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und
Am
lich in das Schloß eingestiegen sei ihre Beichte dort niedergelegt habe. Grabe Talbots wolle sie sterben, —
Noch zittert inVehlen die Anteilnahme an Sigelindens Schicksal nach, als Gräfin Ruth wieder lockend vor seinen Augen steht, und in schnellem Entschluß greift er zum Licht, um es ans Fenster zu tragen. Da tritt ihm Sigelinde entgegen, verlöscht das Licht und heißt ihn, ihr durch lange dunkle Gänge zum Grabe Talbots zu folgen, wo ihr eigenes Ich als Mumie am Grabe kniet. Entsetzt tritt Vehlen heran. Da zerfällt die Mumie zu Staub; Sigelinde ist verschwunden, und in wahnsinnigem Entsetzen eilt er in die dunkte Nacht hinaus, das Schloß und Ruth für immerdar zu
fliehen.
Viktoria-Films, Berlin SW, 48, Friedrichstraße 235.
„Die junge Schwester.“ In dem blonden Lcckenköpfchen der kleinen Helene wohnen recht sonderbare Gedanken. Obwohl sie kaum erst sechs Jahre zählt, ist sie doch schon regelrecht verliebt und — eifersüchtig dazu; denn es ist kein anderer als ein Verehrer ihrer älteren Schwester Marta, an den sie ihr Herzchen verloren hat, Sie erlebt die Genugtuung, daß Marta ihn um eines andern willen abweist und sucht ihn in seinem Schmerz nach ihrer kindlichen Art zu trösten, „Warum heiratest Du nicht mich?" fragt sie naiv, Ihr ist es vollkommen ernst mit dieser Frage, die Jim, der enttäuschte Freier, natürlich nur scherzhaft nimmt; aber er ist li:b und nett zu seiner kleinen Freundin und hat nichts dagegen, daß sie den Verlobungsring,. der für die andere bestimmt war, sich aneignet und als teures Kleinod an einem seidenen Bande um ihren Hals trägt... Zwölt Jahre gehen dahin. Jim hat die Stelle eines Oberingenieurs fern von seiner Heimat angenommen und in emsigem Schaffen seinen Liebeskummer zu verwinden gesucht, Da erreicht ihn eines Tages ein Brief von zarter Mädchenhand. „Lieber Jim! Willst Du gar nicht zu uns zurückkehren? Hast Du denn Deine kleine Freundin ganz vergessen? Ich bin inzwischen ein Dutzend Jahre älter geworden!" So schreibt ihm „seine" Helene, deren kindliche Schwäermerei für den einstigen Verehrer ihrer Schwester mit den Jahren sich nicht verlor, vielmehr zu einer tiefen, stillen Liebe wurde, Dem einsamen Mann wird es seltsam weich und warm um das Herz — mit Allgewalt zieht es ihn zurück in die ferne Heimat, und wirklich, er findet das Glück, das ihm einst versagt geblieben; den Ring, welchen das Kind so treulich an seiner Brust verwahrte, darf er jetzt der zur holden Jungfrau Erblühten an den Finger stecken und sie sein Eigentum nennen,
„Die geheimnisvolle Höhle.” In einem kleinen Orte an der Grenze Kaliforniens treibt eine Schmugglerbande ihr Unwesen. Ihren Schlupfwinkel hat sie in einem Felsenlabyrinth, in einer Höhle, welche von der
abergläubischen Bevölkerung ängstlich gemieden wird; denn es soll dort nicht geheuer sein. Eine alte Legende erzählt, daß vor hundert Jahren daselbst ein Bandit nach schweren Greueltaten ergriffen und getötet wurde; seitdem stecke seine Witwe in jeder Vollmondnacht an der Grabstätte Kerzen an um Unglück zu verhüten, und niemand dürfe sie dabei stören ,... Und wirklich kann man auch in diesen Nächten dort Lichterglanz sehen — aber nur nicht Geisterhand hat ihn hervorgerufen, sondern die schlauen Schmuggler sind es, welche sich so die Gespensterscheu des Volkes zunutze machen. Eines Tages begegnet der Pfarrer des Ortes bei seinem Ausritt mit seiner Schwester den Paschern, als sie auf verbotenen Wegen wandeln, und da sie Verrat befürchten schleppen sie ihn in ihre Höhle. Dem Mädchen gelingt es zu entfliehen, und sie wendet sich hilfesuchend an ihren Geliebten, einen jungen Grenzwächter, Obwohl ihr Bruder ihn abgewiesen, als er um die Hand der Schwester warb — als Mann des Friedens wollte er das Mädchen nicht einem Gatten vermählen, der die Waffe berufsmäßig führt — zögert der pflichttreue Beamte keinen Augenblick, ihm zu Hilfe zu eilen, und es glückt ihm und seinen Kameraden, den Gefangenen zu befreien und das Schmugglernest auszuheben, Die Legende von der gebeimnisvollen Höhle ist nun für immer zerstört, der mystische Schleier, der über ihr lag, gelüftet — der tapfere Grenzwächter aber erhält zum Lohn die Hand des Pfarrerschwesterleins — er hat sie redlich verdient!
Max Reinhardt, Berlin SW.48, Friedrichstraße 10.
„Getrübtes Glück.“ Alice war mutterlos und fühlte sich einsam. Sie beschloß häkeln zu erlerenen und wandte sich an eine bekannte Frau. Diese Frau namens Cunard wollte ihren Mann mit dem ersten verdienten Gelde, welches sie für die Häkellehre erhielt, erfreuen. Alices Vater besuchte eines Tages seine Tochter, und der gerade dazukommende Mann der Frau Cunard war über die Anwesenheit des Fremden sehr überrascht, Es entstand eine Eifersuchtszene, die schließlich zu Gewalttätigkeiten ausartete, Dadurch verlor Frau Cunard ihre Schülerin, und Frau Cunards Mann wird noch large über seine törichte Handlungsweise nachzudenken haben,
„Sonnenstrahl“, Lustspiel. Nina und Trenton hatten ein Liebesverhältnis, und als die Tochter ihrem Vater die Heirat in Aussicht stellte, war dieser sehr entrüstet und verstieß seine Tochter, Nach Verlauf von vielen Jahren fand der alte Vater, der Major war, einen Korb vor seiner Tür, und als man diesen in die Wohnung brachte, sprang ein kleines herziges Kind heraus, Es war das Kind seiner Tochter. Erst wollte der Vater von diesem Annäherungsversuch nichts wissen und beschloß, das Kind einem Waisenhaus zur Pflege zu übergeben, aber schließ
lich ließ er sich doch erweichen und schloß enge Freundschaft m't dem kleinen Kind, welches er „Sonnenstrahl” nannte, Es war ihm wieder ein Sonnenstrahl in seinen alten Tagen geworden. Sonnenstrahl wurde nun plötzlich krank, und man ließ die Mutter rufen, Bald waren Tochter und Vater ausgesöhnt,
Spiel und Handlung in diesem kurzem Film sind zu reizend, so daß er allgemein großen Beifall finden wird,
Cines, Berlin SW. 48, Friedrichstr. 11.
Zum Ruhm gelangt man nicht auf cinem Blumenpfade! — Die Wahrheit dieser in Lafontaines Fabeln enthaltenen Sentenz sollte auch die junge Renate Vital an sich selbst erfahren. Obgleich ihr Bräutigam, Rolf Berger, nur ungern seine Einwilligung gab, mußte er doch das große Talent Renates anerkennen. Durch die Vermittlung seines Freundes, des Marquis Georg von Gurda, lernte seine Verlobte die berühmte Sängerin Elisa Händel kennen, unter deren Protektion sie schließlich ihren Einzug hielt in das Reich der Schminke und des Puders,
Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt. Renate Vital scheint zu diesen Wenigen zu gehören; gleich ihr erstes Auftreten bringt ihr einen großen Triumph, über den sich niemand mehr freut als ihr treuester und aufrichtigster Freund, der alte Theatersouffleur Stotter, ein prächtiges, gutmütiges Original. Aber auch andere Bewunderer findet die junge Künstlerin, Zu ihnen gehört William Herris, ein reicher Amerikaner, der seinen Stolz darein setzt, den neuen Stern für sich zu gewinnen und darüber sogar mit seinem Freunde, Matquis Gurda, eine Wette eingeht. Zunächst freilich scheint er wenig Aussichten zu haben; Renate liebt auf der Welt nichts weiter als die Kunst und ihren Bräutigam.
Bald aber soll die junge Schauspielerin, die von Triumph zu Triumph schreitet und bisher die Bühnenwelt nur im Glanze ihres Erfolges sah, auch deren Schattenseiten kennen lernen, Elisa Händel, deren Protektion sie ihre Aufnahme am Theater verdankt, sieht ihren eigenen Ruhm von dem neuen Gestirn verdunkelt. Als wiederum ein neues Stück zur Premiere gelangen und die Vital die Hauptrolle erhalten soll, da kennt ihr Neid keine Grenzen mehr und schreckt auch vor den verwerflichsten Mitteln nicht zurück, um die verhaßte Nebenbublerin zu verdrängen. Durch wohlberechnete Kokettrie versteht sie es, den Autor ihren Interessen dienstbar zu machen. Als die definitive Entscheidung über die Verteilung der Rollen gefällt wird, wendet er ein, daß die Toilette Renates für die Hauptpartie zu einfach sei; wenn sie nicht bis zum andern Tage ein entsprechendes Kostüm besitzt, muß die Rolle einer anderen Künstlerin übertragen werden, Auf das Tiefste beleidigt, eilt die junge Künstlerin heim.