Neue Filmwelt (Aug 1947)

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Albert Steinrück war der erste Wozzeck-Darsteller der vielbesprochenen Kilian-Inszenierung 1913 in München in Soldat, ein braves, dumpfes Tier, hat ein Mädchen, Jdas weniger brav ist. Es hat ein Kind von ihm. Ein Unteroffizier kommt. Er ist strammer, siegreicher und einen, Rang höher. Das Mädchen geht mit ihm. Der Soldat erfährt es und macht Schluß mit ihr und mit sich selbst. Das ist alles, und doch gilt Büchners »Wozzeck« seit mehr als einem Jahrhundert als die klassische antimilitaristische Dichtung der deutschen Literatur und hat als solche sogar noch vor wenigen Wochen in Stuttgart zu Demonstrationen der reaktionären Studentenschaft geführt. Man könnte Wozzeck den tragischen Soldaten »Schweijk« nennen. Es sind nicht wenige, die Büchners Fragment für unverfilmbar halten. Aber das hat man mir auch von Fontanes »Effi Briest« prophezeit, und es ist ein sehr anständiger Film daraus geworden. — Ich beschäftige mich mit dem Gedanken dieser Verfilmung nicht erst seit dem Tage, da ich der Defa,-der Deutschen Film AG., als ihr Chefdramaturg diesen Stoff als Spigenwerk ihrer Produktion vorgeschlagen habe. Schon vor 1933 habe ich ihn ebenso wie Tucholskys »Rheinsberg« wieder und wieder zur Diskussion gestellt. Leider vergebens. Der Mut zum Experiment war noch nicht groß genug! Daß es unter den Nazis ey recht unmöglich war, diesen Stoff auch nur anzuregen ohne Kz-reif zu werden, ist klar. Um so mehr freut es mich, endlich auf Verständnis gestoßen zu sein. — Wie dieser herrliche, wenn auch schwierige Vorwurf zu verfilmen wäre, steht bei mir längst fest. Es steht längst fest bei mir, daß es mit einer Verfilmung nach Motiven von Büchners »Wozzeck« nicht getan ist. Auch das Aktenmaterial, aus dem Büchner seine Fabel geschöpft hat, kann uns filmisch nicht weiterhelfen. Es könnte nur einen platten Kriminalfilm ergeben, und Büchners Geist würde schweigend sein Haupt verhüllen. — In diesem Film wird es nicht einen Sa geben, der nicht im Original steht, und doch wird dieser Film nicht verfilmtes Theater werden, wie es vor Jahren »Der zerbrochene Krug« war. Oh, welch ein edler Kleist ward dort zerstört! Es würde zu weit führen, hier auf Einzelheiten einzugehen. So mögen Beispiele genügen, um zu zeigen, wie wir versuchen wollen, bildhaft zu machen, was bei Büchner oft nur angedeutet ist. — Wir werden nicht mit der berühmten Barbierszene beginnen. Wir beginnen auf einem Kasernenhof, wo exerziert wird und nur unartikulierte Kommandos ertönen: »Auf, nieder!« Die Wozzecks werden »geschliffen«. In der nächsten Szene stolziert Wozzecks Junge, In dem Seziersaal der kleinen Universität erörtert man noch einmal den Mordprozeß Wozzeck. Der junge stud. med, Büchner, empört über die Oberflächlichkeit seiner Kommilitonen, verteidigt den Mörder und wird zum Ankläger gegen eine Welt, die die gequälte Kreatur in