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der »Bub«, mit einem Holzgewehr herum, und was kräht er? »Wer will unter die Soldaten« oder ein ähnliches »Kinderlied«, womit man schon die Seelen der Kleinsten vergiftet hat. Dann erst kommt Büchners erste Szene mit Wozzeck, der seinen Hauptmann rasiert, und dem gesamten Dialog, deren Doppelbödigkeit ebenfalls Anlaß zu einem reichen Bildfluß ergibt. So wird es weitergehen. — Diese Doppelbödigkeit überhaupt ist es, die den Stil dieses Filmes be stimmt. Büchners Sumpf ist ein Sumpf und ist mehr als ein Sumpf, denn mit diesem Sumpf ist die gesamte soziale Struktur seiner Zeit gemeint. Deshalb ist solch ein Sumpf in ganz Deutschland ebensowenig als relatives Motiv zu finden wie für Fri Lang die Bäume seines Nibelungenfilms zu finden waren. Diese Bäume mußten gebaut werden. — Auch im »Wozzeck« wird es keinen realen Sumpf, keinen realen Baum, keine reale |; Blume geben. Dennoch wird dieser Film | kein Millionenfilm werden, denn es müssen 1. Einzeldinge zu Symbolen für das Ganze werara Zwei Schilfhalme, vom Winde bewegt, il ein verzweifeltes Schwanken oder ein Baba mit händeringenden Ästen vor irrlichternde Schleier gesegt für den Aufschrei der gequälten Kreatur. — Der »Wozzeck« wird ein Film der Naheinstellungen werden, wie Dreyers »Jeanne d’Arc« ein Film der Großaufnahmen war. Ich sehe noch den seschorenen Kopf der Falconetti vor mir! Wenn es hier möglich war, den Ablauf der Handlungen nur mit großen Köpfen oder Requisiten zu geben, so wird es dort möglich | sein, ohne »Totalen« die ganze Weite des sozialen Hintersrundes zu eröffnen. Jedes Ding und jeder Sat wird seine Bedeutung haben, und darüber noch eine tiefere, die hinter ihm steckt. — Nichts gegen die Filme der Wirklichkeit' Die Russen haben uns in ihren Meisterwerken gezeigt, wie hoch die Filmkunst sich auf dem Boden des realen Lebens entwickeln kann. Hinter dieser Realität aber gibt es noch eine andere Welt, die nicht weniger real ist. Es ist die Welt der Symbole! Diese Welt neben der anderen sichtbar zu machen, wird auch die Aufgabe des Wozzeckfilms sein. Georg €. Klaren
Kurt Meisel, der von Film zu Film sein Rollengebiet erweiterte und von den Randfiguren mehr und mehr zur großen Charakterrolle kam, spielt den Wozzeck
hybrider Selbstgerechtigkeit ans Kreuz schlägt. Das ist der Rahmen der Wozzeck-Tragödie, in der Kurt Meisel den Titelhelden, Helga
Zülch die »Marie«, Richard Häufler den »Tambourmajor« und Arno Paulsen den »Hauptmann® spielen. (Fotos: Defa Brix)