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Seite 26
8. Jahrgang 1915
Nummer 37
Von unserem dortigen Korrespondenten,
Kinotheater an der Schwelle
i NA) der neuen Kriegssaison, für die
J* stehen nun auch die Wiener
sie, nach der letzten siegreichen Kriegsepoche, mit Recht guten Geschäftsgang erhoffen. Man muß anerkennen, daß, gewiß auch ermutigt durch die Tatsache des Wegfalles der ausländischen Konkurrenz in dem heißen und ehrlichen Bemühen, durch Leistungen die Ueberlegenheit der dischen Filmindustrie zu beweisen,
die heimische, die deutsche und die
$randiose
gegenüber fremdlän
österreichische Filmindustrie, alles aufgeboten haben, um für die kommende Spielzeit ein glänzendes Programm zu schaffen, in dem es von „Schlagern” nur Da
der Geschäftsgang der Kinothealter
so wimmelt,
vor allem vom guten Programm abhängt, so ist sein Vorhandensein bereits eine Gewähr dafür, daß die neue Spielzeit ein interessiertes Publikum finden wird, In berechtigtem Optimismus rechnen die Wiener Kinobesitzer denn auch auf den zahlreichen Zuspruch des Publikums, und sie wären vielleicht von vollkommener Zufriedenheit erfüllt, wenn nicht... . Wenn nicht... da kommt nun manches, das eben den Optimismus zu
Das Kino
theater der Kriegszeit ist — und dies
trüben im Stande ist.
gilt ja auch für so viele andere Geschäfte — doch nicht das der Friedenstage, nicht die „Goldgrube“, als die die Wiener das Kino so gerne bezeichnen, sondern ein Geschäft, das die doppelten, ja vielleicht die dreifachen Lasten zu tragen hat, ohne bis jetzt auch nur die Aussicht auf Entschädigung zu kosten
teilweise
Gute
eine
haben, Programme
Wiener Brief.
Geld und wieder Geld. Die Leihletz
billiger
sind doch in den
gewiß nicht
preise
ten Jahren
geworden, sondern im Durchschnitt um gut dreißig Prozent gestiegen. Das Personal verlangt höhere
Löhne, die Regien des Kinotheaters sind in der Kriegszeit ins Sagenhafte gestiegen, und nur die EintrittspreisTabelle ist seit Jahr und Tag in fast allen Wiener Kinotheatern dieselbe Die Frage, die bereits
erörtert
geblieben. in Friedenszeiten so oft wurde, die aber nie zur Lösung kam, weil die Wiener Kinobesitzer trotz des Vorbildes, das die ihre Sitzpreise ständig erhöhenden Schauspielhäuser gaben, sich nicht ebenfalls dazu entschließen konnten, diese Frage der Erhöhung der Eintrittspreise muß nun Lösung zugeführt
energisch einer
werden. Die Wiener Kinobesitzer müssen, der Not gehorchend, nunmehr zur Erhöhung der Eintrittspreise schreiben, zu einer einheillichen und gewiß nicht unbescheiden zu nennenden Erhöhung von zehn
Hellern pro Sitzkategorie, Die über
eder Theater Besitzer
mußsichallwöchentlich genau über den Filmmarkt orientieren und zu diesem Zwecke . ständig die „LichtbildBühne“ lesen. — Das Abonnement kostet pro Vierteljahr nur 2 Mk.
wiegende Mehrzahl der Wiener Kinobesitzer hat die Notwendigkeit dieser Reform bereits eingesehen, und die allernächste Zeit dürfte den einheitlichen Beschluß der Preiserhöhung bringen. Während in dem Beschluß und der Durchführung der Selbstwehr
der Wiener Kinobesitzer möglich ist,
Sitzpreiserhöhung eine gibt es in anderen schmerzlichen Dingen wohl kaum eine so rasche und radikale Wehr für sie.
ermüdlichen Kampfes der Organisa
Trotz un
tion ist es den Wiener Kinobesitzern noch nicht gelungen, die Behörden zur Aufgabe der Härten der Ministerialverordnung zu bewegen, Diese macht zwar den Kinobesitzern das Aufsteigen vom Rang der „Bärentreiber” und „Schaubudenbesitzer‘ — sie standen noch bis vor kurzem unter dem Josefinischen Gesetz des „fahrenden Volks" — zu Gewerbsleuten, die der Verordnung des Ministeriums des Innern unterstehen, ihren Betrieb aber gleichzeitig stark beeinträch
Sechzehnjäh
einem
tigte und beschwerte.
rige müssen noch immer „nicht schulfreien” Programm fernbleiben; dafür besuchen sie anderwärts unmoralische Etablissements, deren Besuch ihnen nicht verboten ist. Auch die Filmzensur ist noch immer, speziell was die Provinz betrifft, eine ziemlich unorganisierte. In der neuen Spielzeit wird den Wiener Kinobesitzern auch noch die angekündigte strengere Handhabung des Betriebs, insbesondere der feuerpolizeilichen Vorschriften, bevorstehen. Kinobesitzer haben übrigens erst unlängst in einer Versammlung selbst betont, daß es im ureigensten
Interesse der Unternehmungen liegt,