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Seite 12
8. Jahrgang 1915
Nummer 40
hergestellten Formularen selbst anfertigten und hier zur Beglaubigung vorlegten, ist damit hinfällig geworden. Trotzdem verschafften sich Filmverleiher im mer noch Vordrucke nach alter Art, füllen diese als „Abschriften‘ bezeichneten Karten an der Hand der in ihrem Besitz befindlichen Genehmigungskarte aus und fügen sie dem zu verleihenden Film bei. Es muß demgegenüber immer wieder darauf hingewiesen werden, daß solcherart hergestellte Zensurkarten ungültig sind und daß nur die durch Rundstempel „Der Polizei-Präsident zu Berlin, Abteilung VII” versehenen Geltung haben, Empfehlenswert erscheint es, beim Betreffen von solchen ungültigen Karten ihre Hersteller festzustellen und sie auf das Unzulässige ihres Verhaltens und die Zwecklosigkeit der Karten hinzuweisen, falls nicht die Lage des Einzelfalles zum strengeren (strafrechtlichen) Einschreiten — $ 267 R.-St.-G.-Bs. — Anlaß gibt. 543 — VII K. 15.
Berlin, den 22. September 1915.
Der Polizei-Präsident.
Wir betonen nochmals, daß diese verlangte Nachprüfung nur scheinbar nicht mit Geldkosten verknüpft ist, denn die neu zu bestellenden Karten kosten pro Stück 10 Pfg. Stempelgebühr und außerdem noch Druckgebühren,
Die Behörde steht hier so stark außerhalb der Erfordernisse unserer Branche, daß alle neue Bestimmungen immer stark verunglückt wirDer Ansturm auf die Magazinstraße, um rechtzeitig die Nachprüfung aller bis zum 31, Dezember 1912 geprüften und
ken, von uns vorausgesagte
für Kinder genehmigten Films zu erwirken, ist so stark, daß das Material nicht bewältigt werden kann. Es ist jetzt schon stillschweigend eine Nachfrist ins Auge gefaßt. Außerdem zeigt es sich jetzt ganz besonders markant, daß, da jeder Besitzer eines Film-Exemplars sich seine mit Stempelsteuer belegte Karten drucken läßt, dadurch eine ungeheure, unproduktive Arbeitslast und unnütz große Jedes
mal ist beim Polizei-Drucker Neusatz
Kosten verursacht werden,
erforderlich, und oft kommt es vor, daß ein und dieselbe Karte von den verschiedensten Film Besitzern in kürzesten Zeitzwischenräumen mehrere Male bestellt wird, Dies alles könnte vermieden werden, wenn Karten auf Vorrat gedruckt werden und die Stempelmarke erst nach dem erfolgten Druck aufgeklebt und entwertet wird. Dann würde jede Ursprungsfirma einen genügenden Vorrat an Zensurkarten für jeden einzelnen Film zu liegen haben, und je nach Bedarf können dann kleine und kleinste Quantitäten zur Abstempelung und
10 Pfennig-Besteuerung ‚gelangen.
Durch den großen Ansturm auf die Zensur, der durch die Nachzensur
hervorgerufen wird, ist naturgemäß
auch die prompte Herstellung der.
gedruckten Zensur -Karten stark beeinträchtigt. Nachdem die beteilisten Verleiher oder Fabrikanten nach langem Warten endlich eine Entscheidung der Zensur erlangt ha
ben, beginnt von neuen die Warte
Carl Schönfeld
ist der Verfasser, Regisseur und Hauptdarsteller des gewaltigen neuen Schlagers ‚Die Goldquelle‘“, der in Kürze in der Oeffentlichkeit das
größte Aufsehen erregen wird.
zeit für die Fertigstellung der Karten. Hier müßte sich doch unseres Erachtens ein Weg finden, um die Interessen der Branche mehr zu berückSchließlich ist doch die Zensur für die Branche da und nicht die Branche für die Zensur, Wir können es nicht verstehen, weshalb der Polizei-Präsident für die Herstellung
der Zensurkarten einfach ein Monopol
sichtigen,
vergiebt; wäre es nicht viel richtiger den einzelnen Fabriken die Herstellung der Karten nach vorgeschriebenem Muster selbst zu überlassen. Der Fabrikant kann sich ja, noch bevor er den Film zur Zensur einreicht, eine provisorische Karte mit genauer Titelangabe herstellen lassen und mit dem Film zusammen zur Zensur bringen, Mit einer Aenderung dieser Anordnung würde schon mancher Zeit
verlust behoben sein,
Die neue Erschwerung bringt nicht nur große Unbequemlichkeiten, viel Kosten und geschäftiichen Schaden mit sich, sondern beweist gleichzeitig aufs neue, daß die Zensurbehörde, der Technik, der Branche und den kaufmännischen Erfordernissen die Sackgasse fühlen wird, in die es geeben die FilmMaterie jeder Kartothek-Einordnung dauernd trotzen wird.
fernstehend, immer deutlicher
raten muß, weil
Im übrigen halten wir diese neue Anordnung nicht für rechtsgültig. Wir werden noch Gelegenheit haben, diese Frage
näher darzutun,