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Seite 16
zn Fun
NV
Herr Richard Oswald schreibt:
„Wenn ein gutes Theater ein schlechtes Stück gibt, so wird man sagen „Das Stück ist schlecht; das Theater tut unrecht, das Stück zu geben“, oder: „Die Schauspieler sind zu schade für das Stück.“
schlechter Film gegeben wird, so wird
Wenn ein
gleich dem ganzen Kino die Lebensberechtigung abgesprochen.
Ein bedeutender Kritiker hat einmal geschrieben: „Wer über Theateraufführungen urteilt, muß wissen, was und wie im ganzen Reich Theater gespielt wird.” Es ist klar, daß die größten Feinde des Kinos die sind, die vielleicht einoder zweimal einen Film gesehen haben und die vielleicht gerade Pech hatten.
Die Industrie ist noch so jung. Sie hat und kann noch keine Kultur haben. Es ist aber schon bedeutend geDie Möglichkeit, im Film stark zu wirken, ist zweifellos da. Wir haben Wirkungen im Film erlebt, die weder das Theater noch
Und da Der Film soll und muß seine eigene Technik haben. Was wegen der Begrenztheit der Bühne und des Buches nicht möglich ist, soll der Film bringen, Die Technik des Films ist leider noch nicht geboren, wir warten auf sie. Wir
lichtet worden,
der Roman bringen kann, ist der springende Punkt,
warten auf den Dichter, dem es gelingt, das ideale Filmstück zu schreiben, und der wird®kommen, er muß Die größten Eindrücke im Leben, der größte Schmerz und die größte Freude sind wortlos. Auch die Mystik bietet dem Film ungeahnte Möglichkeiten. Selbst Psychologie ist im Film möglich. Das,
kommen, menschlichen
was von außen auf den Menschen wirkt und wie es auf ihn wirkt, ist doch zu sehen, und Alles, was zu sehen ist, läßt sich im Film stellen.
Jede Neuheit hat durch viele Jahre
8. Jahrgang 1915
erbitterte Feinde gehabt, und die ärgsten Feinde sind die, die das, was
sie befehden, nicht kennen.
Es wird noch viel Schund gemacht, Zugegeben, Ist aber das, was die meisten Theater bringen, nicht auch Schund? Das Kino ist heute dort, wo das Theater vor 50 Jahren Bei der Birch-Pfeiffer und Kot
Es wird aber von Jahr zu
war. zebue, Jahr besser werden, Der Geschmack des Publikums wird veredelt.
Ein paar berufene Leute sind mit großen Opfern dran, immer mehr in die Tiefe zu schürfen und den Film zu verbessern, aber übers Knie brechen läßt sich natürlich nichts, Eine Sache, die Millionen und Abermillionen Zerstreuung und Vergnügen bereitet, ist existenzberechtigt und läßt sich von hämischen, unsachlichen Schreiern, die die Materie garnicht kennen, nicht aus der Welt schaffen. Wenn in der kurzen Zeit des Bestehens auch nur ein Film geschaffen wurde, der vielen Anregung und geistifen Genuß brachte, dann ist der Film vielleicht oder sogar bestimmt noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Möglichkeiten angelangt, aber dann ist der Film existenzberechtigt."
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Im übrigen hat sich auch der Interessenverband mit der Angelegenheit des Kino-Angriffs seiten des Tageblatts beschäftigt. Wir erhalten darüber folgendes Material:
„Die am 18, November 1915 in Berlin versammelten Vorstandsmitglieder des Verbandes zur Wahrung
gemeinsamer Interessen der Kinema
„Berliner
tographie und verwandter Branchen zu Berlin E, V. und Vertreter der deutschen Filmindustrie erheben den schärfsten Einspruch gegen den in Nummer 582 des Berliner Tageblattes vom 13, November 1915 erschienenen
Nummer 47
Artikel „Kino und Weibsteufel” von Fritz Engel, der in völlig unsubstanziierter Weise nicht nur das Kino und die für ihn tätigen Autoren und Darsteller, sondern auch das Publikum angreift. Bei der Verallgemeinerung der Angriffe verzichten wir auf eine Widerlegung im Einzelnen. Wir beschränken uns lediglich darauf, die Verunglimpfung der Leistungen der deutschen Lichtspielkunst, die sich der
hoher und höchster Kreise, sowie
fortlaufenden Anerkennung seit Kriegsausbruch besonders auch der militärischen Behörden und unserer Feldgrauen erfreut, kräftig zurückzuweisen, Ebenso lehnen wir im Namen der für uns tätigen Autoren und Darsteller, im Artikel Dichterlinge und Filmlinge genannt, die Zumutung ab, daß sie nur aus materiellem Interesse für den Film tätig sind. Die unfaßbare Beleidigung des deutschen Publikums, daß es jede Rohheit im Film kritiklos hinnehme, wenn sie nur im prunkvollen Rahmen geboten werde, hängen wir durch diese Feststellung einfach niedriger und überlassen die richtige Antwort dem gesunden Sinne der deutschen Lichtspielbesucher.“
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Wir haben dem kaum noch etwas hinzuzufügen. Die Unsumme all dieser methodischen Angriffe, die seitens einer bestimmten Art von Tagespresse immer und immer wieder gegen die ehrlich arbeitende FilmIndustrie erhoben werden, müssen naturgemäß einmal einem Widerhall auch beim kinofreundlichen Publikum finden und diese zu Kinofeinden umwandeln. Dies muß unter allen Umvermieden werden, und darum ist stets rechtzeitige Abwehr
geboten,
ständen