Neue Filmwelt (May 1948)

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Tr s läßt sich nicht mehr genau feststellen, welches Kind das historische war, das zum erstenmal auf der Leinwand erschien. Sicherlich aber ist eines der ersten Filmkinder in der Geschichte der Kinematographie niemand anders als — Kurt Bois, denn schon im Jahre 1909 wurde seine Serie »Der kleine Detektiv« ein Welterfolg. Nicht geringer war der Ruhm seines kleinen französischen Kollegen, der seltsamerweise unter dem deutschen Namen »Fritchen« 1910 bis 1914 in einer Gaumont-Serie das Filmpublikum begeisterte. Das Jahr 1920 aber kann als Geburtsjahr des Kinderstars bezeichnet werden, als Chaplin in dem berühmten Film »The Kid« Jackie Coogans Karriere startete. Die Popularität dieses kleinen Burschen mit der verkehrt aufgesegten Müße und den viel zu großen Hosen brachte ungezählte Elternpaare auf den Gedanken, sich durch ‘ihre Sprößlinge auf einfache Weise einen sonnigen Lebensabend bereiten zu lassen, und es sette ein Run von Jackies auf die Filmfirmen ein, dem nur allzuoft tränenreiche Enttäuschung im engsten Familienkreise folgte. Trogdem sind gerade aus dem unerschöpflich scheinenden Reservoir amerikanischer Filmbegabungen immer wieder neueKinderdarsteller aufgetaucht, die es zu Weltruhm bringen konnten, von dem pugigen Wunderkind Shirley Temple an bis zu der kleinen »sophisticated Lady« Margaret O’Brien. Da war der zarte und romantische Typ von Freddie Bartholomew (»The. little Lord«, »Oliver Twist« und »Manuel«), der derbe und wigige Mickey Rooney (der z.B. in Reinhardts »Sommernachtstraum«-Film den Puck spielte), und neben diesen großen kleinen Stars wimmelte eine ganze Anzahl von sommersprossigen bis zu schokoladenfarbigen, strohblonden oder krausköpfigen, schlacksigen oder anmutigen Dreikäsehochs über die amerikanischen Zelluloidstreifen. Und wenn ihre Begabungen auch verschiedenartig waren, so be saßen sie doch alle ein Gemeinsames: eine erstaunliche Natürlichkeit. Selbst bei so einem Wunder der Dressur, wie es Shirley Temple schien, blieb immer das Sympathische, daß die kindliche Lust am eigenen Spiel bewahrt wurde. Nichts wirkte unecht und eingetrichtert, und die größte Gefahr, nämlich unangenehm altklug zu wirken, wurde geschickt vermieden. Kein Wunder, daß dies »Lockenköpfchen« Vermögen einbrachte, und daß sein Ruhm die europäischen Filmleute und Eltern nicht ruhen ließ. In Deutschland haben es Kinder wie Loni Nest, Petra Unkel, Inge Landgut und die kleine Wienerin Traudl Stark auch zu großer Popularität bringen können, wenn auch ihre Begabung begrenzter war und ihre kleinen Persönlichkeiten nicht groß genug, um eine ganze Welt zu bezaubern. Shirley Temples Begabung aber scheint mit ihrem Wachstum Schritt gehalten zu haben, sie gehört auch heute noch zu den beliebtesten Schauspielerinnen Amerikas. Von unseren Filmkindern hat z.B. Inge Landgut ständig an ihrer Ausbildung weiter gearbeitet und ist in die Reihe der hoffnungsvollen Nachwuchsdarstellerinnen gerückt. Auch von Traudl Stark hört man, daß sie in Wien wieder filmt, und der junge Hans Richter, der ungezählte Kinderrollen gespielt hat, ist ein richtiger Schauspieler geworden. : Die Filme, die man für Filmkinder schrieb, spielten fast alle in der Welt der Erwachsenen, und die kindliche Figur wurde mei-' stens als dramaturgisches Mittel benutt, als rührendes oder humoristisches Moment, um die Handlung zu veroder. entwirren. Auf einem ganz anderen Blatt steht der Kinderfilm, der ein ganzes Ensemble von jugendlichen Darstellern erfordert. Hier ist nicht das Filmkind der Mittelpunkt, sondern das Problem, die reine Story, für die die Darsteller nicht vorhanden sind, sondern gefunden werden müssen. Es ist also hier von vornherein. die Rolf Wenkhaus, Inge Landgut und Hans Richter. Kennen Sie sie noch? Die drei aus »Emil und die Detektive«? Fotos: Archiv (3), MPEAIMGM (1), DEFA (2), Eagle Lion (2), Ita (1), Sovexport (1)