architekt war P. Grempler in Halle a. S. Die, wie soeben gesagt, hervorragenden Beleuchtungsanlagen sind ein Werk der Firma Schubert u. Co. in Leipzig. Als Pächterin ist die Lichtspielhaus-Gesellschaft m. b, H. im Programm aufgestellt worden, das in gleicher Weise der Belehrung wie der Unterhaltung diente. Eingeleitet durch eine Ansprache und durch einen von Herrn Georg Thies verfaßten und von Frl. Leonore Kurz vorgetragenen Pro¬ log, sowie mit einigen von der aus drei¬ ßig Musikern bestehenden Haus¬ kapelle wiedergegebenen Musik¬ stücken, wickelte sich das Programm mit seinen deutlichklaren, flimmer¬ freien Bildern präzis ab und als das Publikum bald nach 11 Uhr das Haus verließ, war es voll des Lobes über all das, was es innerhalb drei Stunden ge¬ schaut hatte. Vorführung der Siemens-Schuckert- Films in Magdeburg. Den Bemühungen der kinematogra¬ phischen Kommission des Magdebur¬ ger Lehrer- und Lehrerinnenvereins war es gelungen, eine Auswahl der zu¬ erst auf der Turiner Weltausstellung von den Siemens-Schuckert-Werken, Berlin, gezeigten Films für einige Vor¬ führungen nach Magdeburg zu be¬ kommen. In entgegenkommendster Weise hatte die Firma die Films zur Verfügung gestellt und Ingenieur Uhlig entsandt, der die äußerst interessanten kinematographischen Bilder durch sei¬ nen klaren erläuternden Vortrag dem Verständnis der Zuhörer nahe brachte. Ohne diese Erläuterungen wäre wohl dem großen technisch wenig vorge¬ bildeten Publikum mancherlei unver¬ ständlich geblieben. Dankenswerter¬ weise hatte man diese Darbietungen auch den Schulen und der Jugendpflege nutzbar gemacht. Am Freitag nach¬ mittag und Sonnabend vormittag der vorigen Woche fanden die Vorführun¬ gen vor den oberen Klassen der Gym¬ nasien und der Bürger- und Volks¬ schulen statt, am Sonnabend nach¬ mittag war eine Sondervorstellung für die Mitglieder des Lehrer- und Leh¬ rerinnenvereins, und am Sonntag um 11 Uhr hatten sich die dem Ortsaus¬ schuß für Jugendpflege angeschlosenen Vereinigungen zu der Vorführung ein¬ gefunden. Der Besitzer des Lichtschau¬ spielhauses Panorama, Günther, hatte bereitwilligstfür die Veranstaltung sein Haus zur Verfügung gestellt. Mit ge¬ spanntester Aufmerksamkeit folgten die Besucher den Vorgängen auf dem Zauberschirme der weißen Wand. Man erblickte die Herstellung von Tantal¬ lampen und Telegraphenkabeln, man sah Hochspannungslichbogen und Blitz¬ ableiterentladungen. Alsdann konnte man in einer Filmserie die Verwendung der Elektrizität im Hüttenbetriebe be¬ obachten. Mit wachsendem Interesse verfolgte man die Vorgänge bei der Entladung von Erzen, bei der Ver¬ hüttung in Hochofenanlagen zu Roh¬ eisen, bei der Verarbeitung des Roh¬ eisens zu Stahl und Schmiedeeisen und beim Auswalzen der Stahlblöcke zu Knüppeln. Im letzten Teile wurden elektrisch betriebene Gesteinsbohr- maschinen, der größte Trockenbaggei der Welt und eine Fahrt auf der Ber¬ liner Hochbahn vorgeführt. Alle diese Darbietungen zeigten die ungeheure Entwicklung der Siemens-Schuckert- Werke, deren Fabrikate einen Weltruf ruf genießen und gewährte einen Ein¬ blick in den riesenhaften Industriebe¬ trieb, dessen Einblick sonst dem großen Publikum versagt ist. Die erklärenden Ausführungen des Vortragenden fanden lebhaften Beifall. Die Vorführungen be¬ wiesen, welch ein treffliches Demon- strierungsmittel der Kinematograph zu sein vermag und wie weit sich die heule üblichen Darbietungen der Lichtbühnen von dem eigentlichen Zwecke des Licht- bildapparates, nämlich ein Belehrungs- mittel zu sein, entfernen. Es wäre zu wünschen, daß sich die Kinos ent¬ schlössen, dergleichen zugleich beleh¬ rende und unterhaltende Vorstellungen auch den weitesten Kreisen des Volkes darzubieten.