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Lichtbild-Bühne (November 1913)

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[_Seite 74 IM] „KINO-VARIETE” N Allerlei vom Kino -Variete. Neue Veränderungen bei den CinesUnternehmungen in Berlin. Die Cines, Experimentalversuche der ihre vier Berliner Kino-Varietes, die in charakteristisch-sorgloser Manier vor einigen Monaten plötzlich aus dem Asphalt schossen, dem Publikum eingermaßen schmackhaft zu machen, haben bekanntlich bis auf heute immer hin und her geschwankt und verrieten namentlich in der ersten Zeit eine Sachkenntnis, die von keinerlei Fachkenntnis getrübt war. Als in der „Berliner Morgenpcst" vor kurzem Mitteilungen erschienen, die bevorstehende Betriebsänderungen meldeten, da beging die Direktion die Unklugheit, in einem sehr ungeschickten Dementi alles abzustreiten. Es wäre absolut keine Schande gewesen, dem reichshauptstädtischen Lese-Publikum bei der Gelegenheit zu erklären, daß die ungeheuerlichen baupolizeilichen Vorschriften, die enorme Lustbarkeitssteuer und das Rauchverbot die Hauptursache sind, weshalb die Cines-Unternehmungen in Frage gestellt sind. Durch diese ehrliche Taktik hätte man sich mit einem Schlage die Sympatien der Berliner Bevölkerung errungen, denn es hilft gern den von Behörden ungerecht bedrängten öffentlichen Unternehmungen. Statt dessen sollte die richtig orientierte Tagespresse widerrufen, und die tatsächlichen Ereignisse beweisen jetzt, daß jedes weitere Dementi unnütz ist, denn das Friedrich Wilhelmstädtische Theater, erst Kino-Variete, dann reiner Film-Tempel, wird jetzt Operettenbühne und „Die Kino-Königin“ hält ihren sieghaften Einzug. Welche Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet „Die Kino-Königin‘ dem Film den Garaus macht. Eine beißende Satyre, noch dazu, wo man sich bemüht, dort ganz dem Theater % ERSTES INTERNATIONALES FACHBLATT FÜR DIE INTERESSEN ° o o o o teufel zu verfallen, denn jetzt schon liegen bei Friseuren und Cigarrengeschäiten die ominösen Umtausch-, Vorzugs-, Vereinsoder GutscheinBillets, giltig für 1—6 Personen, aus, um das ermäßigte Publikum unmäßig hineinzuziehen. ; Aber auch das Kino-Variete „Apollo-Theater“ stirbt an seinen Jugendsünden dahin und wird am ‘20. November geschlossen, damit es am 29. November als reines Variete glanzvoll wieder eröffnet wird. Der Artist jagt also auch hier die Filmtrommel hinaus. — Wenn schon vor der Etablierung das weltfremde amerikanische (?) Direktorium jedweden gutgemeinten fachmännischen GratisRat von sich gewiesen hat, so hat man jetzt doch gelernt, daß fehlende Fachkenntnis ein sehr kostspieliger Luxus ist, denn man verschrieb sich jetzt für das Variete „Apollo-Theater” dem bekannten Impresario $. Rachmann, der zur Zeit die Direktion des Dresdener Zentral-Theaters inne bat, wo aber vermutlich bald wieder Heinz Gordon das Szepter schwingen wird. Bei Herrn Rachmann ist die Garantie vorhanden, daß keine fachmännischen Fehler gemacht werden. In dieser Hinsicht wären also keine weiteren Unberraschungen warten. Hoffen wir, daß endlich die „Cines‘ einen erkennbaren Kurs steuern, damit die Presse nicht so bald wieder betrübliche Voraussagen bringt, deren Dementi das Laien-Publikum dann nicht mehr so ohne weiteres glauben würde. zu er — Die Berliner Cines-Programme der letzten Woche, Im „Apollo-Theater" wurde vorige Woche das Publikum durch einen neuen Kapellmeister malträtiert, der mit ebenso viel Sorglosigkeit wie auch fehlendem Taktgefühl alle Nummern ‚„schmiß”, Vernünftigerweise hat man reumütig die vorige bewährte Kraft, Herrn Ullmann, wie DES KINO-VARIETES 4 Su ee der auf diesen wichtigen Posten berufen und mit gewehntem musikalischem Schneid wickelte sich das schöne neue Programm ab. Ueber allzu viel Artisten-Premieren ist diesmal nicht zu berichten. Den Anfang bildeten die Lumpenmaler Les Bo!linger, und im zweiten Teil überraschte die vorzügliiche Nummer Lillian Webb und ihre Piccaninnies, die mit ihren Wirbelwindund Ragtime-Tänzen und Gesängen viel Stimmung in das Parkett brachten. — Von bereits besprochenen Nummern sind erwähnenswert das Akrobaten-Trio Huxter, Möllers Liliputaner, der brillante Walter Steiner als erfolgreicher Humorist, und am Schluß des Programms die Imperial-Truppe, die als Trickradfahrer unter anderen einen originellen Fußball-Match auf den Fahrrädern dem Publikum zeigen. Das reichaltige Filmprogramm, technisch einwandfrei vorgeführt durch Herrn Stein, bringt unter anderen auch den interessanten Zweiakter vcn Wanda Treumann und Viggo Larsen „Motiv unbekannt’, Fast nochreichhaltiger ist das Programm im „Zoo-Palast", Der Excentrick-Tänzer Carl Müller hat hier mit Recht die erste Nummer, Nachdem kommt der allbewährte und allsaitis bekannte Mimiker Allister, dann die farbige Plastik-Projektion ‚der Ma dame Debauga, das ungarische Tan- : Ensemble Geza Varady, der Komiker Martin Kempinski, Dresseur Hopkins, die neu engagierte originelle MusikalPantomime ‚Tante Burs Geburtstagsfeier und die Radfahrer im vertikalen und horizontalen Ring: Three White Boys. — Sechs gut ausgewählte Films vervollständigen das bunte Programm. Der Zugfilm im „Friedrich Wilhelmstädtischen Theater” ist der lustige Dreiakter von Wanda Treumann und Viggo Larsen: „Wir lassen uns scheiden”, und im „NollendoriTheater“ rollt immer noch die klassische „Cleopatra”,