Lichtbild-Bühne (September 1915)

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Seite 38 (= übergepuderte Blondkopf, die schwarzen Augen, — nichts fehlte. Aber wie kam sie in die Arme des französischen Marquis? Wie in das Rokokokostüm? Wie auf den Film? Krauskopf stürzte laut stöhnend die kleine Holztreppe der Terrasse hinunter, überrannte die Barmaid, die am Büffett hinter der Treppe gerade einen Cocktail ausschenkte, und verlangte aus rauh zusammengeschnürter Kehle von dem ersten besten Angestellten im Parkettraum, den Herrn des Hauses zu sprechen. Der war nicht anwesend, aber sein Stellvertreter, ein smarter iunger Mensch. Der gekränkte, bis zum Zerspringen aufgeregte Gatte verlangte Genugtuung dafür, daß man seine Frau hier in den Armen eines französische. Marquis öffentlich zur Schau stellte. Man zog den Schwerbeleidigten aus dem Parkettraum fort, in den langen schmalen Gang hinaus, der bis auf die Straße lief, Der Freund, der Krauskopf hergebracht und der ihm jetzt auf dem Fuße gefolgt war, brachte so etwas wie Ordnung in die hitzige Debatte, indem er mit einiger Mühe zu erkunden versuchte, wo der Film mutmaß lich aufgenommen sei. „Von unserm Hause nicht,“ erklärte der mehr und mehr zugeknöpfte smarte junge Mensch. „In Frankreich etwa?" stöhnte „Sicher, sie ist nach einem Schloß bei Paris entführt worden! Gewaltsame Verführung —!" Der Direktor zuckte mitleidig mit den Achseln, Krauskopf. stellvertretende Himmel war das ein Rhinozeros! „Bitte, meine Herren, gehen Sie auf Ihre Plätze. Ich werde tele 8. Melun.ia im 1915 phonisch Erkundigung einziehen und Ihnen dann Bescheid sagen." Mit Krauskopf sich zurückführen. schlotternden Knieen ließ Die drei auf der Terrasse waren total aus dem Häuschen vor Vergnügen. „Wo steckt Ihr denn! Ihr habt viel versäumt! Deine Frau als junges Bauernmädel, einen Säugling auf dem Arm, von den Eltern grausam verstoßen — einfach Puppe sag’ ich dir!" Krauskopf war wie erschlagen. Er ächzte nur noch. Ein Säugling — in den paar Tagen — es war das Letzte! Eine Viertelstunde später erfuhren sie, daß die Films mit dem Rokokokammerkätzchen und dem verstoßenen Bauernmädel in nächster Umgebung von Berlin aufgenommen in Potsdam, Wannsee oder Steglitz. Die befreun dete Firma habe einen ungewöhnlich seien, wahrscheinlich talentvollen Menschen auf die Fahrt geschickt. Möglich auch, ein Teil der Aufnahmen sei im Atelier der Firma, in Friedenau, gemacht worden. Bei Morgengrauen fuhr Krauskopf mit dem Freund nach Potsdam, Von da nach "Wannsee, Steglitz — nirgends wohin der Rokokofilm wies, eine Spur. „Der smarte junge Mensch ist mit im Komplott. Wir werden genasführt. Säugling — verlasse dich drauf!" Sie ist in Paris — mit dem „Unsinn! Auf nach Friedenau!“ Mit geringer Mühe erforschten sie das Atelier der bekannten Firma. „Drüben, linker Hand, das große Eckhaus. Hinterhaus, vierter Stock.” Je höher sie kamen, um so stärker duftete es nach Staub, Leim, frischem Holz und Sackleinwand. Die Tür zum Allerheiligsten Der große Raum mit der offenen Bühne stand offen. Nummeı 36 —y3 —— und den Aufnahmeapparaten war augenblicklich leer. Aus den Nebenräumen klang ein lautes Durcheinander, Lachen, Schwatzen und dazwischen eine feste die im Uhnter Befehle Kommandostimme, offizierston knappe und Rügen erteilte, „Wie sitzt die Perücke, Junge — du sollst doch keinen „August“ markieren! — Fräulein, mit hängenden Schuhbändern werden Sie schwerlich eine vornehme Dame darstellen können, — Menschenskind, wenn Sie den Brief so überreichen, wird man ihn für 'ne eingewickelte Erbswurst halten. Nun aber los, Kinder — eins, zwei, drei — ruff aufs Trapez." Eine Schar kostümierter Männlein, Weiblein und Kindlein, teils in Bauerntracht, teils in vornehmer Herrschaftsgarderobe, Krauskopf und dem Freund vorbei auf die Bühne. dierende, ein hübscher junger Mensch stürmten an Auch der Komman — italienischer Typus — wurde sichtbar. Krauskopf wollte hinter dem großen Beleuchtungsapparat für Mondnächte, in dessen Schutz sie Posto gefaßt hatten, hervorstürzen, aber der andere hielt ihn wie mit eisernen Klammern fest. „Halt! Noch ein bißchen! Ist das amüsant! Vielleicht tritt deine Frau gleich auf, dann kannst du sie in flagranti ertappen!“ flüsterte er. Auf der Bühne wurde eine ländliche Szene zur Aufnahme vorbereitet. Der Kommandierende sah in den Apparat und rief dann den ÖOperateur herbei, der die Kurbel in die Hand nahm. „Wenn ich „los” rufe, fangen Sie an, Kellermann. Gruppe rechts Willy, nicht so stumpfAllons, los!" weiter vor, sinnig. So ist's gut.