Lichtbild-Bühne (September 1915)

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Seite 16 8. Jahrgang 1915 Nummer 37 Anregungen für die Film-Industrie. Eine Erwiderung auf den Artikel in No, 33 der „L.B. B. — Von Heinz Fiermann. ehr geehrte. Redaktion! GeS statten Sie einem alten Kino Fachmann, wenn auch etwas post festum, einige Bemerkungen zu dem Aufsatz des Herrn Arthur Dreßler in No. 33 der „LBB.”: „Anregung für die Filmindustrie." Kann man im Allgemeinen mit den Ausführungen des Herrn Vertassers zu Beginn des Aufsatzes einverstanden sein, so sind meiner Ansicht rach die eigentiichen Anregungen, von denen Herr Dreßler so viel Erfolg für die Film-Industrie hofft, doch sehr bedenklicher und rückständiger Art. Zutreffend ist schon gar nicht die Meinnug, daß den Film-Regisseuren nicht genügend Filmstoff zur Ver fügung steht. Eine Umfrage bei den | Regisseuren würde ihn eines Besseren belehren, und den entgegengesetzten Beweis bieten, durch die geradezu hervorragenden Neuschöpfungen des Film-Marktes. benswert, deutsche Filmstoffe zu bearbeiten; daran haben die Regisseure schon längst gedacht. nur die erfolgreichen Films ‚Theodor Es ist ja an sich lo Ich erwähne Körner“, „Königin Luise” ganz hervorragenden neuen Film „Der Katzensteg” nach dem Roman von Sudermann, Gewiß brauchen unsere Regisseure durchaus nicht in die Form zu schweifen, um das Gute zu finden. Kunst ist aber international, und man läßt sich doch Films wie „Quo vadis“, „Julius Caesar", „Zerstörung Trojas” usw, gern gefallen. Nun bietet sich bei Stoffmangel unseren Regisseuren in der modernen Literatur eine fast unerschöpfliche Auswahl von guten, für den Film vorzüglich geeigneten Ideen, die der heu und als tigen Geschmacksrichtung entsprechen, so daß man kaum eine Auswahl treffen kann, Die Anregungen, die in dem Artikel des Herrn Dreßler enthalten sind, sind meines Erachtens noch sehr rückständig, abgestanden und Hauff's Novellen mögen zum Teil als Filmstoff gehen, es gibt aber in der neueren Literatur Besseres; E. F. A, Hoffmann’s Sachen sind als Filmstoff unmöglich. Kleist's „Herrmannschlacht" ist kaum bühnenwirksam durch das gesprochene Wort, viel weniger noch zum Film geeignet; Michael Kohlhaas desgleichen, würde auch wohl kaum von der Zensur freigegeben werden. Holteis „Vagabunden“ haben kaum literarischen Wert, und es gibt schon jetzt bessere Artisten-Films genug; Willibald Alexis vaterländische Romane würden sehr durchaus nicht einwandsfrei. schwer zu verfilmen sein, Geradezu bedenklich und unverständilch ist der Vorschlag, Eugen Sue‘s „Geheimnisse von Paris" und „Der ewige Jude” zu verfilmen. Derartige Mordund Schauergeschichten gehören doch wirklich nicht mehr ins Kino hinein. Wir Kinoleute können stolz sein, daß sich der Inhalt der jetzt gebotenen Films auf einer Höhe hält, die jeder Kritik standhält. Wollen wir mit der Verführung von derartigen Machwerken wieder den Gegnern des Kinos eine Handhabe mehr bieten, uns etwas am Zeuge flicken zu wollen? Nein! — Hat denn der Herr Verfasser von der ganzen Literatur, die’ seit etwa 70 Jahren erschien, nichts gelesen? Gibt es für ihn keinen Fontane, Wildenbruch, Spielhagen usw., von den modernen Autoren ganz zu schweigen? Wir brauchen doch keine „ollen Kamellen”, wollen doch nicht rückständig sein, abgesehen davon, daß schon direkt für den Film gearbeiteter Stoff den Regisseuren genügend zur Verfügung steht. Die vielen und guten Neuerscheinungen auf dem Filmmarkt be weisen dies vollauf. Zum Schluß möge auch mir eine Anregung gestattet sein. Es herrscht doch ein fühlbarer Mangel an Kinderbildern. Film-Institut daran, für unsere Ju Warum macht sich kein gend besonders gewählte Stoffe zu verfilmen? Unsere herrliche deutsche Sage, die Geschichte, und vor allen Dingen der große deutsche Märchenschatz bieten Stoffe in Hülle und Fülle, Ich bin überzeugt, der Erfolg würde nicht ausbleiben, da 2: B, Märchenbilder auch für den Export geeignet sind, Daß solche Sachen geschäftlichen Erfolg haben, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mit dem Film „Schneewittchen“, ich glaube es war ein Selig-Film, 3 Akter, haben wir einen Bombenerfolg gehabt, desgl. einmal mit einer Sonder-Vorstellung zur Weihnachtszeit, zu der wir das Programm aus den mitunter sehr alten Beständen des Verleihers zusammengesucht hatten, In der Hauptsache waren es Märchen, ein paar Weihnachtsbilder etc.; trotzdem bei der Vor-Reklame uns die Berliner Jugend versicherte: „Märchen, nee, da jeh'n wa nich hin!" Sie kamen doch, und wir haben drei Tage ein ausverkauftes Haus gehabt.