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Erstes internationales Fachblatt für die Interessen des Kino-Varietes.
VERLAG DER „LICHTBILD-BÜHNE“, BERLIN SO. 16, MICHAELKIRCHSTRASSE 17. — TELEFON: MORITZPLATZ, 14984 u. 14985.
No. 44 |
Redaktion: ARTHUR MELLINI.
Berlin, den 18. Juli 1914.
| 2. Jahrgang
Der Kinematograph im Variete.
ie ältere Schwester des Kineı matographen, das Variete, blickt auf eine Jahrhundert Ihre Entund Vergangenheit ist nicht nur für den Geschichtsforscher und Chronisten hochinteressant, sondern auch für den Theaterfachmann, auch wenn dessen Tätigkeit nicht direkt dem bunten Brettl gewidmet ist.
Es liegt in der Natur der Sache, daß das Variete, dessen Hauptvorzug ja das ewig Variierende und Neue ist, ein direkter Feind der Tradition sein muß. Gerade das, darf nicht mehr sein, denn sonst straft das Publikum dieses Kleben an der Tradition Fernbleiben. Bei diesem Spezialbegriff des Varietes als ewig wechselnde und ewig Neues bringende Unterhaltungsstätte hat Ben Akiba auf dieser bunten Arlistenstätte absolut keine Heimatsstätte, denn sein skeptischer Spruch „Alles schon dagewesen!" kann aufs Vari6t& niemals angewandt werden, wenn es mit Berechtigung seinen Namen führen will,
Tradition zurück.
lange
wickelung
was war,
mit
Das vorwärtspeitschende Element dieser internationalen Unterhaltungsstätte ist der ewige, ununterbrochene Zwang, Neues und Originelles schafUnter der Artistenschaft gibt es Elemente, und es sind gerade die Besten, die hier in Be
tracht kommen, die ständig, täglich
fen zu müssen,
und stündlich, ihr ganzes Hauptaugenmerk nur darauf richten, Neues, noch nie Dagewesenes, zu schaffen, und das Alte von gestern zu verwerfen. Die Novität der vorigen Saison ist engagementslos, und der noch nicht verwirklichte neue Gedanke ist für die Zukunft schon kontraktlich überzeichnet,
Wir hätten täglich ausverkauite Variete-Häuser, schwerreiche Direktoren und nie engagementslose Artisten, wenn das Finden von neuen Ideen nach jahrhundertelanger Ausschöpfung so leicht wäre. Jede neue Idee aber, die durch Zufall plötzlich durch Denken entstanden ist, erweist sich sehr oft als „alte Kamelle”, so daß jetzt
da ist oder systematisches
man in unseren Zeitläuften
eigentlich behaupten kann, daß das Variete im allgemeinen erschöpft ist, nichts wesentlich Neues und Originales mehr bringen kann, und sich darauf beschränkt, das Alte im neuen Gewande, in neuartiger Aufmachung, Revue passieren zu lassen; um ein praktisches Beispiel anzuführen: die Grundlage der Akrobatik ist der Saltomortale. Er wird und kann auch nicht anders heute noch genau so wie früher ausgeführt; heute im Smoking, früher im Trikot, Das ist der Unterschied.
Bei der nun notgedrungen schon seit vielen Jahren deutlich sich bemerkbar machende Ideenarmut, die beim Variete ja unbedingt eintreten mußte, ist es kein Wunder, wenn Direktoren, die Ursache und Wirkung erkennen, ihr Fachgebiet in Gedanken zu verlassen trachten, um außerhalb ihres
verhältnismäßig engen
Interessengebietes draußen in der
bunten Welt zu suchen, ob sich dort keine Gelegenheit bietet, um Neuigkeiten oder sonstwie Interessantes
auf die Varietebühne zu verpflanzen.