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Seite 26
8. Jahrgang 1915
Nummer 39
Die Frauen und der Film.
Von Dorothea Goebeler.
der Kinder, aus verrufener Schenke
at wohl schon jemand einmal Regennacht, um den Mann, den Vater H-nachgedacht, welch’
eine eigentümlich vielseitige
und interessante Rolle die Frau im Filmdrama spielt? Ich will nicht von der darstellenden Frau reden, von Asta Nilsen, Henny Porten und den anderen Größen des Kinos, ich habe die Frau im Sinn, die dargestellt wird, und die Wirkung, die sie auf die Frauen imZuschauerraum ausübt, Was wäre ein Filmdrama ohne Frau? Es könnte nicht existieren ohne sie, es braucht ihre Gunst als Zuschauerin und braucht sie an sich selber. So räumt sich die Frau denn eine besondere Stelle ein. Es gibt kein Filmdrama, in dem die Frau Mit alı ihren Vorzügen und Schwächen, ihren Reizen und ihren Fehlern finden
keine bedeutsame Rolle spielt
wir sie auf der weißen Wand. Auf der wirklichen Bühne trifft man die Frau immer nur als Heldin in hochdramatisch scharf geschürzten Konflikten oder als Naive und muntere Liebhaberin in allerhand possenhaften, mehr oder minder unmöglichen Situationen. Das Filmdrama kennt die tragische Heldin auch, sie kennt ebensogut die Soubrettenrolle; sie führt uns daneben aber auch, und das nicht gerade am wenigsten, die Frau in der Alltäglichkeit vor, und sie übt gerade hier ihre tiefgehendsten WirOhne viel Worte zeigt sie uns, wieviel Dramen das Leben der Frau mit sich bringt; Dramen, die Niemand als bühnenfähig bearbeiten würde, und die in ihrer Art doch auch Tragödien und Komödien sind.
Das Weib des Trinkers: Zitternd schleicht es durch die dunkelfeuchte
kungen aus,
zu holen, Sie selbst wagt sich nicht hinein; ihr kleines Mädchen schickt sie, das unschuldige blondhaarige Ding, die fluchenden und lärmenden Gesellen. Wird der Vater ihm folgen, noch bevor er den Wochenlohn ganz ver
mitten unter wüsten,
trunken hat? Bangend lauscht ein blasses Weib an der Wirtshaustür. Mühsam führt sie den Betrunkenen heim, Schläge und Mißhandlungen gibt es, bis sie ihn endlich zur Ruhe gebracht hat. Weinend umstehen die hungernden Kinder den leeren Tisch; weinend rückt Mutter die Nähmaschine heran, um in nervenzerrüttender Stichelei während langer Nacht ein paar Groschen für den kommenden Tag zu verdienen, einen neuen Tag des Hungers und der Not. — Ein Alltagsschicksal! abertausenden Fällen spielt es sich tagtäglich auf der ganzen Erde ab, nicht nur im Kreis der Armen, nein,
In tausenden und
mit etwas besseren Milieu, nicht ganz so roh und brutal, aber nicht minder schrecklich in seinen Wirkungen,
bis in die obersten Schichten hinein,
Die Bühne hat keinen Platz dafür, der Film aber zeichnet uns die Tragödie so manchen Frauenlebens knapp und scharf auf der Projektionswand. Wie unter einem grellen
Schlaglicht sieht man plötzlich den
Fernsprecher: 690
-e=s Todesrauschen ==>
Kriegsdrama in 3 Akten
Monopolinhaber für Rheinland, Westfalen, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen:
Lichtspielhaus „Wittekind“, Herford
Kampf so vieler Frawen draußen, diesen stummen Kampf, der so viel Leben aufreibt, und an dem man nur allzu oft achtlos vorüber schreitet.
Und noch mehr solcher Schlaglichter fallen von dem Film in die Welt hinaus: die Mutter. Mit all ihren Freuden und Leiden schreitet sie auf der weißen Wand an uns vorüber, Die glückliche Mutter, die ihre Kinder kost und herzt, die Mütter, in deren Haus die Sorge wohnt, die am Bett deskrankenKindes wacht, die im einsamen Zimmer brennende Tränen um die verlorene Tochter weint. Wir kennen sie alle, sie wohnt in der Wirklichkeit vielleicht in unserer nächsten Nähe, aber wir achten ihrer nicht. Ob der Film, der ihre rührende Gestalt uns zeigt, nicht doch manchen ans Herz greift? und ihn daran erinnert, daß ebenso wie im Bilde einst auch an seinem Lager sorgende Liebe saß, eine Mutter, die vielleicht seit langem schon in irgend einem Winkel der Welt sehnsüchtig des armen Kindes wartet, glücklich schon, wenn sie nur einen Gruß erhält, ein kurzes Zeichen, daß der Sohn im Trubel des Lebens die alte Mutter nich ganz vergißt!
Aber die Frau tritt uns im Filmdrama auch noch in anderer Gestalt entgegen. Wir sehen sie als liebliches junges Mädchen, in dessen Herzen eben die Liebe erwachte,
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