Lichtbild-Bühne (June 1913)

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mmm Seite 28 Geht’s rauf oder geht’s runter? ■ ui der kinematographischen Landstraße, auf der ich mich - nun schon seit über einem Jahr herumtreibe, wundere ich mich, beinahe an jedem Meilenstein irgend ein bekümmertes Gesicht zu sehen, das sich ängstlich selbst zu fragen scheint, was denn die Zukunft bringen wird, und jeden, der an ihm vorüber¬ schreitet, anhalten und dieselbe Frage vorlegen möchte. Es wimmelt in jedem Metier von derartig fragelüsternen Menschen, die hilfesuchend rechts und links nach etwas ausblicken, was nie kom¬ men kann: das Verschwinden des Schleiers, der die Zukunft verhüllt. Gleichviel, wo ich gestanden habe, ich habe das Gefühl noch nie gekannt, das Jemanden fragen läßt, was die Zukunft bringt : Das weiß kein Mensch. Aber wenn jemand nicht glaubt, daß die Arbeit, die er gerade zu leisten im Begriff steht, in der Zu¬ kunft reiche Früchte trägt-wenn er nicht das Selbstbewußtsein hat, daß das, was er schafft, so anziehend ist, daß es hinausragen wird über das Alltägliche-soll er sich an der Stelle, an der er steht, nicht weiter herumtreiben, sondern die Arbeit, die er im Begriff ist, mit diesem Zwie¬ spalt im Herzen zu leisten, nieder¬ legen und sich in irgend einer an¬ deren Werkstatt einen anderen Wir¬ kungskreis suchen. Bei uns kann's doch nichts werden — nichts für ihn — nichts für uns. Wertvolles wird nicht von Zweiflern geschaffen, son¬ dern von Gläubigen. Ich glaube an die Kinemato¬ graphie -ich glaube, sie hat erst angefangen, festen Fuß zu fassen und wird nicht nur das erworbene Terrain behaupten, sondern noch weit mehr dazu erobern. Wir haben noch nicht einmal an¬ gefangen, die unerhörten Möglich¬ keiten, die uns zur Verfügung stehen, auszunutzen, und die weite Welt, die uns offen steht, bietet uns in allen Winkeln so viel Anregungen, daß wir noch für lange Zeit dem uralten Be¬ dürfnis der Menschheit genügen können, sie durch Erzählen einer neuen Geschichte-oder einer alten Geschichte im neuen Gewand -in den Traumzustand zu ver¬ setzen, in der sie Befriedigung findet. Und wenn sich erst einmal später eine Möglichkeit finden läßt, das, was wir im Bilde schaffen können — diese Bildersymphonie — nicht direkt dem Publikum auszuliefern, sondern zuerst dem Meister Musiker in die Hand zu geben, der durch seine Kunst uns unterstützt — und dessen Kunst durch uns unterstützt wird — dann erst wird das Vollkommene ge¬ leistet werden, nach dem wir streben müssen. Dann wird vielleicht auch der letzte Zweifler, der noch nicht glaubt, daß wir auf wahre Kunst hinsteuern, schweigen müssen-zum Schwei¬ gen gebracht durch eine Wirkung, die größer ich mir nicht vorzustellen ver¬ mag: Kinematographie und Musik. Wie weit — wie kurz der Weg sein wird, bis wir zu dieser vollkom¬ menen Wirkung gelangen, vermag Keiner vcrauszusehen. — Was wir jedoch bestimmt fühlen sollten, ist, daß der Weg hinaufführt-ein ununterbrochener Aufstieg, vielleicht langsamer, vielleicht rascher — aber immer aufwärts.