Lichtbild-Bühne (June 1913)

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No. 23 beite 161 r Tages= unb Fachpresse Ceidinam“ angewiesen ist, aud) in ber heißesten 3eit wirkliche Kassenschlager zu spielen. ie „Projektion“ schreibt über die Uraufführung des „Lebenden Leichnam“ im Cines- Nollendorf-Theater in Berlin in ausführlicher Kritik u. a.: „ . . . Eines der Programm-Dramen Leo Tolstois, des Menschen¬ freundes von Jasnaja Polijana, ist nun auch mit bewunderungs¬ würdiger Musterhaftigkeit für den Film bearbeitet worden. Kein Berufener wie Leo Tolstoi konnte ein dem frisch pul¬ sierenden Leben abgewonnenes Milieu so lebenswahr schildern und doch müssen wir gleichzeitig die Tüchtigkeit der Regie¬ kunst bewundern, die dieses Werk eines der größten unserer Realisten so packend illustrierte. Ohne heute auf den Haupt¬ inhalt des Sujets näher einzugehen, möchten wir doch konsta¬ tieren, daß mit der Verfilmung des „Lebenden Leichnam" der Leserkreis des Tolstoischen Romans sicher ganz erheblich ge¬ steigert wurde. Denn wer dieses Sujet im Cines-Nollendorf- Theater mit gesteigerter Spannung verfolgte, wird Wert darauf legen, den Inhalt des Dramas an Hand des Buches eingehen¬ der studiert zu haben. Dazu kommt, daß die Photographie des Sujets tatsächlich erstklassig ist und die Auswahl der Dar¬ steller hervorragend genannt werden muß, daß eine bessere Besetzung kaum denkbar gewesen wäre. Die Milieu-Schilde¬ rung der einzelnen Szenen ist so echt und lebenswahr, daß man tatsächlich glauben muß, die ganze erschütternde Tragik des Dramas inmitten russischer Rückständigkeit zu erleben. Neben „Quo vadis?" dürfte dem „Lebenden Leichnam" ein gleich großer durchschlagender Erfolg zu prophezeien sein .. Die „Deutsche Kino-Wacht“ schreibt: „Der lebende Leichnam“. Unter diesem Titel vermutete ich eine Persiflage auf die gegenwärtig herrschenden Zustände in der Kinobranche. Das Geschäft ist tot, trotzdem es nicht ver¬ endete. Es ist aber ein Drama in 4 Akten allererster Güte, das endlich den Beweis liefert, trotzdem ein Titel besagt: „Nach einer Begebenheit, die Graf Leo Tolstoi seinem gleichnamigen Werke zu Grunde legte," — daß ein guter Roman auch einen guten Film zu geben vermag. Denn — um nicht erst nach Phrasen zu suchen — dieser Film ist gut in jeder Beziehung, im Aufbau und in der Entwickelung der Handlung, in der Photographie, im Spiel der wohl besonders gezeigten, aber leider nicht genannten Darsteller, so gut, daß ein Kritiker der Tagespresse, nur um nicht uneingeschränkt zu loben, anlä߬ lich der Premiere dieses Films im Cines-Nollendorf-Theater den Einwand erhob, Szenen, die zeitlich und räumlich weit aus¬ einander liegen, sollten nicht in unmittelbarer Vorführung mit¬ einander gebracht werden. Ja, kennt dieser Herr denn das Wesen des Filmbildes nicht? Er hätte lieber die deutschen Schauspieler ohne Ausnahme selbst unserer Größen darauf auf¬ merksam machen sollen, sus diesem Film zu ersehen, wie man vor der Camera zu spielen hat. Es gibt auch nicht einen Mo¬ ment, nicht einen Auftritt in diesem Bilde, wo nicht jede Person eine künstlerische Gestaltung, eine seeliche Charakterisierung darbietet. Geradezu grandios wirkt die Gerichtsszene mit den Hauptpersonen im Hintergründe. Ich hatte fast nur Au¬ gen für die Darstellerin Lisa, die in der Menge kaum bemerkt wird und dennoch durch ihr ergreifendes Spiel hervortritt. — Jedes Kino ist nur ein lebender Leichnam, wenn es diesen Film nicht zeigt."