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Lichtbild-Bühne (July 1914)

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Seite 26 7. Jahrgang 1914 Nummer 42 Bumke auf der Anklagebank. Ein neuer Zensurstreich des Proiessors Dr. Brunner. Von Wilhelm Hennicke, Mitglied der „Union der Kino-Regisseure', B°auf der Anklagebank! 5 Dies ist nicht etwa der Titel == eines neuen humoristischen Films von Dammann-Bumke-Luny, sondern es ist krasse Wirklichkeit. Unser Dammann, dessen lustige Kinoburlesken tausende und abertausende von Menschen erfreut haben, stand vor den gestrengen Richtern der Strafkammer unter der Anklage, einen .unsittlichen Film angefertigt zu haben; mit ihm hatte sich Regisseur Ebelt wegen Verbreitung eines solchen zu verantworten, Man denke sich Dammann, kurze Zeit nach seinem schweren Unfall mit Binden und Bandagen, muß Platz nehmen auf der Bank der armen Sünder, an seiner Seite Kollege Ebelt, der diesen Platz auch beibehielt, als aus rechtlichen Gründen das Verfahren gegen ihn gleich nach Eröffnung der Sitzung eingestellt wurde. Er bat, ihn neben seinem Kollegen Dammann sitzen zu lassen, um ihn vorkommenden Falls unterstützen zu können. Der Gerichtshof nahm auch auf Bumke die größte Rücksicht, und mehrmals richtete der Vorsitzende die Frage an ihn, ob er in der Lage sei, den Verhandlungen folgen zu können, daß der Film von dem Zensor Herrn Polizeirat W. Herrn Professor Brunner aber als Das Originellste; war, erlaubt worden war, von höchst unsittlich verboten wurde. Ich wollte von Dammann gern näheres erfahren, wie er sich selbst zu der Anklage stellte und lasse ihn hier persönlich reden: „Ja, wissen Sie, warum und wieso der Eilm unsittlich sei, das erfuhr ich erst aus der Anklageschrift, und ich kann Ihnen nicht einmal alle diese Punkte herzählen, denn die Anklage umfaßt einen stattlichen Band, Es handelt sich in dem Film um ein Strumpfband, das dieSchwiegermutter des Helden verliert, und das er an seine Nase führt, um durch den Pardie Gerade dies und fümgeruch festzustellen, wer Eigentümerin ist, dann ein „nacktes Bein” und diverse andere Einzelheiten haben die Anklageerhebung veranlaßt. Ein nacktes Bein, daß das unsittlich sei, habe ich noch nicht gewußt, denn seit Adam und Eva verfügt doch jeder über so was! Ha, wurde ich gefragt, wozu machen Sie diese oder jene Bewegung; es handelte sich um die üblichen für mich durchaus charakteristischen Gesten, Ich konnte nur erwidern, daß ich das in jedem Film mache und mir dabei nichts gedacht habe, habe ich noch weiter ausgeführt, daß In meiner Verteidigungsrede in anderen Films, z. B. den des Professors Max Reinhardt „Die Insel der Seligen ganz nackte Frauen und in vielen anderen mehr als ein nacktes Bein gezeigt wird, ohne, daß man das Was dem Einen recht, sei dem Andern billig. Außerdem sieht man doch in Berlin Nacktheiten genug. Offen gestanden, ich verstehe die ganze Sache nicht; auch hütet sich doch jeder Reschon als unsittlich angesehen hätte. gisseur im Interesse seiner Firma und seiner Stellung, etwas zu bringen, was von der Zensur verboten werden kann, denn jeder Film kostet Geld und kein Mensch wirft seine Moneten zum Fenster hinaus, so lange er 'noch im Besitze seiner fünf Sinne ist!" — — Ich habe die feste Ueberzeugung, daß Dammann sich bei der Inszenierung dieses Films nichts Unsittliches gedacht hat. Die Anklage scheint mir als ein neuer Beweis da er für, wie anders der Begriff: „Unsittlichkeit“ Brunner aufgefaßt wird. Die letzten Verhandlungen in der Oeffentlichkeit haben uns gezeigt, daß sich der Zenallen führenden Geistern von Herrn Professor Dr. sor mit unseres Volkes im Widerspruch befindet. Ja, selbst der betreffende Polizeirat, dessen Objektivität allgemein anerkannt wird, war anderer Meinung, denn er hatte den Film erlaubt. — Das ist ein unhaltbarer Zustand! Wie ich von anderer Seite hörte, hat Professor Brunner seine Ansicht, was die Unsittlichkeit des Films und sein Verbot rechtfertige, in längeren Ausführungen begründet, wobei er bemerkte, was er sage, sei nicht gegen Dammann gerichtet. Der Gerichtshof beschloß, sich durch des Films im Vorführungsraum des Poli Inaugenscheinnahme zeipräsidiums ein Urteil zu bilden. Mit großer Sorgfalt wurde Bumke verladen und per Auto fuhr man zur Zensurbehörde in der Magazinstraße. Nachdem der Film vorgeführt war, herrschte lautlose Stille. Der Vorsitzende des Gerichts fragte Professor Brunner: „ob dies der Film sei?“ Dieser bejahte. „Dann wünsche ich seine nochmalige Vorführung. Nachdem dies geschehen, machte der Richter den Vorschlag, in anbetracht des schlechten Gesundheitszustandes