Lichtbild-Bühne (June 1913)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Vom Lauf der Zeiten! Die Caie-Concerts. Prof. Max Reinhardt als Ueberbrettler. Die englischen Music halls. — Die Kino-Konkurrenz. B SSJurch die Provinzpresse ging in ^ den letzten Wochen ein ioll Feuilleton-Artikel, der im übrigen auch hier in der „L. B. B.“ glossiert wurde, dessen Verfasser mit einem nassen und heiteren Auge dem Kino eine Prognose stellt, und zu Erben desselben die Cafe-Concerts ernennt. Hätte der Herr noch ein drittes Auge gehabt, so würde er wahrscheinlich lichtvoll in die Zu¬ kunft geblickt und uns genau enthüllt haben, wie sich die Theater mit den Kinos zusammenschließen werden, um diese neueste Errungenschaft des menschlichen Profitgeistes, wie sie in dem Artikel genannt wird, gemein¬ sam zu vernichten. Theaterdirektor, Kinodirektor, Arm in Arm, ein Bild, das leider immer noch Phantasie bleiben muß. Das Cafe-Concert ist aber gar nicht so neu, wie man uns jetzt glauben machen will. Es stammt, wie so manche Errungenschaft der Theater¬ welt, aus Frankreich und hat dort ungefähr um die Wende des Jahr¬ hunderts die überaus sensitiven Ge¬ müter der Pariser Theaterdirektoren erregt. Damals schon klagten diese Herren über den Rückgang ihrer Ein¬ nahmen, die Theater stehen leer und die caf'-conc', wie der Pariser diese Cafes mit Cabaret kurz nennt, seien überfüllt, denn hier könnte das Publi¬ kum für 30 Cts., manchmal sogar ganz umsonst, bequem im Fautieul sitzend und die Männer ihre Zigarre rauchend, sich zwei Stündchen unter¬ halten. Alles Annehmlichkeiten, die das Theater nicht bietet. Man sieht, daß den Concert-Cafes die gleichen Verzüge zugeschrieben wurden, wie heutzutage den Kinos. In England erfand man zu gleicher Zeit die Music halls, und da auch in England die Theater nicht sonderlich gehen sollten, wenigstens behaupten es die dortigen Direktoren, so mu߬ ten natürlich die music halls die Prü¬ gelknaben sein. Das Theater aber besteht heute noch, und heute noch schreit der Theaterdirektor, wie einstmals, über mangelnde Einnah¬ men, Man ist beinahe versucht, zu Die neue T 2 oU- Projecf ionslampe | nach dem Urfeil von Fachleuten die beste der Wel tr. .FACH ’versfellbar. I Für die höchste Strom stärke. Projecf ions a.-g XJIVIOIV" Berlin S.W.ea. Zimmersrr. 16*18 Telegramm e:Pagu Berluv» Tel: Centru m, 12900112901,129.12 NIEDERLASSUNG Frankfurt a M .Kaisersrr.Ot Akfges Frankfurt main. TeleforvAmf I. glauben, daß es den Herren doch gar nicht so schlimm gehen kann, wenn sie trotz immer neuer Feinde doch noch nicht verhungert sind. In Deutschland importierte da¬ mals Hanns Heinz Evers, der überall da ist, wo es etwas neues gibt, und daher auch einer der Ersten war, der öffentlich für das Kino eingetreten ist, die Cabarets. Man konnte sich vor Ueber- und Unterbrettl über¬ haupt nicht mehr retten, und die Theaterdirektoren schrien über die Konkurrenz dieser fliegenden, rezi¬ tierenden, zeichnenden und im übri¬ gen mit allen Untugenden behafteten sogenannten Dichter. Es ist nicht ohne Reiz vielleicht, in diesem Zu¬ sammenhang daran zu erinnern, daß unser theatergewaltigster Regisseur und Direktor Max Reinhardt, der jetzt auch Films inszeniert, mit einem Brettl in Berlin angefangen hat und sich seine ersten Lorbeeren holte, als er die unvergleichliche Gestalt des Serenissimus schuf, des Duodez¬ fürsten mit ganz beschränktem Ge¬ biet und noch beschränkterem Ver¬ stand. So tönt durch alle Lande, über die Thespis das Szepter schwingt, seit Urbeginn der Klageruf: Es geht uns schlecht! — Es ging aber den Herren Theaterdirektoren schlecht, als es noch kein Kino gab und es geht ihnen nicht plötzlich schlechter, weil es ein Kino gibt, sondern weil diese Leute es sich nicht eingestehen wollen, daß die Schuld lediglich an ihnen liegt; nur Menschen ohne Energie, die nicht genügend Verantwortungsgefühl auf¬ bringen können, suchen die Ursachen für Fehlschläge immer außerhalb ihres Bereiches und nie in ihrer Per¬ son selbst. Das Kino ist gar nicht der Feind des Theaters; es muß vielmehr von dem richtigen Theaterfachmann zu einem Mittel herausgebildet werden, um sich neue Freunde zu werben. H. M.