Neue Filmwelt (March 1948)

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Wir meinen Filme wie Petrows »Pjotr«, der am Beispiel dieses großen Zaren uns dıe entscheidende Wende vom Übergang des russischen Reiches vom Staatswesen orientalisch-feudalistischer Prägung zum westlich-absolutistischen Kaiserreich erleben, laßt. Wir meinen Filme wie die »Maxim«-Trilogie der Regisseure Kosinzew und Trauberg, die ein ganzes Jahrzehnt der Geschichte der Arbeiterbewegung in Rußland (die Jahre 1907—1917) in den Figuren des Maxim und der Natascha lebenswahr und überzeugend zu gestalten verstanden. Wir meinen Filme wie »La Marseillaise«, Sergej Eisensteins » Alexander Newskij« und andere — “doch genug und übergenug. z Ja, diese Filme meinen wir, und es ist kein Wunder, daß es gerade sowjetrussische Filme in solcher Überzahl sind, die wir hier aufzählen können. Denn neben der künstlerischen Gestaltungskraft, die wie in allen Fragen der Kunst auch hier das ausschlaggebende Element darstellt, ist es vor allem das Bewußtsein von den wahren, in der Geschichte wirksamen Kräften, das diese Filme auszeichnet. Sie haben erkannt, daß es keine menschliche Wahrheit gibt, die von der Wahrheit des gesellschaftlichen Seins abzusehen vermag. In dieser Erkenntnis, die ihnen, als im historischen Materialismus geschulten Dialektikern, als eine Binsenwahrheit in Fleisch und Blut übergegangen sein mag, liegt eine ihrer wesentlichen Überlegenheiten in der Erkenntnis und Dar stellung geschichtlicher Vorgänge. Die großen historischen Sowjelfilme haben sich die ‚Aufgabe gestellt, das Bild von der Geschichte der russischen Völker, wie es in früheren zweckbedingten Darstellungen erschien, nach “ neuen Erkenntnissen zu revidieren und es dem sowjetischen Menschen, aber auch einem unzureichend unterrichteten Ausland näherzubringen. Sie sind darüber hinaus Zeugnisse von der Kunst sowjetischer Regisseure, das filmische Historiengemälde mit den Mitteln realistischer Därsteilung lebendig zu machen und in stiete Beziehung zu unserer Zeit und unse: rem Zeitempfinden zu Baer Aus »Admiral Nachimow« und »Peter I.« (Fotos: Sovexportfilm) RS In dieser (heute noch seltenen) Verbindung der schöpferischen Persönlichkeit im Verein mit wissenschaftlicher Erkenntnis eröffnen sich dem historischen Film erstaunliche, bisher kaum ge nutzte Möglichkeiten. .K. H. Bergmann