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Seite 50d
9, Jahrgang 1916
Nummer 7
Bemerkenswerte Film-Neuheiten.
Wahn und Wahnsinn.
Carl Schönfeld hat einen neuen Film unter dem Titel „Wahn und Wahnsinn“ fertiggestellt und denselben sofort für ganz Deutschland an die Bayerische Filmvertriebs-Gesellschaft verkauft. Bei der bekannten fachmännischen Leitung dieser Firma ist eigentlich schon das Urteil über den Film gefällt. Es ist auch tatsächlich ein gut gelungener Spielfilm, den Carl Schönfeld hier geschaffen hat, ein Film, der im großen Lichtspielhaus, wie im kleinen Theater Erfolg bringen muß. Hier hat Schönfeld wieder einmal bewiesen, daß er dem Film nicht nur durch seine Darstellungskunst das Gepräge geben sondern daß auch seine Regie Gutes und Schönes leisten kann, Das Sujet ist recht interessant und bietet dem bewährten Regisseur die ausgiebigste Gelegenheit zur Entfaltung seines künstlerischen Könnens. In drei Akten, mit ständig steigender Dramatik wird uns dieser wundervolle Stoff in Bildern klar und ohne jeden Umschweif vorgeführt. Ein Vorzug, den man nicht hoch genug veranschlagen kann. Die Frage, ob ein Geisteskranker, der einen anderen ermordert zu haben glaubt, durch diesen Anderen wieder von seinem Leiden befreit werden kann, hat hier im Film in bester Darstellung seine bejahende Lösung gefunden. Nicht, daß hier ein medizinisches Problem klargelegt werden soll, die Kombination dieser, die Menschheit so interessierenden Frage in Verbindung mit der dramatischen Handiung macht den Film zu dem Film, den mar heute braucht.
Der Fall Klerk.
Mitten in der Kriegszeit gründet sich eine neue Film-Firma: „RahameFilm‘, und schon ist der erste Film fertig. Ein Erstlingswerk, das durchaus nicht etwa versuchsweises Experimentieren bedeutet, sondern als tadelfreies Produkt dem Fachmann mit Stolz gezeigt werden kann. Als
Ve:.fasser und Regisseur zeichnet Herr William Kahn, der hier ein raffiniertes Manuskript geschaffen hat, das mit peinlichster Sorgfalt, mit gutem Veırstöndnis, viel Geschmack und mit vermutlich auch nicht geringen Geldcpfern auf den Film als restloses Kunstwe:k gebracht wurde. Die überaus spannende Handlung fesselt gleich vom crsten Augenblick, !äßt keine Sekunde an Spannung nach, und am Schluß kommt die Lösung, die Niemand vermutet. Kein Mord oder sonstiges Verbrechen ist es, daß da in diesem gut durchdachten Kriminalfilm in vier Akten den Kern der Sache bildet, und doch greift es an die Nerven und interessiert ungemein. Diesem Film ist mit Recht ein geebneter und glatter Weg durch das ganze Kino-Deutschland von Herzen zu wünschen.
Die verkaufte Braut.
Der ideenreiche Ernst Matray, die originelle Film-Type, hat einen großartigen neuen Zwei-Akter geschaffen, der als Posse, schön flott und mit viel Humor und OriginalPointen gespielt, uneingeschränktes Lob verdient. Ein junger Mann fühlt sich im Frühling einsam, sieht und ahnt überall Liebe, fühlt sich auch heiratsbedürftig und rennt zum Heiratsvermittler. Die schrecklichsten alten Schrauben werden ihm da offeriert, er verliebt sich aber in die entzückende Braut dieses geschäftstüchtigen Ehe-Schmieders, rückt mit ihr aus und heiratet sie auch. Das Ganze ist so großartig und voller Laune gemimt, daß man unuterbrochen lachen muß, Dieser Film ist typisch richtig
gemacht als humoristische Programm
Darbietung. Den braven Darstellern kann man Dank zollen, daß sie uns im Kinotheater eine wirklich ‚genußreiche halbe Stunde bescheren.
Lumpenliesel.
Otto Riepert hat für Greenbaum ein recht originelles Possen-Manuskript geschrieben, das durch die Regie des Herrn Dr. Hans Oberländer
verfilmt wurde und nun in seinen drei lertigen Akten zur Besichtigung parat liegt. Die Titelrolle in dem von Humor strotzenden Film spielt die allezeit liebenswürdige Egele Nissen, die viel Realismus anwenden mußte,
um ihre symphatische Schönheit, die sie ausstrahli, laut Rolle möglichst zu verbergen. Um diese
zwerchfellerschütternde Bombenrolle drumrum spielen Herr und Frau Hasserbach, Onkel und Tante Eiermann, Der Vater sowie Karl, mit dem „sie seht” und viele Andere, die für ununterbrochene lustige Stimmung sorgen. Jeder Theaterbesitzer sollte die Möglichkeit benutzen, seinen Besuchern die Bekanntschaft mit der originellen Lumpenliesel zu vermitteln,
Die Andere.
Renommierte und anerkannt erste Darsteller haben sich vereinigt, um die Hauptfiguren in dieser Film Tragödie in drei Akten darzustellen, die in bezug auf Inhalt und vornehme Durchführung der Handlung vor grosser Wirkung auf das Publikum sein wird. In allererster Linie ist da Herr Hermann Seldeneck zu nennen, dessen bekannt zurückhaltendes und diskretes Spiel zu schönster und anerkennenswerter Geltung kommt. Er spielt den als reich geltenden von Feldern, dessen Sohn Karl, dargestellt durch den tüchtigen Schauspieler Herrn Theodor Loos, seiner Braut Anna, die in der schönen Lotte Neuaman eine sehr gute Repräsentantin gefunden hat, entsagen soll, Er soll dafür seine Hand der reicheren Irene bieten, die seelenund temperamentvoll durch Eva Speyer routiniert verkörpert wird. Die Handlung, die straff durchgeführt wird, bietet an vielen Stellen hochdramatische Momente die feinsinnig und mit prächtiger Geste gespielt sind. Der Film ist ein Werk der Mutoskop-Gesellschaft, die ihn in nächster Zeit aul
den Markt bringen wird.