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Seite 36 L ■ B ■ B No. 48 Billetsteuer anstatt Pauschalsteuer in Schöneberg. Eine Umänderung der Pauschalbe- steuerung der Kinematographen in eine Kartensteuer wird in nächster Zeit die Schöneberger Stadtverordneten be¬ schäftigen. Der Magistrat von Schöne¬ berg hat eine Vorlage ausgearbeitet, in der diese Umwandlung ausführlich er¬ läutert und empfohlen ist. Der Plan für diese Neuregelung ist auf Anregung der Kinematographenbesitzer entstanden, die mehrfach dem Magistrat Petitionen zukommen ließen, in denen sie die jetzt bestehende Pauschalbesteuerung als un¬ gerecht bezeichneten, da die Kinobe¬ sitzer völlig unabhängig von der Stärke des Besuches im Sommer und Winter ihre Steuern zahlen müßten. Dar Magistrat will nun eine Karten¬ steuer in der Art einführen, daß auf jeder Karte neben dem Eintrittspreis auch die Höhe der Steuer angezeigt ist, so daß also das Publikum im steuertech- 250 Pf. - 30 Pf., 250-300 Pf. - 40 Pf., 300—350 Pf. 50 Pf. und für jede weiteren 50 Pfg. sollen 10 Pfg. mehr Steuern erhoben werden. Für Abon¬ nements, Blocks, Dutzendkarten sowie Tages-, Monats-, Saison- und Jahres¬ karten wird eine Steuer von 10 Prozent des Gesamtpreises erhoben. Eintritts¬ karten, die unentgeltlich abgegeben werden .unterliegen einer Steuer nicht. Damit nun bei der Kartensteuer ein¬ zelne Kinobesitzer nicht auf den Ge¬ danken kommen könnten, ohne Aus¬ gabe von Billets oder Karten die Be¬ sucher gegen Entgelt eintreten zu lassen, so wird in diesen Fällen eine Pauschalsteuer erhoben, die erheblich höhere Sätze hat als die bisherige. Es sollen erhoben werden bei einer Gesamtzahl von Plätzen für jeden Tag der Veranstaltung: bis zu 100 Plätzen 5 Mk, bei mehr als 100 —150 - 10 Mk, 150 bis 200 - 15 Mk , 200-250 20 Mk, 250 bis 300 = 25 Mk., 300-350 30 Mk., 350-400 = 40 Mk., 400 - 450 = 50 Mk., 450-500 ~ 60 Mk., 500 - 550 - 70 Mk., und über 550 Plätze für je 1—50 weitere Plätze ein Zuschlag von je 15 Mk. Für die Steuer haftet der Unterneh- nischen Sinne für die Steuer haftet, d. h. mer. Neben ihm haften bei den Karten durch Zahlung des auf dem Billet be- gesamtschuldnerisch auch die Besucher zeichneten Zuschlags sich seiner Steuer- der Vorstellungen für den auf ihre Ein¬ pflicht entzieht. Diese Art der Kine- trittskarte entfallenden Steuerbetrag, matographensteuer war schon in Aus- Die Zahlung der Pauschalsteuer erfolgt sicht genommen für die seinerzeit ge- bei der Anmeldung innerhalb der Ge¬ plante Lustbarkeitssteuer für Berlin, schäftsstunden in der Stadthauptkasse, die dann ja bekanntlich nicht zur Durch- während die Kartensteuer von dem führung gekommen ist. Uebrigens be- Unternehmer an dem der Veranstaltung steht in Weißensee und vielen großen folgenden Werktage zu entrichten ist, Provinzstädten diese Regelung der doch kann der Magistrat bei ständig Kinematographen-Besteuerung schon wiederkehrenden Veranstaltungen die jetzt. Zahlungsfrist bis auf zehn Tage ver- Um nun aber zu verhindern, daß die längern. Die Besucher der Kinos haben Kinobesitzer sich durch eine Umgehung jedoch sofort zu zahlen. Jede Zuwider- der Billetausgabe, etwa durch Einfüh- handlung gegen die Vorschriften der rung von Kontrollkassen der Steuer- Steuerordnung unterliegt einer Ord- pflicht entziehen, bleibt die Pauschal- nungsstrafe bis zu 30 Mark, besteuerung neben der Kartensteuer in der Art bestehen, daß die Kinobesitzer, Velbert (Bezirk Köln), die kinosteuerpflichtige Karten nicht verkaufen, die Pauschalsteuer wie Sommer wurde hier auf einer früher bezahlen müssen. Eine.Belästi- Lehrerkonferenz die Frage der Be- gung des Publikums kann ja durch diese kämpfung der Auswüchse des Kine- neue Steuer gar nicht entstehen, da die matographenwesens in hiesiger Stadt Namen der Billetkäufer nicht festge- eingehend erörtert. Es fanden sich stellt werden. Jedenfalls haben wir zwölf Lehrpersonen, katholische und durch diese Neuregelung der Kinemato- evangelische, bereit, dem Kinowesen graphensteuer die Einführung einer ihre besondere Aufmerksamkeit zu wid- Lustbarkeitssteuer in Schöneberg zu men. Sie wurden von der Polizeiver- erwarten. waltung zu diesem Zwecke mit beson- Auf den Eintrittskarten soll der Ein* .deren Rechten ausgerüstet, welche sich trittspreis und ferner der zu zahlende Be* trag der Steuer vermerkt sein. Es sollen erhoben werden bei einem Eintrittspreis bis W zu 10 Pf. — 1 Pf., von mehr als 10—20 Pf.fi = 2 Pf , 20-30 Pf. = 3 Pf., 30 - 40 Pf. -11 _ . . .... _ . . 4 Pf 40-50 Pf =5 pf, 50-75 pf =11 haben Öen größten Erfolg. 10 Pf„ 75-100 Pf. = 15 Pf, 100-150 Pf.H = 20 Pf, 150-200 Pfg. =25 Pf, 200- M^^^n^^^m^nr.^^mn. Inserate in der B. B.“ in erster Linie auf die Kontrolle der Vorstellungen erstreckten, damit nicht Szenen zur Aufführung gelangten, die durch die Berliner Zensur verboten waren, und es mußten mehrmals An¬ zeigen erfolgen, die auch Bestrafungen nach sich zogen. Die Berliner Zensur genügt aber nicht, sie ist zu milde. Das Streben der hiesigen Lehrerkommission ging nun dahin, eine eigene Zensur ein¬ zuführen zur Bekämpfung der sittlich gefährlichen Vorführungen, und diese ist nun in einer im Rathause stattgefun¬ denen Versammlung unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Dr, Deiter be¬ schlossen worden und soll scharf durch¬ geführt werden. Die beiden Kinobe¬ sitzer erklärten sich bereit, den Wün¬ schen der Zensoren zu entsprechen. Das Kinodrama auf Ellen-Island. Die Insel im New-Yorker Hafen, auf der entschieden wird, ob Einwanderer ihrer Körper- und Geistesbeschaffen¬ heit und auch Moralität nach sich für Amerika eignen, ist der Schauplatz mancher tränenreichen, aber auch man¬ cher heiteren Episode. Mademoiselle Reine Orcet ist 22 Jahre alt, bildhübsch und, wie schon der Name besagt, Fran¬ zösin. Eine hübsche 22jährige Fran¬ zösin bildet an sich schon nach der Auf¬ fassung der sittenstrengen Einwande¬ rungsbehörde einen Ausschließungs¬ grund, gar, wenn sie die Reise allein zurückgelegt hat, gar, ohne legitime Be¬ gleitung. Sie war drüben in „la belle France“ gewesen und kehrte nun nach Amerika zurück, um wieder ihre ver¬ antwortliche Stellung bei der Eclair Film Co. in Fort Lee, N.-I., einzuneh¬ men. Aber der Mensch denkt und die Behörde lenkt, denn als Mademoiselle leichtfüßig die Gangplanke des Dampfers „Rotterdam“ hinabtrippeln wollte, tippte ihr ein griesgrämig aus¬ sehender alter Herr mit einem grauen Schnauzer i,m Gesicht und einem ver¬ goldeten Blech an der Weste auf die runden Schultern und sagte in seinem besten Französisch : ,,Excusez-moi, Mademoiselle, mais vous avez to stay here. L'Amerique is nix pour vous. Marchons a Ellis Island!“ Auf der Jam¬ merinsel wurde das kleine Fräulein, nachdem es drei Fazinettlein vollge¬ weint und ein fünfzölliges Schuhabsätz- chen wütend abgestampft hatte, der hohen Inquisition vorgeführt. Es sei, eröffnete man ihr, eine vertrauliche Mit¬ teilung eingelaufen, deren Inhalt sie als „nicht wünschenswerte Person“ er¬ scheinen lasse, Die Kleine war vor Ent-