Lichtbild-Bühne (June 1913)

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„DER KINO REGISSEUR“ • SONDERBEILAGE IN DER L U X U S - A U SG A B E DER LICHTBILD-BÜHNE Seite 119 DIE KUNST IM FILM Von Carl Wilhelm. W ir leben in einer merkwürdigen Zeit der Widersprüche. Die fast un¬ heimlich zu nennende Vorzugsstellung, die der Kinematograph im öffentlichen Leben einnimmt, hat naturgemäß Gegner ge¬ schaffen. Meist sind es solche, die sich persönlich dadurch geschädigt fühlen. Dar¬ um hat auch der Kampf des Theaters gegen die Filmerei eine solch häßliche Form an¬ genommen. Man streitet uns das Recht ab, mit den schönen Künsten in Reih' und Glied stehen zu wollen. Wir Leute vom Bau, die wir seit Jahren daran arbeiten, das Niveau unseres Metiers zu heben und der Kunst immer näher zu bringen, stehen vor einer merkwürdigen Erscheinung: Man schimpft über uns, aber klangvolle Namen der Kunst und Literatur ziehen mit fliegenden Fahnen zu unserem Lager herüber. Welch ein Wendepunkt 1 Wir suchten die Kunst — jetzt kommt sie freiwillig zu uns. Der ,,Deutsche Bühnenverein“ hat Ze¬ ter und Mord gegen uns geschrieen, gegen einen der ihren,Dr. Paul Lindau, den Bannstrahl gezückt, und just zur selben Zeit kommt Pro¬ fessor Max Reinhardt mit seinem „Deutschen Theater“ zu uns. Leben wir nicht in einer merk¬ würdigen Zeit der Widersprüche? Ich hatte den immerhin pikanten Genuß, in Venedig als Filmpraktiker Herrn Professor Max Reinhardt bei seiner Film-Regisseur-Premiere zur „Venetianischen Nacht“ praktisch zur Seite stehen zu können. Eine Fülle von Eindrücken war das Ergebnis auf beiden Seiten. Das Re¬ sultat meinerseits ist: Sie alle mögen kommen aus dem weiten Reiche der Kunst und Literatur — und sie kommen scharenweise, nicht ange¬ lockt durch brutale Ziffern, sondern durch den geheimnisvollen Zauber, der in unserer Sache steckt. Sie alle staunen über das Mirakel der Kinematographie und fühlen fast noch unbe¬ wußt, daß sich hier tausend neue Wege und Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen. Wir nehmen sie mit offenen, freudigen Armen auf, hoffen da¬ bei, daß wir von ihnen und sie von uns lernen, daß wir uns Beide technisch und künstlerisch verstehen werden und in diesem Sinne wird unser „Herzlich Willkommen“ aus der merk¬ würdigen Jetztzeit der Widersprüche ein zu¬ kunftsfrohes Neuland schaffen.