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Seite 38
1. Jahrgang 1914
Nummer 42
Die Affaire de:
Rekonstruiert nach der SensationsAffaire Caillaux, Paris.
Berliner Börsen-Courier:
Im Marmorhaus spielt man seit gestern den Sensationsfilm „Die Affaire der Madame X“, die in Wirklichkeit die Affaire der Madame Caillaux oder Caraux, wie sie im Stücke heißt, is. Die Handlung ist geschickt aufgebaut und darstellerisch gut wiedergegeben.
Berliner Lokal-Anzeiger:
Auch die Affaire der Madame Caillaux, die natürlich einen höchst wirkungsvollen Vorwurf für ein Kinostück bildet, ist nun im Film erschienen und gelangt seit gestrigem Sonnabend im Marmorhaus am Kurfürstendamm zur Vorführung. Der Stoff ist in recht geschickter Weise zu einer vieraktigen Tragödie gestaltet, die in einer Reihe wirkungsvoller Bilder das Interesse der Zuschauer in hohem Grade fesselt und gerade jetzt um so mehr aktuell erscheint, als in wenigen Wochen in Paris die Gerichtsverhandlung gegen Frau Caillaux beginnen wird.
Die Zeit am Montag:
Das Marmorhaus am Kurfürstendamm brachte gestern ein sorgfältig ausgewähltes Programm. Der Clou des Abends war die Imitation des französischen Dramas Caillaux, benannt „Die Affäre der Madame X“. Der junge Abgeordnete Caraux hat zur Zeit seiner ersten Kandidatur 50 000 Fres. von einer Pariser Lebedame erhalten, die er ihr, die sie den jungen Rechtsanwalt wirklich liebt, nach seiner Wahl zum Abgeordneten zurückgab. Caraux heiratete bald darauf eine Dame der Pariser Gesellschaft. Es war eine Liebesheirat, nichts scheint das Glück des jungen Paares zu trüben. Allein seine frühere Freundin, von Eifersucht gepackt, sinnt auf Rache; sie entwendet Caraux die Quittung über das ihm geliehene Geld und gibt diese seinem Todfeinde, einem Journalisten, der seinerseits nun Hetzartikel gegen Caraux erscheinen läßt, mit der Behauptung, er habe das Geld nicht zurückgegeben. Seine Frau versucht nun die Quittung dem Journalisten zu entreißen, sie besucht ihn, dieser fordert aber ihre Ehre als Preis und in der Erregung wird sie zur Rächerin fer Ehre ihres Mannes, in dem sie ihn erschießt.
Berliner Tageblatt:
In den Marmorhauslichtspielen bringen die vier Filmakte „Die Tragödie der Madame X“ viel Spannung, Das geschickt aufgebaute Drama ist eine Rekonstruierung des Falles Caillaux, und die italienische Tragödin Jacobini ® ist in der Hauptrolle sehr wirksam.
National-Zeitung:
Die Affäre der Madame X. Die Tragödie der Frau Caillaux hat einen Filmautor gereizt. Er hat die Hauptzüge der Affäre zu einem Filmdrama verarbeitet, das in den Marmorhaus-Lichtspielen zum erstenmal über die Leinwand ging. Ein junger Pariser Advokat strebt nach einem Sitz im Parlament und erreicht sein Ziel mit Hilfe des Geldes einer in ihn verliebten Kokotte, Als er sich jedoch später mit einem edlen Mädchen verheiratet, zahlt er die damals erhaltene Summe zurück und läßt sich darüber eine Quittung ausstellen. Sein Nebenbuhler, ein Journalist, trachtet danach, den Abgeordneten unmöglich zu machen und veranlaßt die eifersüchtige Lebedame, dem Advokaten die Quittung zu entwenden. Der Plan gelingt, und die gesamte Presse berichtet bald die Sensation, daß der Anwalt durch Kokottengeld is Parlament gelangt sei und das Geld bis heute noch schuldig wäre. Der junge Parlamentarier entdeckt den Diebstahl, und seine junge Frau beschließt, die gestohlene Quittung ausfindig zu machen. Sie ahnt, daß das Ganze die Rache des Journalisten, ihres abgewiesenen Bewerbers ist, sucht ihn auf und forderte das Schriftstück. Hohnlachend verweigert eresihr, Da greift sie zum Revolver und schießt den Schurken über } den Haufen. Die Ehre ist gerettet — aber der Preis ist zu groß! Wenn man vom Sensationellen dieser Affäre absieht, | zeigt sich das Drama als eine geschickt aufgebaute Handlung, in der die psychologische Motivierung in wirklich natürlicher Weise gegeben ist. Durch das hervorragende Spiel der Heldin wird dieser Eindruck wesentlich verstärkt. Maria Jakobini spielte mit lieblicher Anmut die glückliche Braut und tragischer Größe die in ihrer Familienehre bedrohte und für der Gatten kämpfende Frau,
Monopo! für Deutschland und Schweiz:
Allgemeine Deutsche Film-Ges.
Telegr.: Filmmonopol Telephon: Nr. 20060
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