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Seite 6
7. Jahrgang 1914
Nummer 84
den die fertige Arbeit auf ihn gemacht habe, außerordentlich beiriedigt und schlug nur ganz unwesentliche Aenderungen vor, die von der Union bereits vorgenommen worden sind.
Auf uns hat der Film den Eindruck von etwas Außergewöhnlichem gemacht! Es ist hier dem Regisseur gelungen, aus einer Novelle die dramatische Handlung mit solcher Klarheit herauszuschälen und durchzuführen, daß dieser Film zweifelsohne über alle bisher erschienenen Autorenfilms, denen einige gerade
durch übergroße Klarheit be
von nicht lastet waren, zu stellen ist
Der Film besteht aus einem kurzen Vorspiel, das nur den Anfang des Die Geschichte
abwechslungsreichen
ersten Äktes bildet. selbst wird in Bildern erzählt, die in drei Akte gefaßt, ungefähr eine knappe Stunde dauern.
Im Vorspiel erfahren wir, daß der Müller Felshammer, der Eigentümer der stillen Mühle, ein jähzorniger Mensch, drei Söhne hat, Martin, Fritz und Johann.
Beim Spiel wirft der Aelteste, Martin, mit einem Stein nach seinem kleinen Bruder Fritz, Der kleine Junge verliert durch den Schlag die Sprache und den Verstand und wird während seines Krankenlagers hingebungsvoll von seinem Bruder, der die Tat bereut, gepflegt. Trotz der aufopfernden Pilege stirbt der kleine Junge, und sein Gedächtnis legt sich über das Leben des ältesten Bruders wie ein Schatten.
Jahre sind vergangen. Johann und Martin sind Herren der Mühle. Der alte Müller ist tot.
Soldat und während seiner dreijäh
Johann wird
rigen Abwesenheit zieht eine Mülle
rin in das Haus des Müllers ein: die
Nachbarin Trude Berling.
Johann kommt vom Militär zurück — er kannte des Bruders Frau, und die beiden neuen Verwandten schütAm
Abend wird die Zurückkunft des Bru
teln sich herzlich die Hände.
ders im Müllerhause durch ein kleiMartin will, daß
der Bruder von der Frau durch einen
willkommen gehei
nes Mahl gefeiert.
Geschwisterkuß Ren wird.
Im Haus des Müllers ist ein kleines Zimmer, das durch ein Vorhängeschloß stets ängstlich Allen verschlossen bleibt. In dieses Zimmer zieht sich manchmal der Müller zurück. In dem Zimmer sind die Kleider des Bruders Fritz
auch das Spielzeug, mit dem er an
kleinen aufbewahrt,
dem Unglückstage gespielt, an
dem des Bruders Steinwurf seinen frunen Tod herbeigeführt hatte. „Denk an Fritz" steht in großen Lettern über dem Bettchen des kleiWenn der Müller trübe
Gedanken nicht von sich weisen kann,
nen Toten.
dann geht er allein in das Zimmer. Nie hat eines anderen als des Müllers Fuß das Zimmer betreten.
fällt
großen Vor
Dem heimgekehrten Johann das Zimmer mit dem hängeschloß auf. Er fragt die Schwägerin nach dem Geheimnis, und als er von ihr hört, daß jedem der Eintritt in dieses Zimmer verwehrt sei, und daß sie nicht wisse, welches Geheimnis ihr Mann dort bewahre, bittet er sie in übermütiger Laune, ihm doch den Schlüssel für das Zimmer zu Sie gibt ihm den Schlüssel, und Schwägerin und Schwager gehen Der Uebermut des
heimgekehrten Soldaten verwandelt
geben. in das Zimmer,
sich in Schmerz, und beinahe trotzig verläßt die junge Müllerin das Zimmer, das bei ihr nicht denselben Schmerz auslösen kann.
Ein ganz anderes Bild: Kirmes! —
Tanz. — Die Schwägerin ist noch im
mer trotzig und tanzt nicht mit dem Er ärgert sich darüber. Sie folgt
Vielleicht hatte er Unrecht, sie
Schwager. Er verläßt den Tanzsaal. ihm, zu kränken.
Aus dem heißen die kühle Abendluft. beiden weiß, was er sagen soll, — Ein Kuß. — Johann läuft weg. Die
Müllersfrau bricht zusammen, — —
Tanzsaal in
Keiner von
/wei Freundinnen finden sie. Ihr Er bringt sie
nach Hause in die Schlaikammer,
Mann wird gerufen,
Johann bleibt verschwunden.
Johann treibt sich mit liederlichem Gesindel herum und geht zu Grunde. Sein Bruder erfährt durch den alten Müllersknecht David, der zu seines Vaters Zeiten schon in der Mühle diente, denAufenthaltsort seines Bru
ders und seinen Umgang.
Er will noch einen letzten Ver
such machen, den Bruder zu retten.
Eine Szene, wie sie packender in Film noch niemals geschildert — wie sie auf keiner Bühne jemals besser ge
spielt wurde.
Der ältere Bruder tritt in die nied
rige Schenke ein — er paßt nicht unter die Gesellen, unter denen sein Bruder heimisch ist. — Gelächter. — Wut.
ren hinaus und befindet sich zuletz!
Die Beiden
Er wirft einen nach dem ande
allein mit seinem Bruder.
sehen sich an, — der jüngere Bruder weint. Er weiß, daß das Geheimnis,
wegen dessen er geflohen, seinen Bruder noch immer Geheimnis ist — er will stark sein und zurückkehren —, das, was er fürchtete, darf nicht Wahrheit werden. Er sinkt weinend an seines Bruders Brust. Sie geben sich beide die Hand — da greift wie von ungefähr der jüngere Bruder spielend den Trauring an des älteren Bruders Hand und stürzt aus dem Zim
mer.