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UNVERGESSENHANS MEYER-HANNO
Laßt euch nicht vertrösten! Ihr habt nicht zuviel Zeit! Laßt Moder den Erlösten! Das Leben ist am größten: Es steht nicht mehr bereit. Bertolt Brecht
ein Gedenkstein, nicht einmal eines ‚der schlichten E19 088
kreuze dieses Krieges, bezeichnet die Stelle, wo Hans MeyerHanno sein Grab fand. Gleich seinem Freund, dem Schauspiel«r Werner Scharf, verschlang ihn der Krieg zu einem Zeitpunkt, da seine Wogen bereits verebbten, da der tödliche Würgegriff des
Faschismus, der unser Volk umklammert hielt, sich langsam
lockerte. Sein äußeres Leben ist bald erzählt. Der um die Jahrhundertwende in Hannover Geborene fand:rasch zur Kunst; doch‘
nicht sogleich zur Bühne. Auf dem Wege über die Malerei entwig£"elte er sich zu einem begabten und gesuchten Bühnenbildner u am von hier aus zur Schauspielkunst, die ihn nicht mehr
losließ. Nach verschiedenen Verpflichtungen in der. Provinz ging
er nach Berlin zur »Gruppe junger Schauspieler« und schließlich zu dem berühmt gewordenen Kollektiv Gustav von Wangen
heims, der »Truppe 31«. Hier half er jenen Erfolg miterringen,
der Wangenheims Stück »Die Mausefalle« zu einem "Begriff in der Theatergeschichte dieser Epoche werden ließ.
Doch schon im Februar 1933 wurde mit dem Verbot von »Da
liegt der Hund begraben« der Arbeit der Truppe in Deutschland ein. Ende gesett, und ihre Mitglieder verstreuten sich über die ganze Welt. Hanno, wie ihn seine Freunde nannten, blieb in Berlin. Von da ab führte er das Leben, zu dem das III. Reich jeden zwang, der im Beruf bleiben wollte, ohne seine antifaschistische Gesinnung zu verleugnen. Für die feindliche Um
welt war er der harmlose, unpolitische Schauspieler, der! in ‘stetem Wechsel von Proben, Vorstellungen und Drehtagen sich
einzig um seine Rolle und die kleine Familie zu Hause kümmerte. Für seine Freunde war und blieb Hanno der politische Mensch, der Kamerad, der seinen Pla in der großen Familie der Gleichgesinnten gefunden hatte, der unahblässig an der Erfüllung seiner politischen Aufgaben arbeitete. Diese Arbeiten &ewannen an Umfang und Bedeutung, je mehr der Kampf gegen den Nationalsozialismus zu einer Sache wurde, die breite Volks
schichten erfaßte und einbezog. Während Theater und Film diesem begabten, wandlungsfähigen Schauspieler nur Randfiguren zu bieten hatten, arbeitete er zugleich in der Redaktion der illegalen Kulturzeitschrift »Die Rampe«, organisierte er später Hilfsaktionen für Spanienkämpfer und Hinterbliebene von Ka.-Insassen und war allen ein Vorbild an unermüdlicher
| Hilfsbereitschaft:
Der Krieg brachte neue und größere Alpin Er brachte den
ersten großangelegten Versuch einer Zusammenfassung aller anti
faschistischen Kräfte in der Römerund Urich-Gruppe. Sie wurde 1942 zerschlagen. In ihrer Leitung hatte Meyer-Hanno von Anfang an mitgearbeitet. Damals entging er dem Schicksal, das fast den gesamten Kopf dieser Gruppe ereilte, und stellte sich kurz darauf der nach Stalingrad entstandenen Bewegung »Freies Deutschland« zur Verfügung. Hier traf ihn 1944. das schon beinahe allgemein gewordene Schicksal der Illegalen: Verhaftung und Untergang. Zwar gelang es, seinen Kopf zu retten.
Er wurde — und dies galt damals als ein großes Glück — nur
zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt. So glaubten wir ihn gerettet, doch sein Schicksal wollte es anders. Unter noch ungeklärten Umständen wurde Meyer-Hanno aus dem Gefängnis heraus von seinen Wächtern und Henkern beim Heranrücken der
‘Russen ermordet.
So. starbMeyer-Hanno. Einer, der vielen geholfen hatte, und für den es in jenen Tagen. nichts anderes gab, als ein Schatten
‘dasein in der Kunst und im Leben ‚Verfolgung, Gefängnis und frühen Tod.
Kein Gedenkstein bezeichnet ie ‚Stelle, wo er ehe liegt. Doch uns bleibt er unvergessen.
K. H. Bergmann
Mit Joachim Gotischalk in dem: Film »Du und’ich« 1938 (Foto: Archiv)
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