Lichtbild-Bühne (November 1917)

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10, Jahrgang 1917 genug davon mitgemacht: als die Russen abzogen, haben sich ein paar Kugeln bis in meinen Salon verirrt!" Und nun beginnt Pola Negri zu erzählen. „Meine genialste Leistung war, meine Eltern zu bestimmen, daß sie mich zum Theater gehen ließen. Es gelang mir endlich. Zuerst lernte ich in Warschau und in Petersburg tanzen, Sie wissen ja, wie man in Petersburg tanzen kann! Und man hat mir oft gesagt, daß ich ein großes Talent sei. Aber ich hatte immer das Gefühl, daß noch etwas in mir ist, daß sich durch den Tanz allein nicht ausdrücken läßt. Und so ging ich in die Schauspielschule. Mein erstes Bühnenjahr verbrachte ich im Warschauer „Kleinen Theater“. In „Sodoms Ende” und vor allem im „Hanele" von Gerhardt Hauptmann hatte ich einen großen Erfolg. Da, sehen Sie!" Und Pola Negri eilt fort und kehrt schnell mit einem großen Lederalbum zurück. „Kritiken! Die Zeitungen sind in Warschau sehr streng. Besonders mit einer Anfängerin. Aber ich glaube, ich kann zufrieden sein.” Und Pola Negri kann wirklich zufrieden sein. Was ich da lese von ‚genialer Künstlerin” und „außerordentliches Talent” igt wirklich ein großer Erfolg. Aber wenn man ihr in die dunklen, ewig belebten Augen blickt, versteht man den Erfolg sofort, „Dann wurde man auf mich aufmerksam,. Ich wurde an das Warschauer „Königliche Theater‘ engagiert. Das entschied mein Schicksal. Ich trat dort nämlich zweimal als mimische Künstlerin auf: in der „Stummen von Portici" und in „Sumurun“, daß Sie wohl auch bei Rein hardt gesehen haben.” „Und wie war der Erfolg?” frage ich höflich. Pola Negri strahlt über das ganze Gesicht. ihrem lustigen, polnisch akzentuier „Kommen Sie", ruft sie in tem Deutsch, „kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen”, Ich folge ihr in einen kleinen, inWieder wundervolle alter Auf einem timen Raum, Barockmöbel, ein herrlicher, Teetisch mit Intarsien. Korbsessel schlafen wieder zwei schwermütig-schöne Puppen. An der Wand hängt ein Porträt der Künstlerin: mit schimmernden, dunklen Locken, glühend rotem Mund und verzehrenden, sehnsüchtigen Augen. ‚Das hat ein Freund von mir ge malt, ein sehr begabter, polnischer Künstler. Ah, die Puppen interessieren Sie? Das sind meine Kinder. Ich habe sie sehr lieb. In Warschau hat man mir welche auf die Bühne gebracht, weil man wußte, wie ich sie liebe. Und sehen Sie, da!" An der Wand sind ein paar Schleifen befestigt: Jubiläumskränze, Ich kann die polnische Inschrift nicht entziffern und lese nur: „Pola Negri” und „Sumurun” und „Stumme von Portici”, „Das hat man mir gewidmet. Und die Zeitungen schrieben, ich müßte einmal für den Film spielen. Ba habe ich mir ein Sujet geschrieben und habe es versucht. Der Erfolg war so groß daß wir alle überrascht waren. In Moskau wollte mich sofort eine Filmgesellschaft für sehr viel Geld engagieren aber da kamen die Deutschen nach Warschau. Nun bin ich bei der „Union. Generaldirektor Davidson will alles für mich tun und ich bin überzeugt, daß ich in dem herrlichen Atelier in Tempelhof mein Bestes hergeben werde. Wir haben große Pläne und wollen acht große Films machen. Ein Sujet kenne ich schon: es ist ein wirklich gewaltiges Drama. Ich darf nicht nennen, aber es ist einer der erfolg Ihnen leider den Verfasser reichsten deutschen Dichter, Ich freue mich sehr, mich dem deutschen Publikum zeigen zu dürfen, Man hat mir versprochen, daß die Films mich in immer verschiedenen Typen zei gen sollen: ich will auch tanzen. Glauben Sie nicht, daß ich Ihren Landsleuten gefallen werde?“ Auch wenn ich nicht im tiefsten Innersten überzeugt gewesen wäre: wer hätte diesen dunkel leuchtenden Augen widerstanden. Ich bejahte und setzte höflich hinzu, daß hoffentlich alle Freunde des Films bald Gelegenheit haben werden, sich ein eigenes Urteil zu bilden, Als ich, den Mantelkragen hochgeklappt, die Zigarre im Munde, mir mühsam einen Weg durch Regen und Wind bahnte, sah ich wie ein Phantom noch den zart erleuchteten Salon vor mir schweben, mit den zierlichen Rokokomöbeln, den phantastischen Puppen und der schönen Frau, die so anmutig und so selbstverständlich sich diesem kapriziösen Stil einfügte, Werner Schulz. a ———m ne