Lichtbild-Bühne (July 1914)

Nummer 44 7. Jahrgang 1914 Seite 11 fi |mmer deutlicher zeigt es sich, Ruil daß Berlin wohl der ZentralI punkt der deutschen Filmfabrikation ist, daß aber für den Filmverkehr selbst die Reichshauptstadt nicht allein die Gesamt-Arbeit überFür Süddeutschland ist München auf dem Wege, sich als Zentralpunkt zu entwickeln, für Norddeutschland Hamburg und für Westdeutschland Düsseldorf. Diese schöne Gartenstadt ist immer deutlicher auf dem Marsche, die Aufmerksamkeit des ganzen westlichen KinoDeutschlands auf sich zu lenken. — Aus dieser jungen Kino-Zentrale er nehmen kann, halten wir aus fachmännischer Quelle einige Ausführungen, die wert sind, beachtet zu werden und deshalb nach folgend zum Abdruck gelangen. Nichts ist für einen Film-Interessenten wichtiger zu beobachten, als die Geschmacksrichtung in beiden großen Zentralen des deutschen FilmMarktes Berlin und Düsseldorf. Zum Leidwesen vieler Theaterbesitzer hat es sich herausgestellt, daß das, was in Berlin ein Schlager allerersten Ranges ist, im westlichen Deutschland durchaus versagt. Diese Erscheinung hat ihre wohlbegründete Ursache. Unser deutsches Vaterland hat eben zu seinem Glück nicht wie Frankreich ein hellstrahlendes Kulturzentrum, sondern mehrere Punkte, die alle für sich eigene Kultur, eigenen Geschmack und eigene Interessen haben, Berlin ist nicht Deutschland, wie z. B. Paris Frankreich ist. Aus dieser Tatsache müssen alle Jene ihre Schlüsse ziehen, die als Geschäftsleute sich ihren Kunden an durchaus verschiedene den passen müssen. In unserer Branche indessen das zu verEinige zeigen, 'wie grundverschieden die Geschmäcker im Osten und Westen unseres Vaterlandes sind. Wenn ich dabei bestimmte Films im Auge habe, so will ich nichts gegen deren Güte und Gediegenheit eben nur zeigen, wie sie auf das westdeutsche Publikum wirken, Da ist eine Kategorie von Films: „Berliner Größen“, Dutzende Male kann man es vom Publikum hören: „Wer ist denn eigentlich der Herr X. vom Y.Theater?” — Filmleistungen will man scheint man gessen. Beispiele mögen sagen, sondern sehen, und wie mancher große Theatermime hat im Film versagt. In Berlin wirken indessen diese Namen. Die Herren Fabrikanten und Verleiher Da ist Lokalpatriotismus dabei, verspekulieren sich aber, wenn sie glauben, diesen Lokalpatriotismus im Westen in ein paar tausend Mark Die Geschichte mancher Serie von Berühmtheiten hat in Rheinland-Westfalen eine zu deutliche Sprache geredet. Dabei wollen wir auch gleich die Lizenz verwandeln zu können. Ausnahmen erwähnen: Magde Lessing! Sie ist keineswegs populär geworden als einstmalige Metropoltheater Größe — Abertausende Kinobesucher in Rhein Tausende und land-Westfalen kannten sie ja nicht — Magde Lessing ist eben auch eine leistungsfähige Filmgröße, und ihr Lachen hat lachfrohen Westen erobert. sich den Hat es der Film überhaupt noch nötig, sich immer auf den stolzen Bruder; „Theater zu berufen? Es fällt Niemanden ein, zu sagen, „Asta Nielsen” vom Kgl. Theater in Kopen hagen. Henny Porten von Meßter hat für den Kinobesitzer mehr Klang, als eine kleine Filmgröße von einem berühmten Theater und für das Publikum auch. Die kannten „Schlager“ ist eigentlich ein recht betrübendes Kapitel. Es ist der rein referierende patriotische Film. zweite Kategorie der ver Man weiß, mit welchem Enthusiasmus manches vaterländische Bild in Berlin oder sonstwo aufgenommen Es ist betrüblich zu sagen, aber es muß gesagt werden: die Auf erfolg reichen Films war für die betreffen wurde. führung mancher solcher den Theater in unserem Westen ein Fiasko. In Köln, Düsseldorf, Hagen, Essen u, a. haben diese deutschen Films nicht, aber auch gar nicht „geVielleicht mag das mit den politischen Verhältnissen zusammenMan erzählt sich, daß der sozialdemokratische Teil der Kinobesucher die betreffenden Theater während der Spielzeit dieser Art Films geradezu boykottiert habe; außerdem weiß man aber auch, daß zogen, hängen. das im Westen ja stark vertretene ebenfalls bei Tendenzfilms sich zurückhielt und die Zentrum bestimmten Nationalliberalen besuchen scheinbar das Kino nicht und machen auch wohl den Kohl nicht fett. Andere meinen auch, das Kino sei nicht dazu da, Unterricht zu geben in der trockenen Schulmeisterform. Das Lehrhafte soll vielmehr eingeschlossen sein in eine packende Handlung. Wir wahrlich keine sind im Westen schlechteren Deutschen als anderswo. Trotzdem ist es zu verstehen, wenn Napoleonsfilms Jeder Dazu immer wieder Erfolg haben. Napoleonfilm ist ein Drama,