Lichtbild-Bühne (September 1915)

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Seite 38 8, Jahrgang 1915 Nummer 37 Ein Kinowunder. Der „Daily Telegraph” teilt daß ein Unteroffizier des Army Service Corps, der bei einem Gefecht taubstumm geworden mit, in Flandern war, dieser Tage in Liverpool bei einer Bioskopvorstellung Gehör und Sprache wiedergefunden hat. Der Film erregte in ihm einen Lachkrampf, nach dem er ein brennendes Gefühl in der Kehle und eine Empfindung in den Ohren verspürte, als ob darin etwas springen würde. Plötzlich hörte er wieder seine eigene Stimme, stürmte aus dem Theater, dankte dem Direktor des Theaters und ging ins Krankenhaus, um dort seine Genesung mitzuteilen. Französische Kinoscherze. Aus einer Nummer der Pariser Tageszeitung „Le matin“ ersehen wir, daß die dortigen Kinos darin nicht nur die Titel ihrer Hauptfilms ankündigen, sondern eine kurze Inhaltsangabe beifügen, Dabei leisten sie, sich das Vergnügen, bei jedem gebotenen oder gewaltsam herbeigeführten Anlaß ihren Zorn an den Deutschen zum Ausdruck zu bringen, Ein besonders zugkräftiger Film scheint der zu sein, der unter dem Titel „Berlin” die Runde durch die großen Theater machte. Er zeigt die Zustände in Deutschland, wie sie unsere Feinde vergebens ersehnen und als Hauptsache natürlich den Einzug der siegreichen Franzosen in der deutschen Metropole, Und alle diese Mätzchen nützen nichts, weder im Kriege, noch in den Kinos stellt sich der Erfolg ein, trotzdem manche nur 10 Centimes Eintrittspreis begehren. Der dritte Reicher, Jedem gebildeten Deutschen ist der Name Emanuel Reicher vom Theater und der seines Sohnes Ernst Reicher vom Kino her bekannt und geläufig. Das Volk spricht von Letzterem allerdings zumeist nur als vom Detektiv Stuart Webbs, der Figur, die er im Film darstellt. Doch die Kinobranche, wenn auch nicht die deutsche, weist noch einen Reicher auf, der mit Vornamen Frank heißt und jetzt Direktor bei der Jesse L. Lasky Feature Play Co. in Amerika wurde. Als geborener Deutscher und früherer deutscher Schauspieler wird er in seiner neuen Stellung gewiß auch durch die Films für die Verbreitung deutschfreundlicher Stimmung Er lebt schon seit längerem in Neuyork, war Regisseur beim Theaterdirektor Harris, aber bisher nicht in der Filmbranche, auch nicht als Darsteller tätig, doch liegt dem, zu sorgen wissen, es im Reicherschen Blut, in was unternommen wird, Hervorra gendes und Tüchtiges zu leisten. Eisenbahner-Unterricht im Film. Die Pittsburger Abteilung der Pennsylvania-Eisenbahn hat einen Eisenbahnwagen zu einer Art Kinoschule eingerichtet, um im lebendeiı Bilde ihre Angestellten im Gebrauche der Signalapparate zu unterweisen. Außerdem werden Sicherheitseinrichtungen und Lebensschutzvorkehrungen in Funktion kinematographisch vorgeführt. Besonders interessant sind die Aufnahmen der zu befahrenden Geleisstrecken mit allen ihren, vom Verekehrspersonal zu beachtenden Einrichtungen. Die Vorführungen haben den hervorragenden Zweck, die Eisenbahner zu momentanen Entschlüssen im Falle einer Gefahr zu trainieren, da das Bild mit Eilzugsgeschwindigkeit abrollt. Der Vorführungsapparat steht auf einem Podium auf der einen Seite des Waggons, davor befinden sich Klappstühle der Leinwand gegenüber. Dienstfreie Angestellte reisen hier während des Unterrichts, an den Haltestellen wechselt die Zuhörerschaft, doch können Apparat und Leinwand sofort auch in jenen Stationen aufgestellt werden, wo Raum und elektrische. Einrichtung zur Verfügung steht. Gegen die Filmverwüster. Mancher Vorführer beachtet in seinem Eifer, den er der Vorführung widmet, zu wenig den Zustand des durchzurollenden Films, ein kleiner Sprung der Perforation führt zu einem Riß, eine zu dicke Klebestelle löst sich, das herabhängende Filmband bekommt vielleicht Ölflecke und dann wandert der Film zum nächsten Vorführenden, der verzweifelt alle Versuche macht, trotz dieser Vorkommnisse eine halowegs gute Vorführung zu erreichen. Aber nicht nur Vorführer sind solche Bildverwüster, auch bei Verleihern wird wegen eiliger Expedition der Film kaum durchgesehen, geschweige denn aus ihm kleine Fehler entfernt. Diesen Übeln können Vorführer und Theaterbesitzer sehr leicht abhelfen. Man lasse jeden Film vor der erstmaligen Vorführung über den Umwickler oder durch die Hand laufen und schneide die fehlerhaften Stellen aus, Erhielt man den Film direkt vom Verleiher, so sende man die Ausschnitte an den Verleiher. Diese haben ein Interesse daran, jene Abnehmer zu kennen, bei denen Films nicht geschont werden, andererseits werden es aber die Theaterbesitzer so erreichen, daß die Fabrikanten beim Verkauf gewiß jenen Abnehmern den Vorzug geben, die ihre Films würdig zur Vorführnug gelangen lassen. Der Film als Propaganda im neutralen Ausland, Die Zentralstelle für Auslandsdienst hat dieser Tage eine Filmvorführung im Anwaltshause veranstaltet, um den Vertretern der deutschen und neutralen Presse zu zeigen, in welcher Weise sie die neutralen Länder über das Leben in Deutschland während des Kriegs unterrichtet, Diese Aufgabe hat sich als durchaus notwendig herausgestellt, weil das neutrale Ausland früher fast lediglich von unseren Gegnern orientiert worden war. Herr Direktor Schuhmacher, der Leiter der Bilderzentrale, gab in einem Vortrag einen interessanten Einblick in diese Aufklärungsarbeit und führte zum Schluß Bruchstücke aus sehr wirkungsvollen Filmen vor, die auch den lebhaften Beifall der Gäste hatten.